Mit Mangel verwalten lässt sich keine gute Bildung gestalten

Landesregierung ignoriert seit Jahren Vorschläge zur Lehrkräftegewinnung

Mitteilung: GEW Baden-Württemberg

Die Bildungsgewerkschaft GEW erwartet sinnvolle kurz- und langfristige Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel in Bildungseinrichtungen und nennt die Ideen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann „wenig hilfreich und durchdacht“.

Seit 2018 schlummern Vorschläge der GEW zur Lehrergewinnung in den Schubladen des Kultusministeriums. 2017 und 2018 lagen die Lehrerbedarfsprognosen für Grundschulen und für alle Schularten der Sekundarstufe I vor und wurden weitgehend von der Landesregierung ignoriert. Viele Lehrkräfte arbeiten aus guten Gründen Teilzeit. Wenn Ministerpräsident Winfried Kretschmann jahrelang Vorschläge zur Lehrergewinnung unbeachtet lässt und dann in einer Zeit, in der alle Beschäftigten in Bildungseinrichtungen völlig am Limit sind, über Mehrarbeit laut nachdenkt, kennt er nicht den Alltag in den Klassenzimmern. Warum werden die seit langem vorliegenden Vorschläge der GEW nicht aufgegriffen?“, sagte Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am Dienstag (26.04.) in Stuttgart.

Die Erhöhung der Stundenzahlen von Lehrkräften in Teilzeit war schon unter Kultusministerin Susanne Eisenmann mit wenig Erfolg versucht worden. Die GEW schlägt unter anderem vor, durch eine Erhöhung der Altersermäßigung zu erreichen, dass Lehrkräfte länger arbeiten können. Befristet eingestellte Lehrkräfte brauchen jetzt Einstellungszusagen für das nächste Schuljahr, um sie nicht zu verlieren.

In Baden-Württemberg gibt es seit Jahren bereits zu Beginn jedes Schuljahrs Stellen, die nicht mit ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden können. Da die Landesregierung nicht genug junge Lehrer*innen ausbildet, fehlen die Bewerber*innen. Für diese freien Stellen werden Vertretungslehrer*innen eingesetzt. So ist die ständige Vertretungsreserve schon zu Beginn des Schuljahrs aufgebraucht. Die GEW setzt sich bereits seit Jahren dafür ein, dass die Landesregierung über eine mittel- und langfristige Lehrkräftebedarfsplanung, die auch künftige Bedarfe für pädagogische Reformen beinhaltet, dafür sorgt, dass Schulen solide Bildung gestalten können. „Krisen wie die Pandemie und jetzt die Aufnahme Geflüchteter wären besser zu bewältigen, wenn die Schulen zumindest zum Beginn eines Schuljahres alle Lehrkräfte hätten, die sie für regulären Unterricht bräuchten. Mit Mangel verwalten lässt sich keine gute Bildung gestalten“, sagte Stein.

GEW-Vorsitzende Monika Stein dankt alle pädagogischen Profis: „Die Kitas und Schulen sind am Limit. Gleichzeitig sind die pädagogischen Profis in Kitas und Schulen wieder einmal bereit, über ihre Grenzen zu gehen. Das erwarten sie allerdings auch von Land und Kommunen bei der schnellen Unterstützung. Die Hilfsbereitschaft ist überall groß, auch bei den Schüler*innen. Schulen müssen dann, wenn sie eine größere Anzahl Geflüchteter aufnehmen, entlastet werden. Debatten über Arbeitszeiterhöhungen sind da gerade völlig fehl am Platz, wenn alle in den Kitas und Schulen am Ende ihrer Kräfte sind“, sagte Stein.


26.4.2022
Matthias Schneider
Landesgeschäftsführer
GEW Baden-Württemberg
www.gew-bw.de

 

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