GEW: „Neue Leitlinien für Schulpolitik: Aufbruch notwendig“
30. Gewerkschaftstag „Demokratie beginnt mit Bildung“
Berlin – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat ihre Schulpolitischen Positionen, die für die künftigen Jahre als Leitlinien für die Schulpolitik der GEW dienen werden, nach einem dreijährigen Überarbeitungsprozess aktualisiert. Das haben die Delegierten des 30. Gewerkschaftstages, der unter dem Motto „Demokratie beginnt mit Bildung“ steht und noch bis zum 24. Mai in Berlin tagt, am Freitag beschlossen.
„Wir brauchen einen Aufbruch in der Schulpolitik. Wir wollen die ‚Eine Schule für alle Kinder‘ in einem inklusiven Schulsystem, das alle bestmöglich unterstützt und fördert, niemanden zurücklässt“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern. Jahr für Jahr verließen 50.000 Jugendliche die Schule ohne einen Abschluss. Mittlerweile hätten in Deutschland fast drei Millionen Menschen im Alter von 20 bis 34 Jahren keinen Berufsabschluss. „Das ist ein gesellschaftspolitischer Skandal, den wir uns nicht länger leisten können und wollen. Deshalb brauchen wir mehr Inklusion und mehr Ganztag – und mehr Geld und Unterstützung dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden: bei armen Kindern und ihren Familien, in benachteiligten Regionen und Stadtteilen“, unterstrich die GEW-Vorsitzende.
In dem Beschluss werden folgende zentrale Positionen definiert:
Die GEW bekräftigt den Erhalt des staatlichen Schulwesens, damit es zu größerer Bildungsgerechtigkeit, zu mehr Chancengleichheit und Nachhaltigkeit kommt.
Die GEW tritt offensiv für eine Stärkung von Demokratie, Teilhabe und Nachhaltigkeit in den Schulen ein. Lebendige demokratische Strukturen mit echter Beteiligung am Schulgeschehen und an Lernprojekten gehören ebenso dazu wie die Ausrichtung der Bildungsinhalte und -formen in Richtung Toleranz und Akzeptanz gesellschaftlicher Vielfalt.
Die GEW wendet sich gegen Rankings, Output-Orientierungen und Leistungsmessungen, aus denen keine abgesicherten Fördermaßnahmen erwachsen.
Die GEW strebt ein langes gemeinsames Lernen in der „Eine(n) Schule für alle“ an. Das diese Schule tragende Inklusionsverständnis umfasst alle Menschen. Eine Aussonderung oder Ausgrenzung von Kindern und Jugendlichen verbietet sich. Pädagogische Qualität bedeutet ein umfassendes Konzept ganztägiger, ganzheitlicher und umfassender Bildung.
Die GEW fordert eine strategische Diskussion, wie Inklusion und die „Eine Schule für alle“ umgesetzt werden können. Bislang ist es nicht gelungen, einen gesellschaftlichen Konsens für ein integratives beziehungsweise inklusives Schulsystem herzustellen. Es braucht einen echten Aufbruch!
Die GEW betont, dass sowohl die Schulstruktur als auch die Ausbildungsqualität der Pädagoginnen und Pädagogen, die Räumlichkeiten und deren Finanzierung überprüft werden müssen. Die GEW stemmt sich gegen die Veränderung der Schule im Sinne ökonomischer Verwertbarkeit des Menschen wie auch im Sinne einer Unterordnung der Schule unter ökonomische Interessen.
Die GEW ist davon überzeugt, dass die Erziehung zur Mündigkeit und die Übernahme von Verantwortung, Partizipation und Mitbestimmung im Mittelpunkt der schulischen Bildung stehen müssen. Denn Bildung ist das soziale und kulturelle Fundament einer lebendigen Demokratie.
Info: Nachdem auf dem Gewerkschaftstag im Jahr 2022 die Aktualisierung der Schulpolitischen Positionen beschlossen wurde, beteiligten sich innerhalb von zwei Jahren weit über 300 Kolleginnen und Kollegen auf drei Regionalkonferenzen sowie einer bundesweiten „Perspektivenkonferenz“ an diesem Prozess. Zudem haben einzelne Landesverbände und Bundesausschüsse von ihrer Mitsprachemöglichkeit Gebrauch gemacht.
→ Alle weiteren Infos zum Gewerkschaftstag finden Sie auf der GEW-Website und den Social Media-Kanälen der GEW.
23.5.2025
Ulf Rödde
GEW-Hauptvorstand
www.gew.de