Bayern: G8 endgültig gescheitert
Mehr Zeit für Kinder und Jugendliche zur Entwicklung jetzt! Das Gymnasium als Ganzes muss auf den Prüfstand!
Mitteilung: GEW Bayern
Das G8 ist gescheitert, weil es auf dem unhaltbaren Versprechen aufbaut, dass trotz verkürzter Schulzeit den Schülerinnen und Schülern dieselbe Bildung vermittelt werden kann. Leider hat es zehn Jahre gedauert, bis sich diese Erkenntnis jetzt bei immer mehr politisch Verantwortlichen durchsetzt. Über zehn Jahre lang wurde den Schülerinnen und Schülern in Bayern durch das Turbo-Abitur ein Teil ihrer Jugend geraubt. Selbst der bayerische Philologenverband (BPV) räumt inzwischen ein, dass den Heranwachsenden mehr Zeit zur Persönlichkeitsentwicklung und zum Lernen gegeben werden muss. Weiterhin gelte für die GEW, so Andreas Hofmann (Mitglied im Landesvorstand, Bereich Gymnasium): Nicht die Dauer ist das Entscheidende, sondern die Gestaltung von Schulen als Lern- und Lebenswelt.
Die GEW fordert ein Bekenntnis zur dreijährigen Oberstufe als Regelfall! In der Grundstruktur eines neuen bayerischen Gymnasiums muss die 10. Klasse als letzte Klasse am Ende der Mittelstufe stehen, mit dem Erwerb der Mittleren Reife. Daran schließt sich eine dreijährige Oberstufe als Regelfall an. Im G8 gehört die 10. Klasse sowohl zur Mittelstufe als auch zur Oberstufe, wodurch viele Probleme der Schülerinnen und Schüler entstanden. Die Verdreifachung der Durchfallquote beim Abitur im Vergleich zum G 9 ist einer der Belege dafür.
Für viele Schülerinnen und Schüler stellt der Beginn der zweiten Fremdsprache bereits in der 6. Jahrgangsstufe eine große Belastung dar. Die daraus resultierenden Probleme waren vorhersehbar. Weder die Ergebnisse des Schulversuches Europäisches Gymnasium in Bayern (1992, 2004) noch neuere Erkenntnisse der Bildungsforschung wurden hierbei berücksichtigt. Bei einer Reform darf sich dieser Fehler nicht wiederholen. Deswegen ist die Entscheidung darüber, in welcher Jahrgangstufe die Einführung der zweiten Fremdsprache erfolgen soll, neu zu treffen. Die Forderung des BPV, die Entscheidung für eine acht- oder neunjährige Schulzeit erst zum Ende der 8. Jahrgangsstufe zu treffen und die zweite Fremdsprache in der 6. Klasse einzuführen, verschärft die Trennung der Schularten und erschwert einen Wechsel, insbesondere in das Gymnasium hinein zusätzlich. Den Kindern, die sich später oder sich langsamer entwickeln, wird damit erneut der Übertritt in das Gymnasium verwehrt. Auch andere Schulwechsel würden weiter schwierig bleiben.
Die GEW fordert schon lange ein gemeinsames Lernen bis zur 10. Klasse in einem Schulsystem aus einem Guss, in Einer Schule für Alle! Die isolierte Betrachtung der einzelnen Schularten in Bayern führt zu einer Flickschusterei, deren Leidtragende die Kinder und Jugendlichen und deren Eltern sind. Der aktuelle Konkurrenzkampf zwischen Gymnasium und Realschule um Schülerinnen und Schülern besonders in ländlichen Regionen zeigt, wie hier Menschen und Orte gegeneinander ausgespielt werden. Ziel einer Bildungsreform in Bayern muss es sein, mit weniger Schul- und weniger Abschlussarten mehr individuelle Förderung zu erreichen.
PM Nr. 14 / 2014 v. 27.3.2014
Elke Hahn
GEW Bayern
www.gew-bayern.de