BSW – ach herrje!
Der Kommentar zum Zeitgeschehen
von Jürgen Scherer
Die einen jubeln, die anderen jammern, die dritten verunglimpfen, die vierten bewundern, die fünften hoffen, usw., usw. Es ist wie immer, wenn eine neue politische Kraft im Parteiengetümmel auftaucht: Man weiß nicht so recht, man munkelt und mutmaßt und letztlich hoffen die vorhandenen Politstrategen, dass sich das auswächst mit den Neuen.
Aber diesmal ist alles anders: Haben sich doch die Wagenknechte und -mägde tatsächlich erdreistet die politische Landschaft durcheinanderzuwirbeln; erstmal im Osten Deutschlands und nun stehen sie doch tatsächlich in Berlin ante portas. Was tun mit solchen HasardeurInnen, die auch noch behaupten, im Sinne der und für die Bevölkerung zu agieren, die anscheinend bereit wären, sorgsam angelegte Pfade zu verlassen, z.B. Militarisiererei oder wenig durchdachte Asylpolitik oder Bürgergeldbetrug oder Bildungsnachlässigkeit oder das Päppeln der Ungleichheit in unserer Gesellschaft oder Vassalerei gegenüber den USA oder Unterstützung von desaströsen NATO-USA-Zielen?
Gegen derart aufrührerische Zielsetzungen gibt es „bewährte Methoden“: Diffamieren, in die extremistische Ecke stellen, als unzuverlässig brandmarken, putinverblendet darstellen, alles in allem also das BSW als so überflüssig wie einen Kropf zu apostrophieren und zu hoffen, dass die mit Informationen überschüttete Bevölkerung dies genauso sieht.
Dieses Ziel erreicht man in unserem Land wie am besten? Man mobilisiert die „Parteistrategen“ und den „Mainstream“ bzw. der mobilisiert sich selbst, und das geht so:
Zuerst die „Strategen“; deshalb in Anführungszeichen gesetzt, weil sie , ob des Schaumes vor ihrem Mund, oft verräterisch über das Ziel hinausschießen und so ihr Gegeifer kontraproduktiv rüberkommmt. Beste Beispiele in jüngster Zeit die Bayernausgaben dieser Polterspezies. In unserem Fall Toni Hofreiter von den Grünen, auch bekannt als immer gefechtsbereiter „Waffenkenner“ und „erfahrener Waffeneinsatzratgeber“ im Rahmen des Krieges in der Ukraine, neudeutsch: ein Bellizist. Hinzu kommt Polterspezi Nr. 2, das weniger bekannte CSUvorstandsmitglied, Bernd Posselt. Der eine nennt Frau Wagenknecht wider besseren Wissens „eine der schlimmsten Kriegstreiberinnen in unserem Land“ und der andere diffamiert sie mit dem Ausspruch, sie sei der „menschgewordene Hitler-Stalin-Pakt“. Ein hirnverbrannter Doppelwumms, der nach hinten los gehen musste.
Die „MainstreamerInnen“ machen’s nicht besser oder, um es genauer zu sagen, genauso durchsichtig wie die beiden Polterprofis aus Bayern. Bestes Beispiel Caren Miosga in der nach ihr benannten Talkshow, in der es ihr ohne Wenn und Aber darauf ankam, Frau Wagenknecht als veritable Putin- und AFD-versteherin zu entlarven, zwar erfolglos, aber, wie heißt es im Lateinischen so treffend: aliquid semper haeret oder auf gut Pfälzisch: Ebbes bleibd immer hänge!
Nicht weniger verdummend und dabei auf die gleiche Hängenbleibenmaxime setzend, kommt die Dauerschleife im Printlager daher, in dem nicht ein Tag vergeht, an dem das BSW in die Nähe der AFD gerückt und damit als quasifaschistisch hingestellt wird oder in die „linksextreme Ecke“ und zugleich „Fünfte Kolonne Moskaus“, mithin staats- und gesellschaftsgefährdend. An vorderster Front bei derlei Aktionen immer wieder gerne die NZZ, die FAZ, der SPIEGEL und die BILD sowieso. Die üblichen Verdächtigen also.
Was macht das nun mit dem BSW? Das lässt sich klugerweise von diesen dummdreisten Breitseiten nicht aus der Bahn werfen, baut auf die Erfahrung, die Klugheit und den Durchblick der Bevölkerung und geht unbeirrt seinen Weg. Wie es aussieht, mit bravourösem Erfolg, denn wie sonst wären die Erfolge bei der Europawahl und im Osten unseres Landes zu werten. Die Menschen verbinden mit dem BSW wohl eher die bei den anderen nicht mehr zu erkennende Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit und vor allem den unbedingten Willen des BSW zu friedlichem Zusammenleben in Europa, inkl. des schon längere Zeit zum Lieblingsparia auserkorenen Russlands.
Wie heißt es im bayrischen Volksmund so schön: Schau’n mer mal…
Jürgen Scherer ist ehemaliger Lehrer für Geschichte und Politik an einer hessischen Gesamtschule und GEW-Mitglied. Er schrieb früher für das Magazin Auswege, jetzt für seinen Nachfolger – das GEW-MAGAZIN.
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