GEW kritisiert Zeugnisse mit Nebenwirkungen – nicht nur an den Grundschulen
Mitteilung: GEW Bayern
Am 17. Februar ist Zwischenzeugnistag. Und wie bei jedem Zeugnistag werden Kinder und Jugendliche zu Gewinner*innen oder Verlierer*innen gestempelt. Daran ändern auch die erweiterten Zeugnisformulare nichts, die im Zuge des neuen Lehrplans der Grundschule verordnet wurden.
Der Umfang der Zeugnisse hat sich mit den erweiterten Formularen nahezu verdoppelt. Zu jeder Note müssen jetzt passende Sätze verfasst werden. Aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern ein enormer zeitlicher Mehraufwand, der besser in der pädagogischen Arbeit aufgehoben wäre.
Die GEW Bayern ist überzeugt: Ein höherer Informationswert für Eltern und Schüler*innen ist mit den aufgeblähten Zeugnissen nicht verbunden. Denn die Erfahrung zeigt: Wenn eine schnell erfassbare Ziffernote da steht – und die ist nun für alle Fächer der Grundschule vorgeschrieben – machen sich die meisten Zeugnisleser*innen nicht mehr die Mühe einer Interpretation des erläuternden Textes.
Und gar nicht geringer wird so das Grundproblem der schulischen Notengebung: So unterschiedlich die Fähigkeiten der Schüler*innen einer Klasse auch sein mögen – von allen wird die gleiche Leistung zum gleichen Zeitpunkt verlangt. Das kann nur zu Enttäuschungen und Lernfrust bei denjenigen Schüler*innen führen, die sich schwerer tun als die anderen.
Das bayerische Bildungsministerium reagiert auf die Kritik an den neuen Zeugnisformularen mit einem „Newsletter“. Darin bittet es um Zusendung von Formulierungsbeispielen „bester Qualität“, anstatt den Beschäftigten rechtzeitig fundiertes Material zur Erstellung sogenannter kompetenzorientierter Zeugnisse zur Verfügung zu stellen.
Als kurzfristige Änderungen fordert die GEW Bayern:
- die Beschränkung des Textes auf wesentliche Aussagen zum Sozial- und Arbeitsverhalten,
- keine zwingende Leistungsbeschreibung, jedoch die Möglichkeit, in einem freien Feld individuelle Bemerkungen festzuhalten.
Die GEW stellt die Notengebung grundsätzlich in Frage und fordert eine grundlegende Reform der Rückmeldung über erfolgreiche Lernprozesse. Darin haben Angst erzeugende, Versagen provozierende und das Lernen verleidende Bewertungen nichts mehr zu suchen. Erste Schritte in diese Richtung sind die von Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern gemeinsam geführten Lernentwicklungsgespräche, die seit einigen Jahren anstelle der bisherigen Zwischenzeugnisse geführt werden können.
Pressemitteilung Nr. 3 v. 15.2.2017
Elke Hahn
Geschäftsführerin
GEW Bayern
www.gew-bayern.de