Bertelsmann-Studie zu frühkindlicher Bildung: In Bayern fehlen 12.500 Kita-Stellen – GEW fordert verbindliche Fachkraft-Kind-Relation!

Mitteilung: GEW Bayern

12.500 Stellen fehlen für sozialpädagogische Fachkräfte in den bayerischen Kindertagesstätten, um wissenschaftlichen Standards der frühkindlichen Bildung zu genügen. Diese Zahlen stammen aus der neuen Bertelsmann-Studie. Die Bildungsgewerkschaft GEW forderte die Landesregierung anlässlich dieser Zahlen auf, im Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz endlich eine verbindliche Fachkraft-Kind-Relation festzuschreiben.

„Trotz leichter Verbesserungen ist der Unterschied zwischen wissenschaftlich empfohlenem und tatsächlichem Personalschlüssel nach wie vor sehr groß. Weil sie den Kindern aufgrund der unzureichenden Bedingungen für die pädagogische Arbeit nicht wirklich gerecht werden können, befinden sich viele Erzieherinnen und Erzieher in einer ständigen Überforderung. Viele kehren deshalb ihrem Beruf den Rücken. Wir erwarten von der Landesregierung, dass sie in den Kitas endlich für bessere Bedingungen sorgt, und zwar im Interesse von Kindern und Beschäftigten“, sagte der GEW-Landesvorsitzende Anton Salzbrunn nach Bekanntwerden der Studie.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft kritisiert, dass die Entwicklung der Betreuungsangebote in den letzten Jahren in erster Linie dazu diente, den Erziehungsberechtigten die Erwerbstätigkeit zu ermöglichen. Das sei selbstverständlich enorm wichtig, das Kindeswohl und die Situation der Beschäftigten sei aber zu wenig im Blick. Dringend müsse nun die Qualität verbessert werden. „Dem Fachkräftemangel ist durch eine bessere Bezahlung zu begegnen, aber auch die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten müssen verbessert werden. Damit können wir das Berufsfeld dauerhaft attraktiv gestalten.“ führt Anton Salzbrunn weiter aus. „Dies ist auch im Interesse der Eltern. Die wollen ihre Kinder optimal betreut wissen. Die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten sind die Lernbedingungen der Kinder“.

Wie weit Bayern immer noch von pädagogisch vertretbaren Betreuungsverhältnissen entfernt ist, illustrieren die Bertelsmann-Zahlen: Statistisch betrachtet kommen im Krippenbereich auf eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft nach wie vor 3,7 ganztags betreute Kinder. Fachleute aus Pädagogik und Wissenschaft empfehlen hingegen einen Schlüssel von 1:3. Bei der gegenwärtigen Geschwindigkeit würde dieses Ziel erst in 14 Jahren erreicht. Besonders besorgniserregend ist das regionale Gefälle in bayerischen Krippen. So ist z.B. in Hof und Coburg der Schlüssel 1:4,7 jedoch in Rosenheim 1:2,7.

Entgegen der Aussagen von Ministerin Schreyer (CSU) sehen wir nicht nur die Kommunen in der Pflicht, sondern auch das Land. Das regelt maßgeblich die Gesetzgebung zur Refinanzierung. Finanzschwache Kommunen müssen daher einen höheren Finanzausgleich erhalten. Bildung ist nach wie vor in erster Linie Ländersache.

Bei der Betreuung der Kinder zwischen drei und sechs Jahren gibt es eine leichte Verbesserung. Die Empfehlung der Wissenschaft für den Personalschlüssel lautet 1:7,5, während die Realität in den bayerischen Kitas bei 1:8,5 liegt. Zieht man den noch aussagekräftigeren Fachkraft-Kind-Schlüssel heran, der zum Beispiel auch Ausfallzeiten des Personals miteinbezieht, so sieht die Wirklichkeit noch schlechter aus. Die Bertelsmann Stiftung fordert dafür einen Zeitanteil von 25%, die GEW sieht gar einen Anteil von 33% für wissenschaftlich begründet. Das Bayerische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz regelt jedoch keine verbindlichen Fachkraft-Kind-Relationen.

Besonders weit weg ist Bayern bei den geforderten Standards für die Zeit für Leitungsaufgaben in Kitas. Nur sechs Prozent der bayerischen Kitas (ohne Hort) verfügen laut der Studie über eine angemessene Leitungsausstattung.


PM v. 30.8.2018
Elke Hahn
Geschäftsführerin GEW Bayern
www.gew-bayern.de