Götz Eisenbergs Corona-Tagebuch 26: Das Virus ist kein Papiertiger

Tagebuch

 

Götz Eisenbergs Corona-Tagebuch 26

Das Virus ist kein Papiertiger

Auf dem Weg zur Universität komme ich an einem riesigen Kastanienbaum vorüber. Er steht in voller Blüte – auf der einen Seite blüht er weiß, auf der anderen rot. Wie ein Denkmal zu Ehren der Ambivalenz. Wann schickt das städtische Gartenamt einen Trupp, der den roten Teil absägt und Eindeutigkeit herstellt?

Naturbeherrschung hat immer eine Innenseite. Der gerodete Dschungel, das mittels Herbiziden vernichtete Unkraut, die nach der Schnur geschnittene Hecke, der begradigte Bachlauf – all das hat seine Entsprechung im Inneren. Triebe werden gestutzt, Sümpfe trockengelegt, hier wie dort. Frieden und Versöhnung mit der äußeren Natur wird es nur geben, wenn wir auch Frieden schließen mit dem verfemten Teil in uns. Nur wer mit sich befreundet ist, kann auch freundlich zu seiner Um- und Mitwelt sein. Ein Mensch, der sein eigenes inneres Antriebsleben und seine körperlichen Regungen als fremd und bedrohlich erlebt, wird versuchen, sie unter Kontrolle zu bringen und zu beherrschen. Mit demselben Furor wird er sich dem Ungeordneten und Chaotischen außerhalb seiner nähern. … weiter

Tagebuch oben links: Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay
Bild von JL G auf Pixabay


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