PISA-Offensive: Mehr vom Gleichen – wer soll‘s machen?

Mit der PISA-Offensive Bayern will das Kultusministerium den zunehmend schlechteren Leistungen der Kinder im Lesen, Schreiben und Rechnen an den Grundschulen begegnen.

Es ist die Rede von Flexibilisierung, Projektorientierung, fächerübergreifendem Lernen, wissenschaftsbasierter Diagnostik und individueller Förderung. Das liest sich gut. Es stellt sich allerdings die Frage: Wer soll‘s machen in einem System, das aufgrund des Lehrkräftemangels nicht einmal mehr die Grundversorgung hinbekommt?

Martina Borgendale, Vorsitzende der GEW Bayern, war gespannt darauf, was die neue Kultusministerin Anna Stolz als Maßnahmenpaket präsentieren würde. „Man hat sich Mühe gegeben, das steht außer Frage. Uns liegt nun ein Konzept vor, das verspricht, alle Kinder in Zukunft zuverlässig die Basiskompetenzen in Deutsch und Mathematik erlernen zu lassen. Wir begrüßen, dass das anhand professioneller Lernstandsdiagnostik erfolgen soll und entsprechende Werkzeuge an die Hand gegeben werden. Das fordern wir schon lange. Allerdings muss dann auch die passgenaue Förderung erfolgen. Und dazu braucht es einfach mehr qualifizierte Lehrkräfte, die nicht existieren.“ Weiterlesen

„Inklusion gescheitert – wenn Schüler ausgegrenzt werden“

Am 30.5.2023 brachte das ZDF-Magazin Frontal den Bericht „Gescheiterte Inklusion an Schulen“ (Autoren: H.-C. Schultze und Gregor Witt). Im Vorspann heißt es dazu:

„Bereits vor mehr als zehn Jahren hat sich Deutschland zur Inklusion von Menschen mit Behinderung verpflichtet. Demnach sollen Kinder mit Förderbedarf nicht vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen und an Regelschulen unterrichtet werden.
Doch trotz der 2009 unterzeichneten UN-Behindertenrechtskonvention existiert noch immer jede zehnte Schule als Förderschule oder Förderzentrum, obwohl Deutschland ein inklusives Schulsystem aufbauen wollte.“
(Quelle: https://www.zdf.de/politik/frontal/inklusion-schule-gescheitert-lernen-un-behindertenrechtskonvention-schulsystem-foerderschule-100.html )

Dem ist nichts hinzuzufügen. Im Film wird z.B. berichtet, dass die Regierung v. Mittelfranken Birgit Fries die weitere Unterstützung für die behinderte Jule Meier verbot, bei der B. Fries Schulbegleiterin war: „Es lässt sich nicht ausschließen, dass diese dem Schüler auch inhaltliche Hilfestellungen gibt.“
(Begründung der Reg. Mfr., zitiert nach der Einblendung im Frontal-Film, Quelle: https://www.zdf.de/politik/frontal/inklusion-schule-gescheitert-lernen-un-behindertenrechtskonvention-schulsystem-foerderschule-100.html )

Unter anderem kommen im Film Mark Rackles, früher Staatssekretär für Bildung in Berlin, zu Wort. Er hat in seiner Studie herausgefunden, dass inklusiver Unterricht nicht nur gut ist für behinderte, sondern für alle Kinder. Susann Kroworsch vom Deutschen Institut für Menschenrechte erklärt die Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention.
Am Beispiel der Gesamtschule Köln-Holweide, an der alle Arten von Beeinträchtigungen unterrichtet werden, erklärt die Klassenlehrerin Isabel Hahn ihre Unterrichtsorganisation. Es werden auch einige SchülerInnen aus Isabel Hahns Klasse interviewt.

Nach dem Film bleibt der Eindruck, dass es noch größte Anstrengungen braucht, um die inklusive Beschulung in Deutschland fest zu verankern.  Ein sehr informativer und auch „anklagender“ Film. Unbedingt anschauen!

Film: Gescheiterte Inklusion an Schulen. Getrenntes statt gemeinsames Lernen, 9 Min. 
Video verfügbar:  bis 30.05.2025

direkt zur Filmseite in der ZDF-Mediathek


15.6.2023, Günther Schmidt-Falck

 

„Wir brauchen einen Pakt für Inklusion!“

Bildungsgewerkschaft GEW zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung der Menschen mit Behinderung

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt den Bund, mehr Verantwortung für die Inklusion in der Bildung zu übernehmen. „Statt immer nur auf die Verantwortung der Bundesländer zu verweisen und diesen Flickenteppich zu dulden, schlagen wir vor, eine Enquete-Kommission des Bundestags einzurichten. Diese soll Ziele und Wege für eine menschenrechtskonforme Umsetzung der  (UN-BRK) erarbeiten“, sagte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule, am Donnerstag mit Blick auf den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung der Menschen mit Behinderung am kommenden Freitag. „Die schulische Inklusion ist ins Stocken geraten, in einigen Bundesländern sogar rückläufig. 14 Jahre nach der Ratifizierung der UN-BRK durch die Bundesregierung kann man das nur als skandalös bezeichnen.“ Weiterlesen

Vortrag: „Inklusion – und nun? – Nach der Inklusion die Selektion?

Schulische Übergangskulturen zwischen Inklusionspotenzialen und Exklusionsrisken

Wann: Dienstag 07.03.2023, 19 Uhr

Wo: Gewerkschaftshaus Nürnberg, Kornmarkt 5-7

Veranstalter: GEW-Fachgruppe Sonderpädagogische Berufe Mittelfranken 

Inhalt:
Ungeachtet der in den Bundesländern unterschiedlich stark gestiegenen Zahl an Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischen Förderbedarfen, die an Regelschulen unterrichtet werden, bestehen weiterhin institutionelle Barrieren beim Zugang zur beruflichen Bildung.
Der Vortrag diskutiert Herausforderungen einer auf Inklusion und berufliche Teilhabe zielenden Übergangsgestaltung an Schulen und betrachtet differente Umsetzungsformen der Berufsorientierung auf der Ebene der Einzelschule. Hierzu werden unterschiedliche schulische Übergangskulturen skizziert und hinsichtlich ihrer Inklusionspotenziale und Exklusionsrisiken analysiert.

Referent:
Prof. Dr. Marc Thielen; Diplom-Soziarbeiter/-pädagoge (FH) und Diplompädagoge. Praxiserfahrung in der ambulanten Jugend- und Familienhilfe. Seit 2019 Professur für Berufsorientierung in inklusiven Kontexten an der Leibniz Universität Hannover. Forschungsschwerpunkte: Übergang Schule-Beruf, Übergangsgestaltung an allgemeinbildenden Schulen, Unterricht in berufsvorbereitenden Institutionen.

Link zu FIBS: fibs.alp.dillingen.de/suche/details.php?v_id=268725

Rückfragen:
Karo Höbner, khoebner {ät} posteo {Punkt} de

 

Wider den Kulturimperialismus

Diagnose und Therapie der bayerischen Bildungspolitik

von Hans Wocken

Das Grundübel der bayerischen Bildungspolitik lässt sich auf einen einzigen Begriff bringen: Kulturimperialismus. Kulturimperialismus will heißen, dass eine herrschende Gruppe ihre eigene Kultur, also bestimmte Lebensformen, Verhaltensweisen und Wertvorstellungen anderen Menschen ohne deren Einwilligung aufzwingt und vorschreibt. Dem „Kreuz-Befehl“ (Prantl 2018) von Ministerpräsident Söder folgend werden in öffentlichen Gebäuden Bayerns die Kreuze aufgehängt, ob es den Andersdenkenden gefällt oder nicht.

In der Bildungspolitik pflegt die machthabende christlich-soziale Bildungsadministration seit Jahrzehnten einen politischen Stil, der ohne alle Umschweife als intoleranter Kulturimperialismus bezeichnet werden kann. Der bayerische Kulturimperialismus setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: An erster Stelle steht die orthodoxe Ideologie des gegliederten Schulwesens, und diese wird zweitens umgesetzt und realisiert durch eine rigide, zentralistisch und hierarchisch organisierte Schulverwaltung…. weiter


frühere Artikel von Hans Wocken im Gewerkschaftsmagazin


Bild von EM80 auf Pixabay

 

Digitale Ringveranstaltung: Inklusion in der Schule

Mitteilung: Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Am 26. Oktober 2022 startet die digitale Ringveranstaltung „Vielfalt in der Schule: praxisnahe Methoden und Konzepte für angehende Lehrkräfte“. Sie richtet sich an Lehramtsstudierende und alle Interessierten.

Es geht um den Umgang mit auffälligem Verhalten, um Autismus-Spektrum-Störungen, um Hochbegabung und um viele weitere Themen mehr: Im kommenden Wintersemester beschäftigt sich die Online-Ringveranstaltung „Vielfalt in der Schule: praxisnahe Methoden und Konzepte für angehende Lehrkräfte“ mit zahlreichen Themen aus den Bereichen Inklusion und Sonderpädagogik. Die Veranstaltungsreihe richtet sich an Studierende aller Lehrämter, steht jedoch allen Interessierten offen. Die Vorträge finden bis 25.01.2023 jeweils mittwochs von 17.00 bis 18.30 Uhr statt. Weiterlesen

Schulgesundheitsfachkräfte sind sinnvoll, machbar und finanzierbar

Bericht: DDG, diabetesDE und VBE

Egal ob ein aufgeschürftes Knie nach der großen Pause, Übelkeit während des Unterrichts oder gesundheitliche Aufklärungsmaßnahmen: Der Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften entlastet das System Eltern und Schule. Die medizinisch ausgebildeten Fachkräfte können vielfältig eingesetzt werden und spielen außerdem eine entscheidende Rolle in der Lebenswelt von Kindern mit chronischen Erkrankungen. Wie Schulgesundheitsfachkräfte die Inklusion von Kindern mit einer Diabetes Typ 1-Erkrankung möglich machen, Lehrende im Schulbetrieb entlasten und Sicherheit für Eltern bieten, diskutierten Expertinnen und Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe und des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) am 6.9.22 auf einer Pressekonferenz.

Sie sprachen sich dafür aus, dass Prävention und Gesundheitsförderung an Bildungseinrichtungen gesundheitspolitisch vorangetrieben werden müssten, damit chronisch Kranke und deren Angehörige eine angemessene Unterstützung sowie bessere Bildungschancen erhalten. Doch auch wenn erste Pilotprojekte in Hessen und Brandenburg Erfolge erzielten, fehle auf Bundesebene bei den politischen Entscheidern noch immer ein klares Bekenntnis und der entschiedene Wille zur Durchsetzung. Gemeinsam formulierten die Referentinnen und Referenten den dringenden Appell, den Mehrwert durch die Unterstützung von Fachkräften anzuerkennen und deswegen bundesweit einheitliche Regelungen zu treffen. … weiter


Quelle: www.diabetesde.org

 

Inklusion benötigt veränderte Strukturen in Schulen

Mitteilung: GEW Bayern

In einer Umfrage zur Inklusion unter Lehrkräften gaben 97% der Befragten an, unter den derzeitigen Rahmenbedingungen an Schulen sei Inklusion nicht möglich. Die GEW Bayern fordert Mut, die Wahrheit auszusprechen: Der bayerische Weg der Inklusion steckt in einer Sackgasse und es benötigt strukturelle Veränderungen, um das Menschenrecht auf Inklusion im Bildungsbereich umsetzen zu können. Weiterlesen

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