Statement Bündnis Kindergrundsicherung zum bevorstehenden Gesetzentwurf

Berlin, 11.7.2023. Lediglich zwei Milliarden Euro sieht der Haushaltsentwurf des Bundesfinanzministeriums derzeit als „Merkposten“ für die Kindergrundsicherung vor. Und das, obwohl die Zahlen zur Kinderarmut in Deutschland erschreckend hoch sind: Mehr als jedes fünfte Kind war laut dem aktuellen Report der Bertelsmann Stiftung im vergangenen Jahr von Armut betroffen oder bedroht.

Das Bündnis Kindergrundsicherung blickt mit Sorge auf diese Entwicklung:

Verena Bentele, Sprecherin des Bündnisses Kindergrundsicherung:
„Eine Kindergrundsicherung, die zur Schmalspurversion zu werden scheint, ist für ein so reiches Land wie Deutschland ein Armutszeugnis. Unser Bündnis wird den nächsten Gesetzentwurf genau unter die Lupe nehmen, vor allem in Hinblick auf die Höhe der Mittel. Kinderarmut kann nur wirksam bekämpft und verhindert werden, wenn genug Geld dafür bereitsteht. Die Bündelung aller nötigen familienpolitischen Leistungen zu einer ist erforderlich, damit das Geld schnell, unbürokratisch und automatisiert ausgezahlt werden kann.“

Sabine Andresen, Koordinatorin des Bündnisses Kindergrundsicherung:
„Es geht darum, Kinder und Jugendliche vor Armut zu bewahren. Eine Kindergrundsicherung, die dies bewirken will, wird mit bis zu sieben Milliarden Euro ihr Ziel nicht erreichen. Drei Millionen Kinder und Jugendliche leben derzeit in Armut, ihr Alltag ist davon geprägt. Sie können nicht in den Sommerurlaub fahren, zu Schulbeginn kann all das, was nötig ist, vom Schulranzen zu Sportschuhen, nicht finanziert werden, sie trauen sich nicht zum Geburtstag der Schulfreundin, weil sie kein Geschenk bezahlen können. Diese Kinder und Jugendlichen werden, wenn kein Sinneswandel eintritt, auch von der jetzigen Regierung alleingelassen. Dabei war sie mit einer anderen Botschaft angetreten.“

Das Bündnis Kindergrundsicherung macht sich seit 2009 mit einer wachsenden Zahl von Mitgliedsverbänden für eine echte Kindergrundsicherung stark. Dabei sollen möglichst viele Leistungen gebündelt, automatisiert sowie in ausreichender Höhe ausgezahlt werden.

Unterstützt durch die Wissenschaftler/innen:
Prof. Jutta Allmendinger, PhD, Prof. Dr. Hans Bertram, Prof. Ullrich Gintzel, Prof. Dr. Walter Hanesch, Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, Prof. Dr. Heiner Keupp, Prof. Dr. Ronald Lutz, Dr. Gisela Notz, Dr. Christiane Meiner-Teubner, Prof. Dr. Hans-Jürgen Schimke, Prof. Dr. Stefan Sell, Prof. Dr. Margherita Zander


14.9.2023
Bündnis Kindergrundsicherung
https://kinderarmut-hat-folgen.de

 

„Versprochene und notwendige Strukturreform des BAföG droht, im Papierkorb zu landen“

Studentischer Dachverband kritisiert Haushaltsplanung des BMBF

Mitteilung: freier Zusammenschluss von Student*innenschaften (fzs)

Der freie Zusammenschluss von Student*innenschaften (fzs) kritisiert den gestern im Bundestag von FDP-Bildungsministerin Stark-Watzinger vorgestellten Etat des BMBF (Einzelplan 30), insbesondere die Kürzungen beim BAföG-Haushaltstopf.

fzs-Vorstandsmitglied Niklas Röpke stellt fest: „Finanzminister Lindner und Bildungsministerin Stark-Watzinger beweisen mit dem vorliegenden Haushaltsentwurf, dass es mit der FDP in der Regierung keine weiteren Sozialreformen geben wird. Die von der Koalition versprochene und dringend notwendige Strukturreform des BAföG droht durch die Kürzungen im Haushaltsplan im Papierkorb der Ampel zu landen. Kürzungen am BAföG bei weiterhin dramatisch hoher Inflation sind ein fatales Signal.“

Bereits jetzt empfangen nur etwa 11% der Studierenden BAföG, und mehr als 30% der Studierenden leben in Deutschland in Armut, wie die 22. Sozialerhebung des deutschen Studierendenwerks zeigt. Der Einzelplan 30, also der Etat des BMBF, sieht Kürzungen beim BAföG-Haushaltstopf von rund 721 Millionen Euro, also 26,6% des Haushaltstopfes vor. Konkret bedeutet dies, dass es für das Jahr 2024 keinen Raum für Mehrausgaben beim BAföG geben wird. Auch verlautbarte der FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai, dass die Kindergrundsicherung die letzte große Sozialreform der Legislaturperiode seie. Eine vollumfängliche Strukturreform des BAföG und eine Ausweitung des Gefördertenkreises auf über 11% rückt also in weite Ferne. Auch lässt die Minderausgabe auf die mangelnde Wirksamkeit der bisherigen BAföG-Reformen in dieser Legislatur schließen: der Bundesrechnungshof hält fest, dass das Ziel der Öffnung des BAföG in Anbetracht des rückläufigen Mittelbedarfs nicht erreicht wurde.

„Wir appellieren an die Fraktionen der SPD und B90/Grünen, das sozialpolitische Profil der Ampelkoalition zu schärfen und sich für die versprochene und dringend notwendige BAföG-Strukturreform in 2024 stark zu machen! Bei diesem grundlegenden Mittel zum Erreichen von Chancengleichheit unter Studierenden, darf der soziale Teil der Regierung nicht das Ruder den liberalen Fantasien des kleinsten Koalitionspartners überlassen!“, betont  Katrin Greiner, Vorstandsmitglied des fzs.

Deshalb fordert der fzs:

  • die Erhöhung der Bedarfssätze des BAföG für Studierende
  • die Anpassung der BAföG-Förderdauer an die tatsächliche Studienzeit
  • das BAföG elternunabhängig zu machen
  • Rückkehr des BAföG zu einem Vollzuschuss

8.9.2023
Sebastian Zachrau
Politischer Geschäftsführer
freier zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) e.V.
www.fzs.de

 

Schulmaterialien haben sich verteuert

Paritätischer fordert mehr Unterstützung für einkommensschwache Schulkinder

Als alarmierend bezeichnet der Paritätische Wohlfahrtsverband die Preisentwicklung für Schulmaterialien. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts sind die Preise für Papierprodukte wie etwa Schulhefte und Zeichenblöcke im Vergleich zum Vorjahr um fast 14 Prozent gestiegen und damit doppelt so stark wie die allgemeine Inflation. Der Verband verweist auf eigene Testkäufe und fordert eine sofortige Anhebung der Leistungen für den Schulbedarf in Hartz IV. Weiterlesen

Aktuelle Meldung: Preise bleiben hoch! Inflation frisst Löhne!

von Frank Bernhardt

Und sie macht auch vor den Gehältern nicht halt! „Die Einkommen schrumpfen gewaltig“ (www.gew-hamburg.de, hlz 11-12/22, 22), hieß es bereits im letzten Jahr, nachdem die Ergebnisse der letzten Tarifrunde schon Monate vor der nächsten aufgezehrt waren. Der diesjährige Abschluss ist wieder ernüchternd, von „starke[n] Forderungen“ (dito, hlz 9-10/22, 9) war die Rede, „um die Belastungen mindestens (!) auszugleichen“. Die Forderungen beliefen sich auf „10,5%“ mehr Geld bei einer „Laufzeit von 12 Monaten.“ Für die vielen Kolleginnen aus den KITAS und Schulen, die sich an Warnstreiks beteiligten, ist weniger als die Mindestforderung herausgekommen. Über drei Viertel „der Erzieher/innen sind nicht zufrieden mit dem Gehalt“, so stellt das „Arbeitspapier Nr. 44, Juni 2022“ der Hans-Böckler-Stiftung fest. Die Belastungen der Erzieherinnen sind extrem, hohe „Krankheitsquoten“ (www.gew.de, 7.7.) die Folge. … weiter


Bild von Tumisu auf Pixabay

 

Refinanzierung von Tarifabschlüssen flächendeckend sicherstellen

Gemeinsame Mitteilung Fröbel und GEW

Tarifliche Vergütung und Tarifbindung sind ein Grundpfeiler für die hohe Attraktivität sozialer Arbeit – gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und Personalausfall. Die vollständige Refinanzierung von Tarifabschlüssen ist für freie Träger aktuell eine Existenzfrage. Ein klares Bekenntnis von Bund, Ländern und Kommen ist dringend geboten – für gleichberechtigte Anerkennung aller Beschäftigen in der frühen Bildung. Weiterlesen

Reallöhne brechen europaweit ein – hohe Unternehmensgewinne zunehmend Inflationstreiber

Bericht: Hans-Böckler-Stiftung

Die Beschäftigten in der Europäischen Union haben im vergangenen Jahr erheblich an Kaufkraft eingebüßt: In 26 von 27 EU-Ländern sind die Reallöhne 2022 gesunken, im EU-Mittel betrug der Rückgang 4,0 Prozent. Besonders deutliche Verluste gab es in Estland ( 9,3 Prozent), Griechenland ( 8,2 Prozent) und Tschechien ( 8,1 Prozent). Deutschland lag mit einem Rückgang von 4,1 Prozent nahe am Durchschnitt der EU. Einzige Ausnahme ist das Niedriglohnland Bulgarien (+4,7 Prozent). Das ergibt der neue Europäische Tarifbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, für den u.a. Daten der Europäischen Kommission zur Lohn- und Preisentwicklung ausgewertet wurden.* Weiterlesen

Mehr Gehalt für Lehrkräfte an Privatschulen – CSU und Freie Wähler übernehmen Vorschlag der GEW Bayern

Mitteilung: GEW Bayern

Die Anhebung der Gehälter für Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen soll nun auch für bayerische Privatschulen finanziert werden. Das teilten die Landtagsfraktionen der CSU und Freien Wähler (FW) am 13. Juni mit. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht das als Teilerfolg: In einer Stellungnahme vom 17. Mai hatte sie gemeinsam mit dem DGB Bayern genau das gefordert. Weiterlesen

Urlaubsgeld: 47 Prozent aller Beschäftigten bekommen es – mit Tarifvertrag 74 Prozent

Neue Auswertung des WSI-Tarifarchivs

Bericht: Hans-Böckler-Stiftung

In Zeiten hoher Inflation sind Sonderzahlungen wie das Urlaubsgeld ein besonders willkommener Beitrag zur Haushalts- und Reisekasse. In Deutschland erhalten aber lediglich etwas weniger als die Hälfte (47 Prozent) aller Beschäftigten in der Privatwirtschaft Urlaubsgeld. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Online-Befragung des Internet-Portals Lohnspiegel.de, das vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird. Für die Analyse wurden die Angaben von fast 60.000 Beschäftigten aus dem Zeitraum von Anfang Mai 2022 bis Ende April 2023 ausgewertet. Weiterlesen

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