Paten 2.0

Der Kommentar zum Zeitgeschehen

von Jürgen Scherer*

Ein satirischer Blick auf die Lage in der BRD aufgezeigt anhand von Süderleuten.

Auch wenn ein heutiger Pate nicht zwangsläufig einer mafiösen Organisation vorsteht (zumindest nicht offensichtlich), pflegt er patische Traditionen: Er verfolgt hartnäckig und unnachgiebig seine Ziele und greift zur Erreichung derselben oft auf das altbewährte analog-„geheime“ Strohmannprinzip zurück. Schließlich kann ein Pate selbst in virtuellen Internetzeiten nicht immer vor Ort sein. Dafür hat er seine Leute. In Zeiten der Gleichberechtigung werden natürlich auch Strohfrauen zur Zielerreichung eingesetzt. Schließlich sollen auch sie beweisen dürfen, ob sie aus patentauglichem Holz geschnitzt sind.

Und schon kann’s losgehen!

Derzeit steht nach aktueller Patendefinition nichts Geringeres auf dem Spiel als die Existenz unserer Republik. Die Bedrohung kommt einerseits, wie schon immer, aus dem Osten, andrerseits in Gestalt von Flüchtenden von überall her, vornehmlich allerdings eher aus südlichen Gefilden. Dem Paten ist all dies nicht geheuer. Er sinnt auf Abhilfe!

Was also tun?

Seine besten Männer und Frauen müssen die aus dem schwankenden  Norden kommenden herumeiernden Züge wieder auf untergrundfeste Gleise setzen. Auf den derzeitigen nordischen Eierkopf allein ist nämlich kein Verlass. Es bedarf kompetenter Unterstützung aus dem Süden!

Da ist zum Beispiel Strohmann X: Er ist ein bewährter Kämpe, scheut keine Auseinandersetzung, geht notfalls an der Außenlinie rechtlicher Vorgaben entlang und wird dafür sorgen, dass diese ganze Asylbewerberzockerei ein Ende nimmt. Außerdem kann er im Inneren der Republik schon ein bisschen Kriegsvorsorge auf seine Fahnen schreiben; am besten fürsorglich eingebettet, z.B. durch Neuauflage der Vorsorgebroschüre für größere Notfälle. Er muss ja den zu verängstigenden BürgerInnen nicht gleich mit den Bunkern in den Keller fallen. Na ja, das wird schon.

Wichtig ist auf jeden Fall, dass er nebenbei ein Auge auf die Neulinge des Süd-Clans im nordischen Polittrubel hat.

Das ist einmal der Strohmann für die Wurst und das andere Heimatgedöns. Eigentlich ist Y ein guter Kerl, aber manchmal eben doch zu erdverbunden übergriffig. Da soll X manchmal hilfreich zur Seite stehen. Schließlich sollen noch ein paar Unterschiede zu dieser unsäglichen Ostpartei bleiben.

Und dann gibt es ja noch die Strohfrau für die Marsmission. Der nimmt allein schon vom Aussehen her jede/r ab, dass es fantastisch sein muss, mit ihr in die digitale und raketige Zukunft zu starten. Frau Z ist tatsächlich eine der besten Granaten im nordischen SchützInnengraben.

Eigentlich sollte alles nach Plan laufen.

Dennoch: In Zeiten wie diesen, wo es darum geht, alle auf Linie zu halten, wird es ohne Backup nicht gehen. Also sorgt unser Pate 2.0 aus dem tiefen Süden unserer Republik dafür, dass in den verantwortlichen Ressorts seiner 3 Hauptvertreter ein paar zuverlässige „Informanten“ installiert werden, die ihm regelmäßig und ohne Wissen der Drei berichten, ob alles nach Plan läuft.

Nun, da er dies alles zu seiner Zufriedenheit auf den Weg gebracht hat, hat er Kopf, Herz und Körper wieder frei für seine von vielen im Land mit Neid und teilweise Verachtung beobachteten Eskapaden. Aber der Erfolg gibt ihm immer wieder Recht. Solange die Leute über ihn mehr lachen als schimpfen, ist der eingeschlagene Weg der richtige. Der nächste Beliebtheitssteigerungsevent ist derzeit schon in Planung.

Vielleicht wird er nächstes Jahr tatsächlich als Pate 2.0 bei der Fassenacht aus Franken auflaufen. Schließlich ist nichts unverfänglicher als die nackte Wahrheit. Die Lacher wird er damit auf jeden Fall auf seiner Seite haben. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Und so liefe alles nach Plan.

Wie lautet schließlich ein altbewährtes Sprichwort seiner Zunft: Pate, bleib bei deinen Leisten!


*Jürgen Scherer ist ehemaliger Lehrer für Geschichte und Politik an einer hessischen Gesamtschule und GEW-Mitglied. Er schrieb früher für das Magazin Auswege, jetzt für das GEW-MAGAZIN.
Bild von Péter Kadlec auf Pixabay