Falschspieler am Werk
Der Kommentar zum Zeitgeschehen
von Jürgen Scherer*
Das Potpourri zum Erfolg?
Wie machen wir (gemeint ist die derzeit verantwortliche politische Elite in unserem Land) unsere leider immer noch zu friedenstrunkene Gesellschaft „verteidigungsbereit“ resp. „kriegstüchtig“, also letztlich auch angriffsbereit?
Diese Grundsatzproblematik anzugehen und möglichst final(!) zu lösen, ist die neue Koalition unter Federführung des ehemaligen Artilleristen Friedrich Merz und des Panzermuseumliebhabers Lars Klingbeil angetreten.
Und wie beim Spielen einer Orgel werden tagtäglich andere Register gezogen, um uns alle auf das oberste Ziel „Kriegsertüchtigung“ einzustimmen. Und siehe da, wie die Orgel am besten funktioniert, wenn alle Teile „mitmachen“, soll es auch im „Spiel um Alles oder Nichts“ die richtige Begleitmusik machen.
Die sieht momentan so aus:
- Was für Herz und Gemüt (Veteranentag),
- was für das schlechte Gewissen (andere machen die Drecksarbeit),
- was für den täglichen Komfort und gegen den Ärger (Gelder für bessere Autobahnen; nicht nur nebenbei auch gute Brücken für schweres militärisches Gerät),
- was für erstrebenswerte Ideale (vorbildliche und nachahmenswerte Opferbereitschaft in der Ukraine für Frieden, Freiheit und… Kapitalismus),
- was gegen die Ödnis der Zeit (abenteuerliches Wochenendvergnügen in der „Heimatschutztruppe vor Ort = vormilitärische Ausbildung mit Spaßfaktor),
- was gegen Depressionen (Komm zum Bund, werd‘ gesund!).
Dieses „Pfeifenangebot zum künftigen Wohle aller“ lässt sich beliebig erweitern. Damit es auch angenommen wird, bedarf es noch eines bewährten Spezialgeorgels.
Das findet sich unter den Orgelpfeifen, deren Töne uns manchmal vor lauter Schrilligkeit auf die Nerven gehen. Die wir aber um des „Gesamtkunstwerks“ willen meist ergeben hinnehmen.
In unserem Fall sind das folgende:
- angstfördernde Tonlagen slawischer Provenienz,
- Pflichtgeorgel für Opferbereitschaft,
- nervtönendes Feindesgeklingel,
- fanfariges Gutpatriotengejuchze
- und als Schlussakkord hochtoniger Gehorsamsjubel.
Mit diesem „Orgelkonzert für Kriegstüchtigkeit, Opfer- und Angriffsbereitschaft“ erhoffen sich die „ZeitenwenderInnen“ eine Gefolgschaft für Ziele, die wahrlich nicht unsere sind.
Wenn wir „Zielobjekte dieser OrgelPropaganda“ nicht wollen, dass unser eigentlicher Wunsch und unser eigentliches Ziel, nämlich ein Leben in Frieden, Freiheit und guter Nachbarschaft mit anderen Völkern, vor die Hunde gehen sollen, bleibt uns nur gemeinsamer furchtloser und konsequenter Einsatz dafür und klare Verweigerung für jegliche Kriegerei.
Ansonsten könnte das derzeitige Potpourri an Kriegsgeorgel der politischen und wirtschaftlichen Eliten in unserem Land in einem atomaren Inferno enden, von dem dereinst nur noch die Wale ein Lied singen werden…
*Jürgen Scherer ist ehemaliger Lehrer für Geschichte und Politik an einer hessischen Gesamtschule und GEW-Mitglied. Er schrieb früher für das Magazin Auswege, jetzt für das GEW-MAGAZIN.
Bild von FreeCliparts auf Pixabay