DGB Bayern erinnert an 90. Jahrestag der Besetzung der Gewerkschaftshäuser durch die Nationalsozialisten

Mitteilung: DGB Bayern

Stiedl: „Es ist unsere ureigene Pflicht als Demokratinnen und Demokraten, unsere Erinnerung an die Gräueltaten der Nazis, unser Entsetzen über die Millionen Opfer wach zu halten.“
Anlässlich des 90. Jahrestags der Besetzung der Gewerkschaftshäuser durch die Nationalsozialisten am 2. Mai hat der DGB Bayern in einer zentralen Gedenkveranstaltung in Regensburg der tausenden Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter gedacht, die von den Nazis in Gefängnisse und Konzentrationslager gesperrt, gefoltert und ermordet wurden.

Im Regensburger Gewerkschaftshaus – dem einzigen der damals besetzten Häuser in Bayern, das bis heute vom DGB und seinen Mitgliedsgewerkschaften genutzt wird – erklärte Bernhard Stiedl, Vorsitzender des DGB Bayern, dass der 2. Mai 1933 zur Wachsamkeit gegen jede Form von Menschenverachtung und Rechtsextremismus mahnt: „Mit der Zerschlagung der freien Gewerkschaften zerstörten die Nazis eines der letzten Bollwerke, das ihrer absoluten Machtergreifung noch hätte im Weg stehen können. Die Tarifautonomie wurde abgeschafft, kollektives Arbeitsrecht eliminiert, das Führerprinzip in die Arbeitswelt eingeführt, Betriebsräte verboten und das Recht auf freie Berufswahl eingeschränkt. Es ist unsere ureigene Pflicht als Demokratinnen und Demokraten, unsere Erinnerung an die Gräueltaten der Nazis, unser Entsetzen über die Millionen Opfer wach zu halten. Das bedeutet auch, im Hier und Heute allen Feinden der Demokratie rechtzeitig und energisch entgegenzutreten. Für neofaschistische Umtriebe darf es keine Toleranz geben.“

Dr. Hans-Joachim Heßler, Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofes, betonte in seiner Gedenkrede, dass eine freiheitliche und soziale Gesellschaft, ein freiheitlicher und sozialer Staat nicht von Grundgesetzen, Verfassungen und Gerichtsentscheidungen allein lebt: „Er lebt vielmehr von der gemeinsamen Wertschätzung der grundrechtlichen Errungenschaften. Anders ausgedrückt: Er lebt vom Gemeinsinn seiner Bürger und von deren Bereitschaft, sich für die Grundrechte zu engagieren und die Ausübung von Grundechten zu respektieren.“

Die Regensburger Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer sagte in ihrem Grußwort: „Der Jahrestag ist ein Tag zum Innehalten, denn im Frühjahr 1933 ging alles verloren, was so unendlich wertvoll und schützenswert ist: Recht und Freiheit. Gewerkschaften sind unverzichtbar für unsere Demokratie – das gilt heute ebenso wie damals. Demokratische Errungenschaften sind nicht selbstverständlich. Wir müssen gut aufpassen und uns immer wieder dafür einsetzen, dass sie nicht verloren gehen. Der heutige Gedenktag soll uns auch daran erinnern und zum Mitmachen einladen.“

Im Rahmen der Gedenkveranstaltung wurde auch die Ausstellung „… gerade dich, Arbeiter, wollen wir“ gezeigt, die noch bis Mitte Juni im Regensburger Gewerkschaftshaus zu sehen sein wird und allen Interessierten die Möglichkeit bietet, sich mit der Geschichte zu diesem Tag zu befassen. Die Ausstellung wurde vor zehn Jahren zum damaligen 80. Jahrestag der Besetzung der Gewerkschaftshäuser von der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit dem DGB erstellt. Für die Gedenkveranstaltung wurde sie mit regionalen Beispielen und einem Blick auf die heutige Zeit ergänzt.

Hintergrund
Mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten im Januar 1933 begannen diese damit, ihre Gegner – zu denen auch die Gewerkschaften gehörten – auszuschalten. Gewerkschafter*innen wurden ohne Angabe von Gründen verhaftet, nachts aus ihren Wohnungen verschleppt oder auf offener Straße verprügelt. Der 2. Mai 1933 markierte dann den vollständigen Zusammenbruch der deutschen Gewerkschaftsbewegung. An diesem Tag besetzten die Schlägertruppen der SA und SS in ganz Deutschland die Gewerkschaftshäuser des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) und seiner Gewerkschaften.


2.5.2023
DGB Bayern
bayern.dgb.de

 

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