Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 93: Grüne Sündenböcke

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 93

 

Grüne Sündenböcke

„Diese paranoide Realitätsverkennung bringt in der Tat eine rasche Spannungsentlastung. Was bisher ungreifbar und in einem selbst war, ist nun greifbar, sichtbar und draußen in der Welt. Indes ist mit solcher Entlastung immer Realitätsverkennung verknüpft.“
(Alexander Mitscherlich)

Es ist niederschmetternd zu sehen, wie die Neue Rechte sich linke Traditionen aneignet. Volker Weiß hat in seinem Buch „Die autoritäre Revolte“ bereits darauf hingewiesen, dass sie keine Hemmungen und Berührungsängste kennt und sich längst nicht mehr mehr nur aus dem Fundus der bekannten rechten Literatur bedient. Auch Antonio Gramsci, der von den italienischen Faschisten von 1929 bis 1935 eingekerkert wurde, wird in Dienst genommen und ausgeschlachtet. Er war neben Georg Lukács und Karl Korsch wohl der bedeutendste marxistische Denker der Zwischenkriegszeit und hat maßgeblich dazu beigetragen, den Marxismus aus seiner stalinistischen Erstarrung zu befreien. Der von dem Treffen im Landhaus Adlon bekannte Martin Sellner ist ein Verfechter einer von Gramsci beeinflussten Strategie der Eroberung der „kulturellen Hegemonie“. Gramsci war davon überzeugt: Die Macht erobere man vor allem durch Ideen, längst komme sie nicht mehr (nur) aus Gewehrläufen. Nur auf den ersten Blick habe sie ihren Sitz in den politischen Institutionen, sie habe sich verzweigt und sei molekular geworden. Sie habe von unseren Wünschen und Bedürfnissen Besitz ergriffen, sei bis in die Denk-, Gefühls- und Handlungsgewohnheiten vorgedrungen. … weiter

(Hinweis: Der Link führt seit Nummer 66 auf die eigene Seite der durchhalteprosa.de )


Clipart oben links von OpenClipart-Vectors auf Pixabay
Bild von Marco auf Pixabay


Alle bisherigen Texte von Götz Eisenberg im GEW-MAGAZIN

 

Our Friend Fisherman

Der Kommentar zum Zeitgeschehen

Es ist ja immer wieder nicht zu fassen, was den Sesselkriegern in unserem Land so einfällt, um die Bevölkerung im Kriegsmodus zu halten.

Die neueste Volte liefert der ehemalige Hoffnungsträger der „Grünen“, Joschka Fischer, der Mann, der in Regierungsverantwortung mit dazu beitrug, einen völkerrechtswidrigen mitzumachen und dafür sogar den Holocaust in Ausschwitz instrumentalisierte, den Krieg in Jugoslawien, der letztlich zu Verwerfungen führte, die noch heute auf dem Balkan zu verfolgen sind. Der Mann, der sich zum großen Bewunderer von Madame Albright gerierte, der ehemaligen USAußenministerin, die sich rühmte, es sei es wert gewesen, dass durch Sanktionen gegen den Irak damals 500.000 Kinder ums Leben gekommen seien. Der Mann, der sich vom Frankfurter „Putztruppenkieger“ nun zum Elderstatesmangeber entwickelt hat. Weiterlesen

Macht euch – und andere – schlau!

Über das Verhältnis von Aktion und Aufklärung

Ein Kommentar zur Klima-Demo am 1.3.2024 von Rudi Netzsch

Damit es keine Missverständnissen gibt:

  • Die gewerkschaftlichen Kämpfe im ÖPNV sind berechtigt.
  • Der Klimawandel ist eine ernste Bedrohung der menschlichen Zivilisation.
  • Eine Verkehrswende weg vom Auto und hin zu den Öffis ist essenziell, um den Klimawandel abzuwenden.

Es soll auch nicht bestritten werden, dass zwischen diesen Erfordernissen ein Zusammenhang besteht. Allerdings ist der anders beschaffen – und sehr viel grundsätzlicher – als in den Aufrufen zu dieser Demo dargestellt.

Aber der Reihe nach.

Es stimmt ja: Zwar konnte man als Busfahrer oder einfacher Angestellter der Verkehrsbetriebe noch nie besonders üppig leben, doch frisst nun die Inflation auch noch das Wenige auf, das man bisher gehabt hat, und die Arbeitsbedingungen werden gleichzeitig um so unerträglicher, je mehr die – meist als „Sparzwang“ ausgegebenen – Kalkulationen der Betriebe offensiv auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden. Deshalb müssen sie kämpfen, um überhaupt von ihrer Arbeit vernünftig leben zu können. … weiter

 

Mündigkeit – eine ganz besondere Chose

Der Kommentar zum Zeitgeschehen

von Jürgen Scherer

Mündigkeit sollte ja eigentlich kein besonderes Thema mehr sein. Ist es aber doch, wie der heutige etwas längere Beitrag zeigen soll. Zum Glück hat der Februar dieses Jahr einen Tag mehr. Da bietet sich ein Touch Essayismus an.

Beginnen will ich mit einem unserer Altvorderen der Emanzipation, der sich im Rahmen seiner gesellschaftlichen Studien im Jahr 1783 grundlegend zum Problem der Mündigkeit geäußert hat: Immanuel Kant.

Immanuel Kant, Gemälde von 1768, public domain

Nach Kant ist Aufklärung der „Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ Unmündigkeit sei das „Unvermögen sich seines Verstandes ohne die Leitung eines anderen zu bedienen“. Diese Unmündigkeit sei selbstverschuldet, wenn ihr Grund nicht ein Mangel an Verstand sei, sondern die Angst davor, sich seines eigenen Verstandes ohne die Anleitung eines anderen zu bedienen. Der Wahlspruch der Aufklärung sei also: „Sapere aude!“, was etwa bedeutet „Wage zu wissen!“ und von Kant mit „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ präzisiert wurde. Eine noch einfachere Definition der Aufklärung gibt er mit der Aussage, sie sei „die Maxime, jederzeit selbst zu denken“. … weiter

 

Gemeinsam für Demokratie, Meinungsfreiheit und Vielfalt in der Gesellschaft und Wissenschaft

Positionierung der Deutschen Gesellschaft für Psychologie und des Fakultätentages Psychologie

Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) und der Fakultätentag Psychologie (FTPs) bekräftigen ihr Engagement für eine offene und vielfältige Gesellschaft, die auch das Fundament für eine freie und leistungsfähige Wissenschaft ist.

Wir stellen uns entschieden gegen Extremismus, Rassismus, Antisemitismus und antidemokratische Tendenzen. Diese Bedrohungen, unabhängig von ihrer Herkunft, untergraben die Werte unserer Gesellschaft und bedrohen die internationale Ausrichtung der Wissenschaft. Unser Einsatz zielt darauf ab, Toleranz, Zusammenhalt und Internationalität zu fördern sowie eine offene und vernunftgeleitete Debattenkultur zu etablieren, um Spaltungen entgegenzuwirken. Wir bekennen uns zur Meinungsfreiheit und zum Aushalten gegenteiliger Meinungen, solange diese sich im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung bewegen. Als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler streben wir einen Diskurs auf der Grundlage von Fakten und empirischer Evidenz an und meiden Streitigkeiten, die auf Ideologien, Vorurteilen oder Vorfestlegungen gründen. Eine lebendige Demokratie und eine offene Gesellschaft sind unerlässlich für die Zukunft Deutschlands und für die Entwicklung innovativer Lösungen durch internationale Expertise und Kooperationen. Weiterlesen

SprachbeHERRschung ist schon die halbe Mitte

Der Kommentar zum Zeitgeschehen

Die AfD ist ja nun, weiß Gott, kein neues Phänomen. Entsprechend ist ihr Einfluss auf den täglichen Sprachgebrauch in unserer Gesellschaft nicht eben verwunderlich. Genau hier liegt die Crux: Die Gewöhnung an AfD-Sprache ist wie ein schleichendes Gift, das zunächst unser Gehirn und zunehmend unseren ganzen Körper in Mitleidenschaft zieht. Ein Wegbereiter dieser Giftmischung war Thilo Sarrazin, der mit seiner Formel „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ und seinen vorurteilsbeladenen Veröffentlichungen den Giftmischern den Weg ebnete und dabei von profit- und skandalgeilen Verlagen unterstützt wurde. Von dessen „Kopftuchmädchen“ führt der Weg direkt zu den muslimischen „Messerstechern“ und Gaulands Beurteilung des Faschismus in Deutschland mit dem inzwischen zum Bonmot verkommenen Ausspruch, er sei nur „Vogelschiss in der deutschen Geschichte“. Weiterlesen

Bezahlkarten für Asylbewerber*innen: Paritätischer lehnt Einführung ab

Die Bezahlkarten lösten kein reales Problem, sondern seien ein reines Abschreckungsinstrument.

Stellungnahme: Der Paritätische

Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, zu der aktuellen Debatte um Bezahlkarten für Asylbewerber*innen:

„Die Bezahlkarten lösen kein reales Problem, sondern sind ein reines Abschreckungsinstrument. Tatsächlich wird die Einführung von Bezahlkarten die Ausgrenzung Geflüchteter vorantreiben und ihre Armut verstärken. Entgegen der aktuellen Stimmungsmache gibt es keinerlei valide Daten, die belegen könnten, dass Geflüchtete in nennenswerter Größenordnung Bargeld ins Ausland schicken würden. Das Gegenteil ist der Fall: Die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz decken nicht einmal das Existenzminimum. Künftig soll dieser eklatante Mangel nun auch noch der freien Verfügung der Betroffenen entzogen werden. Das ist pure Schikane und konterkariert alle Integrationsbemühungen. Es gibt dabei auch keinerlei belastbare Belege für den oft behaupteten Pull-Effekt von Sozialleistungen. Ganz im Gegenteil. Die Bezahlkarten könnten somit als reine Symbolpolitik abgetan werden, wenn sie für die Betroffenen nicht mit erheblichen Einschränkungen und Diskriminierungen einhergingen. Ohne Bargeld wird Zugang zu wichtigen Strukturen wie z.B. Tafeln, Suppenküchen, Möbelbörsen, Wochenmärkten oder Kleiderkammern stark eingeschränkt. Auch die anwaltliche Vertretung könnte erschwert werden – bspw. aufgrund räumlicher Beschränkungen der Karte. Der Paritätische lehnt die Bezahlkarten daher konsequent ab. Dass SPD und FDP gegen den Widerstand von Bündnis 90/Die Grünen darüber hinaus so vehement auf eine bundesgesetzliche Lösung drängen, obwohl sie sachlich gar nicht nötig ist, sollte uns alle alarmieren. Es könnte die Ausweitung auf andere Bezieherinnen und Bezieher von Sozialleistungen oder staatlichen Leistungen drohen – mit allen negativen Konsequenzen.” 


22.2.2024
Der Patitätische
www.der-paritaetische.de

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 92: Finsternis bedeckt die Erde

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 92

 

Finsternis bedeckt die Erde

„Yo lo visto! Ich habe es gesehen! Das ist ein unscheinbarer Satz. In diesen finsteren Jahren der Geschichte unseres Landes blieb mir nicht mehr, als mich auf diesen Standpunkt zu stellen.“

(Frederik Hetmann über Francisco Goya)

Ich habe gerade gefrühstückt, sitze nun am Schreibtisch und schaue durchs Fenster ins Graue des späten Januartages. Das Grau wird dadurch verstärkt, dass heute der Jahrestag der sogenannten Machtergreifung durch Adolf Hitler ist – und ich seit ewigen Zeiten die Fenster nicht geputzt habe. Neben mir liegt der Entwurf für eine Patientenverfügung, um die ich seit Wochen herumschleiche, wie die Katze um den berühmten heißen Brei. Daneben liegt das Formular für den Widerspruch gegen das Anlegen einer digitalen Patientenakte. Auch das muss ausgefüllt und auf den Weg zur Krankenkasse gebracht werden. Sonst wird man ohne weitere Umstände digitalisiert. … weiter
(Hinweis: Der Link führt seit Nummer 66 auf die eigene Seite der durchhalteprosa.de )


Clipart oben links von OpenClipart-Vectors auf Pixabay
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay


Alle bisherigen Texte von Götz Eisenberg im GEW-MAGAZIN

 

1 2 3 58