Absage des Bandauftritts am Ansbacher Bardentreffen
Kein Gesang mit Leiharbeit
Persönliche Erklärung des Musikers und Linkenbezirksrats Uwe Schildbach, zur Absage seines Bandauftritts am Ansbacher Bardentreffen 2012
Seit über 2 Jahrzehnten bin ich mit dem Ansbacher Bardentreffen eng verbunden, sei es als Mithelfer in den Anfangsjahren, Zuhörer oder als Liedermacher auf der Bühne. Das Ansbacher Bardentreffen war für mich immer ein Stück Gegenkultur zum aktuellen Playback-Mainstream und der Kommerzialisierung der Ansbacher Kulturszene. Ein kleines alternatives Kulturfest mit handgemachter Musik, dessen Verlauf ich auch in diesem Jahr nur das Allerbeste wünsche.
Leider muss ich die angekündigte Teilnahme meiner Band TASTOSTERON am Programm des Ansbacher Bardentreffens aufgrund der Beteiligung der Ansbacher Leiharbeitsfirma „Eger & Eger“ als Sponsor absagen!
Der Deutsche Gewerkschaftsbund bezeichnet die Stadt Ansbach zurecht als „Bundeshauptstadt der Leiharbeit“. Mit 8,8% aller Beschäftigungsverhältnisse nimmt unsere Stadt die traurige Spitzenposition bei den zumeist schlecht bezahlten Leiharbeitsplätzen ein. Allein in der Stadt Ansbach gibt es inzwischen 24 Leiharbeitsfirmen und nicht einmal jeder zehnte Leiharbeiter wurde in ein festes Beschäftigungsverhältnis übernommen.
Mit einer durchschnittlichen Entlohnung von weniger als 1.300 Euro brutto monatlich in einem Vollzeitjob, können Menschen weder ihren eigenen Lebensunterhalt bestreiten, geschweige denn eine Familie ernähren. Das Ausufern des Niedriglohnbereichs und das Phänomen „arm trotz Arbeit“, schlägt sich deutlich in den Zahlen der sog. „Aufstocker“ nieder, welche in Ansbach trotz Arbeitsstelle auf Hartz IV angewiesen sind. 38% der erwerbsfähigen Hartz-IV-EmpfängerInnen in Ansbach gehen einer Arbeit in Vollzeit nach (zum Vergleich: bayernweit lediglich 28%).
Leiharbeit ist in meinen Augen nichts weiter als eine moderne Art der Sklaverei. Dabei Unterscheide ich bewusst auch nicht in bessere oder schlechtere Leiharbeitsfirmen. Diese Differenzierung ist in meinen Augen unzulässig. Die Arbeitsleistung eines Menschen zu verleihen, um mit dem Mehrwert seiner Arbeit Profite in die eigene Tasche zu erwirtschaften, halte ich prinzipiell für verwerflich.
Ich persönlich verleihe sehr gerne Bücher, Schallplatten ect. und unter gewissen Umständen sogar mein Auto und Haus. Dem Ansbacher Bardentreffen, so sehr ich es auch liebe, werde ich in diesem Jahr nicht meine Stimme leihen.
Uwe Schildbach