Apokalypse? Ich brauch se nich!
Der Kommentar zum Zeitgeschehen
von Jürgen Scherer*
Ob „gebildet“ oder nicht, jede/r von uns hat schon mal von der Apokalypse gehört oder etwas davon mitbekommen; Bibelkundige sowieso. Zumindest die allermeisten von ihnen kennen die Offenbarung des Johannes mit den TeufelsReitern: Pest, Krieg, Teuerung und Tod. Wieder andere haben den berühmten Stich von Albert Dürer vor Augen, wenn sie daran denken. Manch eine/r verbindet mit der Apokalypse den hervorragenden Spielfilm „Apocalypse now“ von Coppola und Otto und Elfriede Normalverbraucher begegnen ihr immer mal wieder in den Fußgängerzonen unserer Republik, wo die „Zeugen“ dieses Untergangsszenarios, die sich „Zeugen Jehovas“ (also des Herrn) nennen, auf ihren „Wachtürmen“ stehen und nach den teuflischen Recken und heutzutage auch Amazonen Ausschau halten, um das gemeine Volk rechtzeitig zu warnen und bei Bedarf auch seelischen Beistand zu gewähren.
Es ist also nicht von der Hand zu weisen, dass uns Apokalyptisches, wenn auch vornehmlich in bildhafter Weise, aus unserem Alltag gegenwärtig ist; wir uns vielleicht sogar ein wenig daran gewöhnt haben, damit zu leben. Geradezu teuflisch-metaphorisch kommt sie daher im Rahmen des uns täglich zugemuteten Trommelfeuers im Hinblick auf Krieg, Ertüchtigungstremoli für denselben und Angstmache davor, dass seine Gräuel auch uns heimsuchen könnten – in Gestalt der „bösen Russen“, notabene!
Die eigentliche Problematik im Hinblick auf diese „Abhärtungsschulung per Politik und Medien“ ist m.E. darin zu sehen, dass dieser inszenierte „Gewöhnungsvorgang“ uns dazu bringen könnte, den die Apokalypse an die Wand malenden Boten und – innen unserer Zeit auf den Leim zu gehen. Denen, die uns einreden wollen, ein bisschen Apokalypse dürfe man nicht scheuen, davon hänge unser Wohl und Wehe ab.
Diese Wesen gehören meist einer den wahren Kern ihres Wesens verhüllenden Gruppierung an. Mal nennen sie sich christlich, obwohl sie völlig unchristlich für Hasspropaganda, z.B. gegen „die Russen“, werben, mal nennen sie sich sozialdemokratisch, obwohl sie mit zeitenwenderischem Federstrich die Armutsbekämpfung verhindern und die Bildungsmisere beflügeln, mal nennen sie sich liberal, obwohl sie damit hauptsächlich Freiheit für oft problematische Unternehmensentscheidungen der „Freien Wirtschaft“ meinen, z.B. die Produktion von todbringenden Drohnen und deren Verkauf in kriegerisches Gebiet, manche nennen sich Grüne, obwohl sie mit der nächsten Bereitschaftsmaschine mal eben zu einem Fußballspiel der deutschen Mannschaft in ein fremdes Land fliegen oder für Kriegerei mit nicht nur „Umweltschädlichkeitsfaktor unendlich“ plädieren und wieder andere geben sich die Farbe Blau, um damit zu suggerieren, dass es mit ihnen aufwärts gehe, aber in Wahrheit wird mit ihnen der Weg in die Unmündigkeit, Abhängigkeit und ein gesellschaftliches Verhängnis gegangen. Übrig sind noch einige der „Roten“, die sich der Apokalypse entgegenstemmen wollen, aber schon immer mit denunziatorischem und skeptischem Gegenwind rechnen müssen, quasi der Erbschaft unserer konservativ geprägten Republik geschuldet.
Wie dem auch sei, die „apokalyptisch daher kommenden Boten und – innen“ unserer Zeit haben Namen. Hier eine unvollständige Aufzählung: Annalena Baerbock, Robert Habeck, Anton Hofreiter, Cem Özdemir, Christian Lindner, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Boris Pistorius, Olaf Scholz, Friedrich Merz, Knut Kiesewetter, Norbert Röttgen, Markus Söder, Ursula von der Leyen, Alice Weidel, Björn Höcke.
Eine ansehnliche „Apokalyptik-Entourage“, nicht wahr. Und da ist die außerhäusige Crew noch nicht mal dabei. Dazu noch ein paar Namen: Wladimir Putin, Joe Biden, Volodymyr Selenskij, Donald Tusk, Emanuel Macron, Giorgia Meloni, Joseph Borrell, Kaja Kallas, Keir Starmer, Kim Jong-un …
Wir sehen, für die Menschen auf den „Wachtürmen“ gibt es viel zu beobachten und zu melden.
Da wir uns aber nicht allein auf deren Wachsamkeit verlassen können, kommt es auf jede/n von uns an, den kriegerischen BotInnen Einhalt zu gebieten, zum Beispiel von ihnen zu verlangen, dass sie sich daran erinnern, dass Frieden das Gebot der Stunde ist und nicht Kriegshetze und Kriegsertüchtigung; außerdem, dass sie uns nicht Freiheitslieder vorsingen sollen, wenn Geopolitik, Machtstreben und Überlegenheit hinter ihrem Handeln die eigentlichen Motive sind; ferner, dass wir nicht bereit sind, ihnen unsere Kinder und Enkelkinder zum Fraß vor die Füße zu werfen für ihre Weltmachtambitionen.
Es gibt soviel Wichtiges für unsere Erden-Existenz zu tun, um uns allen und auch besagten BotInnen zu einem Leben mit „Friede, Freude, Eierkuchen“ zu verhelfen, dass es lohnt die alten Tugenden ehrlichen, der Bevölkerung dienenden Handelns zur Leitschnur des Tuns zu machen:
Frieden statt Krieg als Maxime, Kompromissbereitschaft statt Ultimatismus, Handel statt Sanktionierei, Reden statt Hetzen, Deeskalieren statt Schwadronieren, Geduld statt Ungeduld, Selbstbewusstsein statt Liebedienerei, Wahrheit statt Lüge, dem Frieden dienen, ohne Wenn und Aber.
Denn eines sollte nicht vergessen werden: Wir haben sie nicht dazu legitimiert, uns mit irgendeiner Apokalypse vor den rumpelnden Karren zu fahren.
Apokalypse now? NO!!!
*Jürgen Scherer ist ehemaliger Lehrer für Geschichte und Politik an einer hessischen Gesamtschule und GEW-Mitglied. Er schrieb früher für das Magazin Auswege, jetzt für das GEW-MAGAZIN.
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