Militarisierung zum Schnäppchenpreis

Der Kommentar zum Zeitgeschehen

von Jürgen Scherer*

Auf Deibel komm raus läuft die schamlose Rekrutierungswelle Minderjähriger durch die ganze Republik. Dass Bayern ein Hotspot in dieser Hinsicht ist, ist allerdings nicht verwunderlich.

Dort hat der Ministerpräsident die Parole ausgegeben: Alles für unser Land, alles für eine gedeihliche Zusammenarbeit mit dem Militär!   
Nicht allein, dass Unis und  Schulen    „Per Ordre de Mufti“ zur Zusammenarbeit mit dem Militär angewiesen wurden, jetzt könnten sich auch noch Marktgemeinden auf eine  „Militarisierung auf Samtpfoten“ einzulassen.

So im Vorhaben dieser Tage durch ein Angebot der Marktgemeinde Kellmünz an der Iller in Zusammenarbeit mit der „Gefechtsstandsstaffel Multinationales Kommando Operative Führung“ des entsprechenden NATO Führungskommandos in Ulm.

Ein Herz für Kinder

Geplant ist ein zweitägiges Event in den Sommerferien im August für Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren. Für läppische 12 Euro ein Erlebnis der besonderen Art, preiswerter als jeder Erlebnispark und ohne Frage im Sinne des neuen Kriegstüchtigkeitsgebots der ZeitenwenderInnen.

Sie kennen keine Scham, die „Rekrutierer der Zeitenwende“. Und das Unverständlichste  an der ganzen Aktion ist, dass es offensichtlich eine Kommune gibt, die sich ohne Not, evtl. als Vorreiter(?) zu solcher Aktion hat breit schlagen lassen!

Wo bleibt der Aufschrei der örtlichen Zivilbevölkerung gegen die militaristische Instrumentalisierung ihrer Kinder?   

Allein pädagogisch-politische Gegenargumente, wie sie die Bildungsgewerkschaft GEW dankeswerterweise veröffentlicht hat, reichen da vermutlich nicht aus. Wir wissen aus Erfahrung: Papier kann geduldig sein.
 
Es bedarf der öffentlichen Empörung gegen solches Ansinnen vor Ort, des legendären bayrischen Widerstandes gegen manipulatives Gebaren, diesmal im Gewand eines Abenteuerspielplatzes.

Es sollte Null Einschreibung für das Angebot geben!

Friedenstüchtigkeit ist das Gebot der Stunde, nicht Kriegsspielerei zum Schnäppchenpreis! 


*Jürgen Scherer ist ehemaliger Lehrer für Geschichte und Politik an einer hessischen Gesamtschule und GEW-Mitglied. Er schrieb früher für das Magazin Auswege, jetzt für das GEW-MAGAZIN
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