GEW: „Erschreckende Ergebnisse – Fehler im System“
Bildungsgewerkschaft GEW zu den Ergebnissen des IQB-Bildungstrends 2024
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stellt mit Blick auf die Befunde des heute veröffentlichten „Bildungstrends 2024“ des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) fest: „Das ist kein Unfall, sondern ein Fehler im System: Der Abwärtstrend der vergangenen Jahre hat sich verschärft fortgesetzt. Die Ergebnisse sind erschreckend“, sagte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule, am Donnerstag in Frankfurt a.M. Um den Abwärtstrend der Schülerleistungen in Mathematik und Naturwissenschaften zu stoppen, schlug sie höhere Finanz- und Personalressourcen, aber auch eine Abkehr von der frühen Aufteilung der Schülerinnen und Schüler in unterschiedliche Schulformen vor. „Die Leistungsergebnisse und die immer weiter auseinanderklaffende soziale Schere in der Sekundarstufe I der Schulen sind ernüchternd und besorgniserregend“, betonte Anja Bensinger-Stolze. Die Untersuchung zeige unter anderem, dass die Bildungsstandards im Fach Mathematik und in den Naturwissenschaften von noch weniger jungen Menschen im 9. Schuljahr erreicht werden als bei vorausgegangenen Studien.
„Das Bildungssystem in Deutschland ist seit Jahrzehnten deutlich unterfinanziert. In allen Bildungsbereichen, insbesondere in Kitas und den Schulen, herrscht ein riesiger Fachkräftemangel“, sagte Bensinger-Stolze. Seit Jahren sei das Problem des Lehrkräftemangels bekannt. Die GEW habe bereits 2022 ein „15-Punkte-Programm gegen den Lehrkräftemangel“ vorgelegt. „Anstatt die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte zu verbessern und damit die Attraktivität zu steigern, versuchen einige Bundesländer die Unterrichtsstunden für Lehrkräfte zu erhöhen. Anstatt kleinere Klassen einzurichten, vergrößern sie diese. Sie streichen die Altersermäßigung und/oder beschränken die Möglichkeit der Teilzeitbeschäftigung für Lehrkräfte. Und in einigen Bundesländern werden sogar Stellen gestrichen, statt diese für Doppelbesetzung in den Klassen, bessere Förderung der Kinder und Jugendlichen oder zur besseren Ausstattung des Ganztags zu nutzen. Lehrkräfte brauchen viel mehr Zeit für die Schülerinnen und Schüler, auch um deren psycho-soziale Entwicklung – die Studie benennt an mehreren Stellen erhebliche Probleme – besser unterstützen zu können“, unterstrich die Schulexpertin. Bildungsmonitoring müsse aus mehr als dem Abprüfen der Leistungsstandards bestehen. „Schulqualität bemisst sich auch an der bedarfsgerechten Finanzierung und Personalausstattung sowie an guten Lern- und Arbeitsbedingungen. Gute Bildung und gute Arbeit sind für die GEW zwei Seiten einer Medaille“, hob Bensinger-Stolze hervor.
Eine bedarfsgerechte Personalausstattung oder eine bessere Unterstützung der Schulen in sozial schwierigen Lagen seien nur mit höheren staatlichen Bildungsausgaben zu erreichen. Die GEW-Schulexpertin machte sich daher erneut für ein 130-Milliarden-Euro-Programm für Investitionen in die Bildung sowie eine sozial gerechtere Verteilung der Bundesmittel an die Länder stark.
17.10.2025
Ulf Rödde
GEW-Hauptvorstand
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