Unterrichtsmaterial: Richard David Precht und Luisa Neubauer im Gespräch

Kurzrezension des Interviews mit Hinweisen zur Verwendung im Unterricht

FilmAm 23.10.2022 sendete das ZDF das 43-minütige Interview: „Richard David Precht trifft die Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Sie sprechen über Moral, Krieg und Klimaschutz. Und darüber, wie man optimistisch bleibt in schweren Zeiten.“

Mir fiel beim Zuhören das angenehme Gesprächsklima zwischen den beiden auf. Luisa Neubauer antwortete sehr authentisch, nachdenklich und ausführlich. Sie bezeichnete sich als „Possibilistin“, weil sie immer nach den Möglichkeiten von Veränderungen sucht und auch bei Rückschlägen nicht aufgibt. Precht hielt sich mit Monologen sehr stark zurück, stellte viele Fragen und überließ seiner Gesprächspartnerin breiten Raum für die Antwort.

In erster Linie ging es in dem Gespräch um die Verbindung von politischem Handeln und Moral. Die heutige Jugend lasse sich in ihrem politischen Handeln stärker von moralischen Prinzipien leiten als die Generationen früher.  „Krankt die Welt an zu wenig Moral oder haben wir in der Zwischenzeit zuviel?“ fragte Precht zu Beginn des Gespräches. Welche Rolle spielt die Moral als Antreiber der Transformation der Gesellschaft und der Industrie in Richtung einer nachhaltigen und klimaneutralen Produktion?
Luisa Neubauer strich heraus, dass eine Auseinandersetzung mit unserer moralischen Verantwortung helfen würde. Die ökologische Krise und andere Fragen wie z.B. soziale Probleme würden jedoch alle zusammenhängen.
Sie bestätigte die bedeutsame Rolle der Industrie bei der ökologischen Transformation und sieht die Problematik einer profitorientierten Wirtschaft. „Wer macht die Regeln in der Energiewende?“ fragte Luisa Neubauer. Es gehe um die Machtfrage. „Solange die dreckigsten Konzerne der Welt die Regeln machen, wie wir von ihrer Verstromung wegkommen, wird es keinen richtigen Ausweg geben können.“ Sie wies auch auf die Rolle des Staates hin, der die Transformation z.B. mit gesetzlichen Vorgaben unterstützen müsse. 
Erschwerend für den Klimaschutz komme die Bedeutung von territorialen Kriegen wie dem Ukraine-Krieg hinzu.
Bei all den Katastrophen und Krisen sei es schwierig, nicht in Zynismus zu verfallen und sich der Ohnmacht zu ergeben, sondern „immer wieder Hoffnung zu organisieren“.

Einen wichtigen Raum im Gespräch nahm die Frage ein, ob die Transformation in einer Oködiktatur enden müsse, um die Maßnahmen durchzusetzen. Der Markt solle das regeln, werde oft gefordert. Würde das überhaupt funktionieren? Precht fragte z.B.: „Wie passt die Langsamkeit des demokratischen Lernens und des demokratischen Aushandelns zusammen mit der unglaublichen Dringlichkeit, mit der was geschehen muss?“

Das Gespräch durchleuchtete auch viele Aspekte in der Klimabewegung. Welche Rolle spielt Fridays for Future? Wie kann man mehr Menschen begeistern? Wie kann man verhindern, dass man viele Menschen abschreckt? Was ist eigentlich eine gerechte Klimapolitik?

Fazit und Hinweise für den Unterricht: Auf der ZDF-Seite finden sich weitere Informationen zur Person Luisa Neubauer. Insgesamt ist das Interview keine leichte und nebenbei konsumierbare Kost. Es sind 43 Minuten Konzentration erforderlich.

Wenn man das Gespräch mit Hilfe einiger Schlüsselfragen – z.B. mit einigen der in diesem Text formulierten Fragen – im Unterricht vorbereitet und in der Klasse darüber diskutiert, können die Schüler:innen nach dem Gespräch die Aussagen von Luisa Neubauer besser bewerten und einordnen.

So eingesetzt kann das Interview im Unterricht der Sek II wichtige Aspekte der politischen Bildung über ein  brandaktuelles Thema erfüllen. Sehr lohnenswert!

Günther Schmidt-Falck


zur Filmseite (Das Video ist verfügbar bis zum 23.10.2027)

Download des Videos „Keine Zeit fürs Klima – Moral im Zwiespalt “
Dazu muss auf der ZDF-Seite unter dem Filmfenster mit der linken Maus auf „Video herunterladen“ geklickt werden, dann mit der rechten Maus im nachfolgenden Popup-Fenster eine Qualitätsstufe gewählt und „Ziel speichern unter“ im Mausmenü angeklickt werden. Man kann nun das Video als mp4-Datei speichern.