Eine unzureichende Antwort auf die Mängel des achtjährigen Gymnasiums

GEW Bayern zum Flexibilisierungsjahr

Mitteilung: GEW Bayern

Die Runden Tische zum G8 fanden nur mit den von der Staatsregierung ernannten Interessenvertretungen der Gymnasien statt. Eine Beteiligung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft war nicht erwünscht. Eines der Grundprobleme des achtjährigen Gymnasiums, das Fehlen der ehemaligen 11. Jahrgangsstufe als Zwischenglied zwischen der Mittelstufe und der Kursphase, konnte nicht gelöst werden. Mit einem Schuljahr weniger sind die im Vergleich zum neunjährigen Gymnasium im Wesentlichen gleich gebliebenen Bildungs- und Erziehungsziele nicht zu erreichen. Da wird auch ein Flexibilisierungsjahr nicht helfen.

Das Bildungsniveau ist gefährdet und die Erziehungsziele bleiben auf der Strecke. Die Sicherung der mit dem Hochschulzugang verbundenen Bildung am Gymnasium, (nicht zu verwechseln mit Lehrplaninhalten!), ist anscheinend nur noch der GEW ein Anliegen. Gleichzeitig leiden die Schülerinnen und Schüler am Alltag im Gymnasium, wie ihre die anhaltende Kritik zeigt.

Dazu Andreas Hofmann, Vorsitzender der Fachgruppe Gymnasium der GEW Bayern: „„Dass die Staatsregierung die individuelle Förderung als einen Schwerpunkt sieht, ist zu begrüßen. Während die zusätzlichen Lehrerstunden mehr Gestaltungsfreiraum bei der Unterstützung von Schülerinnen und Schülern gibt, ist die Einführung des „’Flexijahres’“ überflüssig und wenig hilfreich.““

Welche Motivation sollte ein Schüler haben, eine Jahrgangsstufe zweimal zu durchlaufen? Welche Eltern werden ihr durch die Pubertät bedingt, wenig motiviertes Kind im Vorhinein auf den doppelten Durchlauf einer Jahrgangsstufe schicken mit dem damit verbundenen
Wechsel der Klasse? Welches Bildungsziel wird erreicht, wenn die sogenannten „Nebenfächer“ im ersten oder zweiten Durchlauf der Jahrgangsstufe nicht mehr gelernt werden? Was wird passieren, wenn ein Kind ohne zwei bis drei „Nebenfächer“ sehr gute schulische
Ergebnisse erzielt? Wird dann das Verbleiben in der Klasse wirklich verboten werden?

Die Lernprozesse müssen immer im Zusammenhang mit der Altersentwicklung der Schülerinnen und Schülern betrachtet werden. Die isolierte Betrachtung von Schulfächern führen nicht zu einer stimmigen Gesamtbewertung der Lage jedes einzelnen Schülers. Schließlich sind die Jugendlichen nicht im Studium, in dem es auf die Entwicklung eines Fachexpertentums ankommt. Die Kinder sind in der Schule!

Die in der Broschüre zur Individuellen Förderung verbreitete Aussage, dass auch eine gute Schülerin erwäge, die 10. Klasse nochmals zu durchlaufen, um einen besseren Schnitt zu erhalten, spricht für sich. Offensichtlich ist es auch für gute Schüler nicht möglich, den normalen Weg zu gehen, und gleichzeitig den ihrem Einsatz und ihrer Befähigung entsprechenden Bildungszuwachs zu erreichen und, was wohl noch wichtiger ist, die entsprechenden Noten zu bekommen. Die im Schulsystem durchgehende Prüfungs- und Notenfixierung, beginnend in der Grundschule, zeigt hier seine Auswirkungen. Im bayerischen Bildungssystem scheint es immer weniger auf den wirklichen Lernfortschritt als auf die Prüfungsergebnisse anzukommen.

Pressemitteilung Nr. 07/2013 v. 18.4.2013
GEW Bayern
Elke Hahn
Schwanthalerstraße 64
80336 München

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