Bayern braucht mehr Ganztagsschulen!

Mitteilung: GEW Bayern

Mit Unverständnis reagiert die GEW Bayern auf die gestrige Erklärung des Kultusministers, nach der die Halbtagsschule die Regel bleiben soll. Demnach wird es auch weiterhin ein Flickwerk von Nachmittagsangeboten („offene Ganztagsschule“, Mittagsbetreuung, Hausaufgabenbetreuung, …) für die Kinder geben, deren Eltern darauf angewiesen sind, sie am Nachmittag „unterzubringen“.

Dazu Gele Neubäcker, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern:

„Gerade im reichen Bayern, wo ein besonders großer Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen besteht, brauchen wir „echte“ Ganztagsschulen. Das sind Schulen, in denen alle Kinder den gesamten Schultag gemeinsam verbringen, im rhythmisierten Wechsel von Lern-, Übungs- und Freizeitphasen, mit sportlichen und musischen Angeboten. LehrerInnen und andere pädagogische Fachkräfte arbeiten in Teams zusammen.“

Erfahrungen in solchen „gebundenen“ Ganztagsschulen zeigen positive Wirkungen. Die längere gemeinsam verbrachte Zeit hilft, Barrieren zwischen Kindern unterschiedlicher Herkunft abzubauen und wirkt sozial integrativ. Angebote über den traditionellen Kernunterricht hinaus für alle Kinder sind ein Beitrag zum Aufbau von Chancengleichheit. Die bestehenden Angebote hingegen – auch wenn sie weiter ausgebaut werden – sind geeignet, Kinder, die sie wahrnehmen, als besonders unterstützungsbedürftig abzustempeln.

„Ganztagsschulen müssen so mit Räumen, Personal und Finanzen ausgestattet sein, dass sie die in sie gesetzten Erwartungen auch tatsächlich erfüllen können. Mit zwölf zusätzlichen LehrerInnenstunden pro Woche und 6.000 Euro pro Jahr für sozialpädagogische Fachkräfte ist dies nicht möglich“, so Neubäcker.

Nicht nachvollziehbar ist für die GEW auch, dass die Chancen, die in längerer gemeinsamer Lern- und Betreuungszeit liegen, in Kindertagesstätten längst genutzt werden, vor den Schulen aber weiterhin halt machen sollen. Dazu Gottfried Koppold, stellvertretender Vorsitzender der GEW Bayern: „Die Überzeugung, dass kleinen Kindern nicht mehr als drei, maximal vier Stunden Kindergarten am Vormittag zugemutet werden können, ist längs überwunden. Kinder besuchen Kindertagesstätten in der Regel ganztags, einschließlich Mittagessen und Mittagsruhe. Klagen, dass Eltern und Kinder dadurch einander fremd würden, sind nicht bekannt. Im Gegenteil ist die positive Wirkung von ganztägiger Bildung und Betreuung in der Kindertagesstätte allgemein anerkannt. Auch aus diesem Grund ist die Ganztagsbetreuung an Schulen sinnvoll und notwendig“.

Pressemitteilung Nr. 3 / 2013 v. 15.1.2013:
Elke Hahn
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