„Kinder an die Macht“ – tatsächlich?

Der Kommentar zum Zeitgeschehen

von Jürgen Scherer*

Wer erinnert sich nicht gerne an das Lied von Herbert Grönemeyer, in dem er relativ optimistisch davon singt, wie gut oder sogar besser alles wäre, würden die „unschuldigen“ Kleinen bestimmen können, wo es lang gehen soll.
Eines ist gewiss: An Fieldings „Herr der Fliegen“ hatte er dabei nicht gedacht, denn in dieser „Kindergemeinschaft“ geht es, um es gelinde auszudrücken, eher robust zu.
Und wie so oft nehmen erfundene Geschichten voraus, was im wirklichen Leben geschieht. Wir haben das zweifelhafte Glück, dies gerade zu erleben. Nur dass die Wirklichkeit die Fiktion meilenweit hinter sich lässt!
Der momentane „Herr der Fliegen“ ist nämlich eher ein „Herr der Monster“ und trumpelt durch die Weltgeschichte, als wäre sie seine eigene Kreation. Was übrigens gar nicht so weit hergeholt ist; denn ein Anhänger der „Kreationisten“ ist er allemal. Und in seinem Heimatland gibt’s sogar ein „Creation Museum“, in dem sich jede/r davon überzeugen kann: „Die Bibel hat doch Recht“!

Kein Wunder also, dass Herr Trump sich dem Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ verpflichtet fühlt; es aber für sich und seine Kapitalistenfreunde „modernisiert“ hat unter dem Slogan „Deal für Deal zu meinen Gunsten“. Denn auch unter den Kapitalmonstern gilt bei aller gleichen Zielsetzung „Der Stärkere muss gewinnen“.

Was zur Erreichung dieses Grundzieles in früheren Zeiten auch schon mal smart umgesetzt wurde (siehe den kapitalismusfreundlichen Vorlauf zur Vereinigung Deutschlands), wird im Monsterkindergarten des Weißen Hauses eher brachial ausgetragen. Gemacht wird letztlich, was der „Herr der Monster“ will. Wobei die Taktiken, die er bei seiner Machtausübung anwendet, durchaus nicht immer brutal sind; er kann ab und zu auch das Kuschelmonster geben. Vor allem bei Großveranstaltungen, in denen er den anwesenden Krümelmonstern Honig ums Maul schmiert.

Eines bleibt aber seine Konstante, wie es sich für einen Herrscher in seiner Monsterbastion geziemt: Unberechenbarkeit. Nur so lässt es sich, gemäß dem alten Herrscherspruch „divide et impera“ (teile und herrsche), komfortabel machterhaltend regieren: „Ich bin die Sonne, um die sich alle anderen popeligen Planetchen zu drehen haben!“

Lasst uns spielen, Kinder. Draußen glänzt die Sonne – in purem Gold …


*Jürgen Scherer ist ehemaliger Lehrer für Geschichte und Politik an einer hessischen Gesamtschule und GEW-Mitglied. Er schrieb früher für das Magazin Auswege, jetzt für das GEW-MAGAZIN.
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