GEW Bayern zum Testkonzept für Kinder in Kitas

Am heutigen Dienstag muss das bayerische Familienministerium sein Testkonzept vorlegen. Alle Kita-Kinder müssen künftig getestet werden. Das legte Söders Kabinett vergangene Woche fest. Die Lösung soll das Personal nicht überlasten. Die GEW ist skeptisch.

Nach Ansicht der GEW Bayern ist das zwar ein richtiger Schritt, er komme aber viel zu spät. „Seit Mai fordern wir Lolli-Tests für Kitas, seit November auch für Personal und Kinder verpflichtend. Nun ist es Dezember, die Welle überrollt uns und die Staatsregierung reagiert gewohnt verspätet. Das alles hätte man sich sparen können, hätte man den Sommer genutzt, aber Söder machte lieber Wahlkampf als Kitas sicher zu machen“, verdeutlicht Gerd Schnellinger, stellvertretender Landesvorsitzender.

Am heutigen Dienstag soll das bayerische Familienministerium ein Testkonzept vorlegen, welches das Personal nicht überlastet. Die GEW ist skeptisch. „Die Labore sind überlastet, die Landkreise überfordert, also werden die sehr sicheren und sinnvollen PCR-Pool-Tests nur eine Option bleiben. Wir rechnen daher heute mit verpflichtenden Schnelltests für Kinder. Die sind aber für das Personal zeitlich aufwendiger. Sie müssen täglich durchgeführt werden, statt zweimal die Woche wie bei Pool-Tests. Kindergartenkindern ist die Eigentestung vor Ort zuzutrauen, bspw. in der Morgenrunde. Krippenkinder benötigen aber Hilfe. Dafür müssen die Eltern oder externes Personal zuständig sein, möglichst vor Ort. Die Kolleg*innen haben dafür keine Zeit. Viele Einrichtungen sind räumlich aber nicht dafür geeignet, hier müssen Lösungen vor Ort gefunden werden. Auch die Verwaltungsarbeit muss den Einrichtungen abgenommen werden“, führt Schnellinger die Skepsis der GEW aus.

„Das alles ist weit weg von dem, was man in einem modernen Industrieland erwarten dürfte. Wir sind ehrlich gesagt müde, immer wieder Pool-Tests und Luftfilter zu fordern. Wie befürchtet, wird erst etwas getan, wenn es brennt. Das kostet leider vielen Menschen die Gesundheit. Zum Glück sind die Kinder kaum betroffen, aber deren Angehörige. Die wenigen Kinder, die es trifft, gehen aufs Konto der Staatsregierung“, zürnt Christian Gündling, Kita-Leitung und GEW-Mitglied. Christian Gündling ist Leiter einer Kita in Würzburg, die an der Würzburger Kita-Studie (Wü-KiTa-CoV) teilgenommen hat. Im Rahmen der Studie wurden regelmäßig PCR-Pool-Tests durchgeführt. Kinder, Personal und Eltern hätten gute Erfahrungen mit dem Testverfahren gemacht und sich sicher vor Infektionen gefühlt. Immerhin würde die Stadt Würzburg inzwischen Pooltests in Eigenregie anbieten. Das Verfahren sei aufwendiger und hat auch noch immer nicht begonnen. Seine Erfahrungen mit den Testverfahren beschreibt er in einem Artikel auf der Homepage der GEW Bayern.

Zum Hintergrund:
Probenentnahmen per Wattestäbchen, an denen gelutscht wird („Lolli-Tests“), sind kindgerechte Verfahren, wie mehrere Studien belegen. Die Proben können mittels der PCR-Diagnostik sehr sicher auf Vorhandensein des Virus geprüft werden, wodurch zwei Tests die Woche reichen, um relativ zuverlässig Infektionen zu finden. Werden die Proben mit einem Antigentest (Schnelltest) geprüft, kommt es auch zu falsch negativen Ergebnissen. Daher muss dieser Test häufiger durchgeführt werden, um keine positiven Fälle zu übersehen.
Bei Pool-Verfahren werden die Proben einer Gruppe (eines „Pools“) zusammengegeben („gepoolt“) und pro Pool nur ein PCR-Test gemacht. Nur wenn dieser positiv ist, müssen alle Einzelproben („Rückstellproben“) geprüft werden. Das Verfahren ist günstig und effizient, aber logistisch herausfordernd.


7.11.2021
Gerd Schnellinger
Christian Gündling
www.gew-bayern.de

 

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