Wider den Kulturimperialismus

Diagnose und Therapie der bayerischen Bildungspolitik

von Hans Wocken

Das Grundübel der bayerischen Bildungspolitik lässt sich auf einen einzigen Begriff bringen: Kulturimperialismus. Kulturimperialismus will heißen, dass eine herrschende Gruppe ihre eigene Kultur, also bestimmte Lebensformen, Verhaltensweisen und Wertvorstellungen anderen Menschen ohne deren Einwilligung aufzwingt und vorschreibt. Dem „Kreuz-Befehl“ (Prantl 2018) von Ministerpräsident Söder folgend werden in öffentlichen Gebäuden Bayerns die Kreuze aufgehängt, ob es den Andersdenkenden gefällt oder nicht.

In der Bildungspolitik pflegt die machthabende christlich-soziale Bildungsadministration seit Jahrzehnten einen politischen Stil, der ohne alle Umschweife als intoleranter Kulturimperialismus bezeichnet werden kann. Der bayerische Kulturimperialismus setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: An erster Stelle steht die orthodoxe Ideologie des gegliederten Schulwesens, und diese wird zweitens umgesetzt und realisiert durch eine rigide, zentralistisch und hierarchisch organisierte Schulverwaltung…. weiter


frühere Artikel von Hans Wocken im Gewerkschaftsmagazin


Bild von EM80 auf Pixabay

 

Spaenles „Eigenverantwortlicher Schule“ geht die Puste aus

Die GrünenMitteilung: Grüne Landtagsfraktion Bayern

Der Gesetzentwurf wird auf die lange Bank geschoben. Bayerns Kultusminister Spaenle (CSU) kündigte im September letzten Jahres vollmundig an, dass der Gesetzentwurf zur "Eigenverantwortlichen Schule" auf der Zielgeraden sei. Inzwischen scheint ihm aber die Puste ausgegangen zu sein. „Das ist aber auch kein Wunder“, so der bildungspolitische Sprecher der Landtagsgrünen, Thomas Gehring, „denn seit 2009 haben wir es mit immerwährenden Ankündigungen zu diesem Thema zu tun.“ Auch in diesem Punkt bleibe der Kultusminister seinem Politikstil treu: neue Wörter ohne Inhalt. Begriffe wie ‚Innovationsgesetz’, ‚mittlere Führungsebene’ und ‚erweiterte Schulleitung’ „wabern seit Jahren durch die Schullandschaft“, so Thomas Gehring.

Minister Spaenle habe damit viel Unruhe in die Schulen getragen. Dass seither keine konkreten Schritte mehr beschlossen und kommuniziert wurden, führe zu einer starken Verunsicherung beim Lehrpersonal und den Schulleitungen aller Schularten, die sich jetzt – so Thomas Gehring – „hilfesuchend an den Landtag wenden.

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