Voraussetzungen für gute Lern- und Arbeitsbedingungen im Bildungsbereich schaffen!

Mitteilung: GEW Bayern

Derzeit wird im Landtag der Doppelhaushalt für die kommenden zwei Jahre beraten. Anlass für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, erneut bessere Lern- und Arbeitsbedingungen für alle in der Bildung Tätigen zu fordern.

Schulen klagen über schlechte Versorgung
Insbesondere das schöne Bild, das der Kultusminister gestern im Landtag wieder von der Situation an den Schulen gezeichnet hat, hält einer kritischen Betrachtung nicht stand. Die Versorgung mit LehrerInnen reicht an vielen Schulen nicht einmal für den Pflichtunterricht aus. Fächer werden in einzelnen Jahrgängen ganz gestrichen oder reduziert. Kurzfristig freigegebene Mittel für zusätzliche Stellen führten vielerorts zu Chaos. LehrerInnen erfuhren ihren Einsatzort zum Teil am Abend vor Schulbeginn, Stundenpläne konnten mangels Personalzuweisungen nicht rechtzeitig gemacht werden.

Mit 200 zusätzlichen Stellen kann "Inklusion" nicht umgesetzt werden, noch viel weniger, wenn man parallel zur Möglichkeit, alle Kinder in Regelschulen aufzunehmen, auch noch ein teures Sonderschulsystem aufrecht erhalten will. Die ohnehin viel zu knapp bemessenen Stellen für Unterrichtsvertretung (sog.
"Mobile Reserven" bzw. "Integrierte Lehrerreserve") sind zu einem erheblichen Teil bereits zu Schuljahresbeginn fest verplant und stehen für ihren eigentlichen Zweck nicht mehr zur Verfügung. Auf der anderen Seite stehen Tausende erfolgreich ausgebildete LehrerInnen auf der Straße bzw. müssen sich um Beschäf-
tigung und Auskommen jenseits ihres erlernten Berufs kümmern. Ganztagsschulen müssen wieder mit Stunden- und Geldzuweisungen auskommen, die einen nach pädagogischen Prämissen organisierten Schultag nicht zulassen. Der Ausbau von Schulsozialarbeit in staatlicher Verantwortung stagniert auf viel zu niedrigem Niveau. Ein Großteil der vorhandenen Stellen wird wegen befristeter Mittel jährlich neu besetzt, und das auch nur für 10,5 Monate. Ferien werden nicht bezahlt. Die Arbeitsplätze entsprechen nicht einmal den Mindestanforderungen. Die betroffenen KollegInnen können keine berufliche Perspektive entwickeln, SchülerInnen müssen sich immer wieder auf neue Bezugspersonen einstellen und neu Vertrauen fassen.
 
Schlechte Studier- und Arbeitsbedingungen auch an Hochschulen
Hochschulen leiden unter viel zu knappen zur Verfügung stehenden Mitteln. Wissenschaftliche Nachwuchskräfte haben i. d. R. befristete Teilzeitverträge, von denen sie kaum leben können. Aus dem "Traumjob Wissenschaft" wird da schnell ein Albtraum.
Die geplanten Mehrausgaben können mit der zunehmenden Zahl von StudentInnen nicht Schritt halten. Wenn – wie zu vermuten ist – im Laufe des Landtagswahlkampfes die Studiengebühren endlich wieder abgeschafft werden, kann sich die Situation zusätzlich verschärfen.
 
Kindertagesstätten sind unterfinanziert
Bayern hält weiter am unsinnigen Betreuungsgeld fest. Kindertagesstätten sind dagegen unterfinanziert. Weder der sog. "Basiswert" noch die Relation Kind – ErzieherIn gewährleisten Bedingungen, unter denen der Auftrag der guten Betreuung und der frühkindlichen Bildung erfüllt werden können.
 
Stagnierende Finanzierung der Weiterbildung

Trotz steigender Kosten wurde der staatliche Anteil an der Finanzierung von Weiterbildung im Weiterbildungsfinanzierungsgesetz seit Jahren nicht erhöht, sondern stagniert bei 0, 45 Euro pro Teilnehmerstunde. Zeitweise wurde sogar dieser Betrag zur Disposition gestellt.
 
Dazu Gele Neubäcker, Vorsitzende der GEW Bayern:

"Die genannten Beispiele belegen die chronische Unterfinanzierung von Bildung auch in Bayern. Die Bildungsausgaben des reichen Bundeslandes liegen deutschlandweit gerade einmal im Durchschnitt und im internationalen OECD-Vergleich deutlich unter dem Durchschnitt. Daher erwarten und fordern wir, dass PolitikerInnen bei der Diskussion des Haushalts ihren Worten endlich auch Taten folgen lassen und Ernst machen mit dem "Primat der Bildung". Nur wenn viel mehr Geld in alle Bildungsbereiche fließt, kann das Menschenrecht auf gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an Bildung umgesetzt werden und lebenslanges Lernen gelingen! Zudem gibt es genügend Berechnungen, die belegen, dass Investitionen in Bildung auch volkswirtschaftlich sinnvoll sind. Jeder in Bildung investierte Euro reduziert Folgekosten und bringt eine hohe Rendite."

Pressemitteilung Nr. 12/2012 v. 26.9.2012
GEW Bayern Landesverband
www.gew-bayern.de

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