GEW Bayern zur „Schulformwechselstudie“: Bayern steht nur auf den ersten Blick gut da!

Mitteilung: GEW Bayern

Bayern hebt sich auf den ersten Blick positiv von den anderen Bundesländern ab. Nur hier übertrifft die Zahl der „Aufsteiger“ in den Jahrgangsstufen 5 bis 10 die Zahl der „Absteiger“. Auf zehn „Aufsteiger“ kommen neun „Absteiger“. Bei genauerer Betrachtung relativiert sich dieses Bild jedoch.

Rein rechnerisch haben in Bayern im Untersuchungszeitraum mehr als ein Viertel der SchülerInnen die Schulform gewechselt. Damit liegt Bayern hinter Bremen und Berlin auf Platz drei. Solche Wechsel – egal ob nach „oben“ oder nach „unten“ – sind Brüche in den individuellen Bildungsbiographien. Sie stellen SchülerInnen vor zusätzliche Herausforderungen. Sie müssen sich z. B. in eine neue soziale Umgebung integrieren, werden häufig als „Verlierer“ bzw. als „Streber“ wahrgenommen und müssen neue Freundschaften anbahnen.

Auch was die Zahl der Klassenwiederholungen betrifft, liegt Bayern in allen untersuchten Schulformen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Die Autorin der Studie, Gabriele Bellenberg, weist auf den Zusammenhang zwischen der relativ hohen Aufsteigerquote und der hohen Wiederholungsquote hin: Die fünften Jahrgangsstufen der Realschulen z. B. nehmen 16,1 % Schulformwechsler auf. Gleichzeitig ist die Wiederholerquote mit 7,7 % an Realschulen weit über dem Bundesdurchschnitt von 4,3 %. Bellenbergs Fazit: Viele FünftklässlerInnen wechseln von der Hauptschule in die 5. Klasse der Realschule (und auch des Gymnasiums) und nehmen damit die Wiederholung einer Klassenstufe in Kauf.

Dazu Gele Neubäcker, Vorsitzende der GEW Bayern:

„Demnach entziehen sich immer mehr Familien der restriktiven Zuordnung ihrer Kinder durch die Grundschule. Angesichts der Forschungslage, die Wiederholungen wenig positive Effekte zuschreibt, sind diese Ergebnisse für uns ein weiteres Argument für die sofortige Abschaffung des „Grundschulabiturs“ und die Übertragung der Verantwortung für die Schulwahl auf die Eltern zusammen mit ihren Kindern, solange das zergliederte bayerische Schulsystem noch Bestand hat. Der Grundschule kommt dabei eine wichtige Beratungsfunktion zu.
Darüber hinaus bestätigt die Studie relevante, ältere Befunde, die für SchülerInnen in Bayern ungünstig sind: Die in Bayern nach wie vor unterdurchschnittliche Übertrittsquote an Gymnasien bildet sich entsprechend in der AbiturientInnenquote ab. Trotz attestierter guter Leistungen der bayerischen GrundschülerInnen erreichen unterdurchschnittlich wenige SchülerInnen die Fachgebundene Hochschulreife, und noch weniger die Allgemeine Hochschulreife. Die Abiturquote zusammen liegt mit 41,2 % um 7,8 % unter dem Bundesdurchschnitt von 49,0 %. Da stellt sich die Frage, ob bayerische SchülerInnen beim Hochschulzugang nicht grundsätzlich benachteiligt sind, denn aufnehmen
de Hochschulen fragen nicht nach der Herkunft des Abiturzeugnisses.“

Pressemitteilung Nr. 15/2012 v. 31.10.2012
GEW Bayern
Gele Neubäcker
Vorsitzende der GEW Bayern
Schwanthalerstraße 64
80336 München

www.gew-bayern.de

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