Dramatischer Lehrkräftemangel – Es muss sich was tun, sonst bricht das System Schule endgültig zusammen!

Mitteilung: GEW Bayern

Die Bildungsgewerkschaft GEW Bayern hat bei der Pressekonferenz am 24.7.2019 in München über die teils desaströsen Zustände in den bayerischen Grund-, Mittel- und Förderschulen berichtet. Der Lehrkräftemangel ist dort derart gravierend, dass die Gewerkschaft auch drastische Maßnahmen vorschlägt. Dazu zählt beispielsweise die Reduzierung der Stundentafel, bis die Situation entschärft ist.

Wer sich näher mit dem System Schule beschäftigt, für den ist klar, dass Lehrkräfte an allen Ecken und Enden fehlen. Im Grund-, Mittel- und Förderschulbereich konnte massiver Unterrichtsausfall im letzten Schuljahr nur durch das große Engagement der Kolleg*innen verhindert werden.

Dazu der GEW Landesvorsitzende, Anton Salzbrunn bei dem heutigen Pressegespräch: „Klassenzusammenlegungen, Wegfall von Förderstunden und Doppelbesetzungen, ständige Vertretung oder Mehrarbeit, das ist der Alltag an den Schulen mit Lehrkräftemangel! Hinzukommt, dass zahlreiche nicht für diese Schularten ausgebildete Kolleg*innen unterrichten, die teilweise nicht einmal ein Lehramtsstudium absolviert haben. Dies lindert zwar den Unterrichtsausfall, schafft aber natürlich mehr Arbeit für die Kolleg*innen in den Schulen. Kurzum: Das System Schule droht zu kollabieren, wenn nicht endlich Maßnahmen ergriffen werden!“

Auch deshalb schlägt die GEW eine Reduzierung der Stundentafel vor, mit dem Wissen, dass dies nur eine Notlösung sein kann, bis sich die Situation wieder entschärft hat. Gerade um die Bildungsqualität zu erhalten und den Ausfall von Unterricht nicht zu verschleiern, fordert die Bildungsgewerkschaft diesen Schritt.

Der GEW ist vollkommen klar, dass voll ausgebildete Kolleg*innen nicht „aus dem Hut zu zaubern“ sind. Dennoch muss etwas passieren, um den Kollaps zu verhindern. Der Personalmangel an Grund-, Mittel- und Förderschulen in Bayern ist hausgemacht und Folge einer verfehlten Planung. Geburtenraten, Ruhestandsversetzungen und Ausbildungskapazitäten sind Größen, die bekannt sind und in langfristige Planungen einbezogen werden können.

Dazu Johannes Schiller, Sprecher der GEW-Landesfachgruppe Sonderpädagogische Berufe: „Es ist ein Irrweg zu glauben, das Problem aussitzen zu können und so gleichzeitig eine sukzessive Verschärfung der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten an den Schulen in Kauf zu nehmen. Wir brauchen dagegen dringend konkrete Maßnahmen für Entlastungen, um die Gesundheit der Kolleg*innen zu schützen und zu erhalten.“

Als Sofortmaßnahmen fordert die GEW:

  • Eine vorübergehende Reduzierung der Stundentafel, um für alle Schüler*innen flächendeckend qualifizierte Bildungsangebote zu sichern und um zu verhindern, dass Unterricht immer mehr zum bloßen Beaufsichtigen von Schüler*innen verkommt.
  • Den Lehrer*innenberuf attraktiver machen: A 13 als Eingangsbesoldung für alle, Aufstiegsmöglichkeiten wie am Gymnasium für alle Lehrämter, höhere Besoldung für Fach- und Förderlehrer*innen, Höhergruppierung für Heilpädagogische Förderlehrer*innen, Heilpädagogische Unterrichtshilfen und Werklehrer*innen.
  • Die Evaluation ausgesetzt lassen.
  • Den Kolleg*innen die notwendige Zeit lassen, neue Konzepte zu entwickeln und auszuprobieren.
  • Das Einsetzen einer Arbeitsgruppe im Kultusministerium, die sich ausschließlich mit dem Thema „Lehrkräftemangel“ beschäftigt. Analog zu anderen Bereichen (Evaluation, Schülerfeedback oder Inklusion) halten wir diesen Schritt für zwingend notwendig, um die Situation glaubhaft anzugehen. Dazu sind auch die Erfahrungen der Kolleg*innen einzubeziehen.

Aus Sicht der GEW muss das Kultusministerium endlich reagieren und die Sommerferien nutzen, um entsprechende Maßnahmen vorzubereiten. Ansonsten gerät der Personalmangel durch Erkrankungen und vorzeitige Dienstunfähigkeit der noch im System befindlichen Kolleginnen und Kollegen womöglich vollends außer Kontrolle.


PM v. 24.7.2019
Anton Salzbrunn
Vorsitzender GEW Bayern
www.gew-bayern.de

 

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