Interessen und Bedürfnisse von Jugendlichen ernst nehmen
Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage (Aktion Courage e.V) berichtete:
Nach zwei Tagen intensiver Debatten endete der Bundeskongress von Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage mit dem dringenden Appell, die Interessen und Bedürfnisse junger Menschen ernst zu nehmen, um dem Rechtsruck unter jungen Menschen entgegenzuwirken. „Werden die Interessen und Bedürfnisse von Jugendlichen nicht beachtet, kann Resilienz gegen demokratiefeindliche Ideologien nicht allein durch politische Bildungsangebote gestärkt werden,“ erklärte Sanem Kleff, Direktorin von Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage. Und sie wies darauf hin: „Jugendliche sind verunsichert, wenn sie kein Vertrauen in eine gute Zukunft haben, und das machen sich rechtsextreme Parteien zunutze.“
Mehr als 180 politische Bildner*innen und Expert*innen kamen am 17. und 18. Oktober 2024 auf dem Bundeskongress zu dem Thema „Resilienz und Politische Bildung“ im Berliner Jugendkulturzentrum Pumpe zusammen. In Vorträgen und Workshops befassten sie sich mit den Auswirkungen multipler Krisen wie den Nachwirkungen der Corona-Jahre, mehrerer Kriege und der Klimakrise. Zur Eröffnung betonte Sanem Kleff: „Nicht nur Individuen werden in krisenhaften Zeiten dünnhäutig und verletzbar. Die Geschichte zeigt, dass Widerstandskräfte gestresster Gesellschaften schwinden und sie anfälliger für demokratiefeindliche Ideologien wie Rassismus, Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit werden können.“
Die Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration, und Antirassismusbeauftragte der Bundesregierung Reem Alabali-Radovan dankte dem Netzwerk Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage in einer Videobotschaft für seine Arbeit und machte deulich:
„Schule muss der Ort sein, der jedem Kind die bestmöglichen Chancen bietet, seine Fähigkeiten zu entwickeln. Der Ort, an dem sich jedes Kind respektiert fühlt. Doch immer noch machen Kinder und Jugendliche auch im Schulalltag Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen. Und noch immer ist der Einsatz gegen Rassismus häufig vom Engagement einzelner Lehrkräfte abhängig. Das darf nicht sein. Wir müssen Antirassismus an unseren Schulen zentral verankern und den Diskriminierungsschutz stärken. Ich danke dem Netzwerk Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage sowie allen Beteiligten für ihre wichtige Arbeit und ihr unermüdliches Engagement.“
Dr. Maja Bächler, Leiterin des Fachbereichs Extremismus der Bundeszentrale für politische Bildung, erklärte in ihrem Vortrag, es könne nicht nur darum gehen, Krisen an sich abprallen zu lassen:
„Allein mit Resilienz werden wir Krisen vielleicht gesünder überstehen, aber ich glaube, dass zu ihrer Bewältigung auch gehört, sich ihnen auszusetzen und mit ihnen zu ringen.“ Zudem betonte sie, es komme auf die Menschen in der politischen Bildung an und darauf, gute Pädagog*innen zu sein. „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage kann hier als ein möglicher ,unterstützender Erwachsener‘ fungieren, der helfend eingreift, wenn Diskriminierungen auftreten, um Betroffene und Helfer*innen, Lehrende und Lernende darin zu stärken, Krisen zu bewältigen und Resilienzen zu entwickeln.“
Der Rechtsextremismusforscher Prof. Dr. Matthias Quent unterstrich in einem Vortrag:
„Junge Menschen brauchen mehr als je zuvor die Kompetenz, zwischen Trash, Fakes, Propaganda und relevanten Informationen zu unterscheiden. Sie brauchen Freiräume für eigene Interessen und zur Rebellion abseits von Hass und Faschismus. Auch wenn die Klimakrise derzeit keine große Aufmerksamkeit erhält, beeinflusst sie die Chancen und das Leben junger Menschen existentiell. Schule und Bildung müssen junge Menschen jenseits von öffentlichen Trends das Rüstzeug liefern, ihre Zukunft im Geist von Demokratie und Menschenrechten in die Hand zu nehmen.“
18.10.2024
Aktion Courage e.V.
www.schule-ohne-rassismus.org