Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 70: Statistiken bluten nicht

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 70

 

Statistiken bluten nicht

»Der Mensch wird – in dieser Gesellschaft – überflüssig, vorher schwinden seine Fähigkeiten.«
(Max Horkheimer)

Gestern fand an der Ausgrabungsstätte der Alten Synagoge eine Art Führung statt, die vom Stadtarchäologen durchgeführt wurde. Am Sonntagvormittag versammelten sich circa 100 Gießener Bürger rund um die Grube, in der die Grundmauern des 1938 niedergebrannten jüdischen Gotteshauses freigelegt worden sind. Das Wetter passte zum Ort und zum Anlass. Es war kalt, windig und regnerisch. Frierend standen die Menschen um die Grube. Gruben haben immer etwas Gruseliges und diese hier ganz besonders. Auch dann, wenn keine Gebeine zum Vorschein gekommen waren, war es doch wie auf dem Appellplatz von Buchenwald. Was freigelegt und ans Licht geholt wurde, ist ein Teil der verdrängten deutschen Geschichte. Ob wir wollen oder nicht, geht uns das etwas an, auch wenn viele glauben, dass sie sich davon losreißen können. Da der Stadtarchäologe kaum zu verstehen und das, was er zeigen wollten, von etwas weiter weg nicht zu sehen war, Wetter und Ort zum Frösteln waren, wohnte ich der Veranstaltung nicht bis zum Ende bei, sondern trollte mich nach einer Weile. Ich floh ins Warme. Jedenfalls äußerlich. … weiter 
(Hinweis: Der Link führt seit Nummer 66 auf die eigene Seite der durchhalteprosa.de )

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Podcast: „Arbeitszeitverkürzung“

Dominic Memmel sprach für Interviews 4 Future mit Nina Treu (Konzeptwerk Neue Ökonomie) zum Thema „Arbeitszeitverkürzung“.

Sie berichtet über die gesellschaftlichen und klimatisch-ökologischen Auswirkungen einer generellen Arbeitszeitverkürzung und über Bereiche, die nur über ehrenamtliche/unbezahlte Tätigkeiten in einer Gesellschaft gestaltet werden können.
Zur Sprache kommen u.a. die zunehmende Verdichtung der Arbeit, Entschleunigung des Arbeitsprozesses, Umgang mit mehr Freizeit, der sozial-ökologische Umbau und  die Bereiche der Sorgearbeit. Nina Treu berichtet auch über Studien aus dem europäischen Ausland. Das Gespräch dauert ca. 42 Minuten.

Der Podcast ist sehr gut in der Sek II einzusetzen, um sich mit allen Aspekten des Themas Arbeitszeitverkürzung im Unterricht zu befassen. Das Gespräch taugt als Informationsquelle und als Diskussionsgrundlage.

Podcast als ogg-Datei anhören oder als mp3-Datei, jeweils mit der Möglichkeit zum Download

Achtung: Der Podcast ist frei verwendbar unter folgenden Bedingungen:
– nicht kommerziell
– unverändert 

 

 

Erfahrungen in DDR-Kinderheimen, deren Bewältigung und Aufarbeitung

Leipziger Erklärung zum Abschluss des TESTIMONY-Forschungsverbundes

Bericht: Uni Leipzig

Zwischen 1949 und 1990 waren in der DDR etwa eine halbe Million Kinder und Jugendliche in Kinderheimen und Jugendwerkhöfen untergebracht. Ihre Erfahrungen in diesen Einrichtungen, deren Folgen und Bewältigung, waren bislang nicht umfassend erforscht. Der TESTIMONY-Forschungsverbund unter Federführung der Universität Leipzig untersuchte in enger Zusammenarbeit mit Betroffenen in vier Teilprojekten die Erfahrungen von Menschen mit DDR-Heimerfahrungen. Zum Abschluss des Projekts veröffentlichen die Wissenschaftler:innen unter Beteiligung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, der Medical School Berlin und der Alice Salomon Hochschule Berlin die wichtigsten Ergebnisse in der Leipziger Erklärung, welche sich an die allgemeine Öffentlichkeit wie auch an Fachpublikum und Betroffene richtet. weiter

Direktdownloadf als pdf-Datei: Leipziger Erklärung zur Bewältigung und Aufarbeitung von Erfahrungen in DDR-Kinderheimen Zentrale Befunde und Forderungen des TESTIMONY-Forschungsverbundes


Quelle: www.uni-leipzig.de

 

Ärmere Haushalte haben um 2,5 Prozentpunkte höhere Inflationsrate als einkommensreiche Alleinlebende

Der neue IMK Inflationsmonitor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung liefert neue Daten

Die Inflationsrate in Deutschland ist mit 8,7 Prozent im Februar weiterhin sehr hoch und gegenüber Januar unverändert geblieben. Familien sowie Alleinlebende mit jeweils niedrigen Einkommen hatten im Februar mit je 9,9 Prozent die höchste Inflationsbelastung zu tragen, Alleinlebende mit sehr hohen Einkommen mit 7,4 Prozent die mit Abstand niedrigste. Die soziale Schere bei der haushaltsspezifischen Belastung durch die Teuerung ist somit bei einem Abstand von 2,5 Prozentpunkten weiter weit geöffnet, trotz eines minimalen Rückgangs gegenüber Januar, als es 2,6 Prozentpunkte waren. Das ergibt der neue IMK Inflationsmonitor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, der monatlich die spezifischen Teuerungsraten für neun repräsentative Haushaltstypen berechnet.*

Ebenfalls etwas überdurchschnittliche Inflationsbelastungen trugen im Februar Alleinerziehende (9,2 Prozent) sowie Familien (9,0 Prozent) mit jeweils mittleren Einkommen. Alleinlebende sowie kinderlose Paarhaushalte mit jeweils mittleren Einkommen lagen mit Inflationsraten von 8,8 bzw. 8,7 Prozent nahe am oder im Durchschnitt aller Haushalte. Alleinlebende und Familien mit jeweils höheren Einkommen wiesen leicht unterdurchschnittliche Raten von 8,5 bzw. 8,4 Prozent auf. Weiterlesen

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 69: Das braune Raunen

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 69

 

Das braune Raunen

„In jedem Faschismus steckt die Erlaubnis, inneres Leid mit äußerlich zugefügtem zu verwechseln und sich für dieses mit Gewalt zu entschädigen.“
(Wilhelm Genazino)

Gießen ist eine einzige Baustelle. Alles ist ständig verstopft, der Autoverkehr kommt zum Erliegen, aber die Leute ziehen keine Konsequenzen daraus. Sie stürzen sich jeden Tag aufs Neue wie die Lemminge über die Stadtgrenzen ins Gewühl. Als suchten sie insgeheim den Stau als etwas Lustvoll-Erregendes. Wenn der Verkehr stockt, achten die Leute nicht mehr darauf, Kreuzungen und Fußgängerüberwege freizuhalten, was immer wieder zu wütenden Hupkonzerten und Brüllereien führt. Fängt einer mal an zu hupen, fallen viele andere ein und wollen zeigen, dass auch sie über eine Hupe verfügen. … weiter
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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 68: Schliemann’sche Funde oder: »The road not taken.«

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 68

 

Schliemann’sche Funde oder: »The road not taken.«

»Ich fand einen Begriff für jenes Gefühl, das mich seit dem Tod des Bruders gefangen hielt, Einsamkeit. Ich erkannte darin die Krankheit meiner Zeit, die Ursache des Unglücks, das jeder, der ein offenes Herz hatte, empfinden musste. Am Ende war jeder allein, das spürte ich, und ein Ende gab es alle Tage.«
Lukas Bärfuss

Am Samstag (11. Februar 2023) sah ich auf 3sat den Dokumentarfilm Herr Bachmann und seine Klasse, den ich verpasst hatte, als er in der Corona-Zeit im Kino lief. Der Film begleitet den Lehrer Bachmann und seine aus Kindern vieler Länder bunt zusammengewürfelte Klasse 6b durch ein Schuljahr. Das Ganze spielt an der Georg-Büchner-Gesamtschule in Stadtallendorf bei Marburg und ist sehr berührend. Lehrer Bachmann stellt sich als Mensch zur Verfügung und geht das Wagnis von Näheverhältnissen ein. … weiter
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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 66: Tünche über dem Abgrund

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 66

 

Tünche über dem Abgrund

»Die Zerstörung ist die Kreativität der Hoffnungslosen und Verkrüppelten, sie ist die Rache, die das ungelebte Leben an sich selbst nimmt.«
(Erich Fromm)

Hambacher Forst, Dannenröder Forst, das Dorf Lützerath markieren Stationen einer großen Niederlage. Wann wurde zuletzt ein Kampf gewonnen? Ich meine von den Kräften des Widerstands und des Lebens, gegen die Vernichtung der Welt. Alles geht weiter wie bisher. Im ARD-Magazin Panorama war am 12. Januar 2023 unter dem Titel Das Klima und die Reichen zu sehen, wie viel Treibhausgase eine relativ kleine Gruppe von Superreichen regelmäßig in die Atmosphäre bläst. Die Zahl der Privatjets und Yachten steigt stetig. Der Krieg in der Ukraine dient als Anlass, die längst überfälligen Maßnehmen zum Klimaschutz noch einmal zu vertagen. Die überall herrschende Spaßkultur ist nur die Tünche über dem Abgrund der Angst, von der alle heimgesucht werden und die mit wachsendem Aufwand verdrängt wird. … weiter
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„Mehr Wählen wagen?“

Ungleichheit beim „Wählen ab 16“ und ihre Folgen
Studie mit neuen Befunden zum Wählen ab 16

Mitteilung: Otto Brenner Stiftung

Elf Bundesländer haben das Wahlalter für Kommunal- oder Landtagswahlen auf 16 Jahre gesenkt. Die Ampelkoalition möchte dies auch für Bundestagswahlen tun – hat dafür aber keine eigene verfassungsändernde Mehrheit. Dabei sorgen unterschiedliche Wahlaltersgrenzen in einem Bundesland für Verwirrung unter jungen Menschen, zeigt eine neue Studie der Otto Brenner Stiftung. Die Politikwissenschaftler Thorsten Faas, Professor an der FU Berlin, und Arndt Leininger, Inhaber der Juniorprofessur Politische Forschungsmethoden an der TU Chemnitz, befragten dafür mehr als 5.000 junge Berliner:innen zwischen 15 und 20 Jahren im Rahmen der Wahlen vom 26. September 2021. Neben den Berliner Abgeordnetenhaus- und Kommunalwahlen, die nun am 12. Februar wiederholt werden, fanden dort zeitgleich die Bundestagswahl sowie ein Volksentscheid statt. Nur für die Kommunalwahl galt das Wahlalter 16. Weiterlesen

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