Umgang mit Heterogenität in Schule und Unterricht

Unter dem Titel „Umgang mit Heterogenität in Schule und Unterricht“ veröffentlichte die Friedrich-Ebert-Stiftung in der Schriftenreihe des Netzwerkes Bildung ein brandaktuelles und wichtiges Buch. Die Autorinnen sind Miriam Vock und Anna Gronostaj.

Rezension von Günther Schmidt-Falck

Beschrieben werden die didaktischen, methodischen, pädagogischen und psychologischen Rahmenbedingungen für den Umgang mit Heterogenität: Strategien der Differenzierung im System Schule, Dimensionen von Heterogenität wie z.B. sozioökonomische Hintergründe der Schüler_innen, Krankheiten, Flüchtlinge, Geschlechterrollen, Inklusion, Begabtenförderung u.a.mehr.

Im Kapitel „Umgang mit Heterogenität im Unterricht“ werden verschiedene Modelle und Gelingensbedingungen (z.B. Lehrer_innenverhaltensweisen) vorgestellt. Die konkrete Praxis fällt wie oft in Büchern dieser Art sehr kurz aus. Die Praxis wird meist von einer Metaebene aus beschrieben. In mehreren „Blauen Kästen“ wird in Teilen eine grobe Unterrichts- und Verfahrenspraxis vorgestellt: z.B. Klassen überspringen und Klassen wiederholen, Lernen im Lernbüro, Gruppenzusammensetzung beim kooperativen Lernen.

Fazit: Aufgrund stärker werdender individueller Bedingungen im Unterricht wird die Beschäftigung mit innerer und äußerer Differenzierung für die Lehrkräfte immer wichtiger. Was in Grundschulen schon lange praktiziert wird und meist Standard ist, wird in den Schularten der Sek I und II kaum gepflegt. Schüler_innen hatten natürlich schon immer individuelle Lernzugänge und hätten ein stärker differenziertes didaktisches und methodisches Vorgehen im Unterricht gebraucht.
Die „Nivellierung“ der Schüler_innen hat aber leider jahrzehntelang „funktioniert“. Nur einige S. schafften die Anpassungsleistungen nicht und fielen durch die Maschen des Schulsystems. Aufgrund veränderter Sozialisationsbedingungen, aufgrund der Inklusion, der Aufnahme von Flüchtlingen und die Absetzbewegungen in weiterführende Schulen usw. wird nun eine Veränderung des Unterrichts in Richtung Heterogenität immer drängender.

Das Buch leistet einen wichtigen Einstieg ins Thema, eine Art Sensibilisierung für das Thema Heterogenität. Die Rahmenbedingungen werden präzise analysiert und Forderungen für die Praxis daraus abgeleitet. Die in der Praxis stehenden Lehrkräfte bräuchten nun zusätzlich konkrete Hinweise und Materialien für die tägliche Arbeit. Dummerweise ist die Erstellung solcher Materialien wenig attraktiv und extrem zeitaufwändig (… ausdenken, verfassen, ausprobieren). Mal sehen, was in den nächsten Monaten und Jahren dazu auf den Markt kommt.

Die Buchdaten:
Vock, Miriam; Gronostaj, Anna: Umgang mit Heterogenität in Schule und Unterricht / Miriam Vock und Anna Gronostaj. – 1. Auflage. – Berlin : Friedrich-Ebert-Stiftung, Abt. Studienförderung, 2017. – 148 Seiten (Schriftenreihe des Netzwerk Bildung). ISBN: 978-3-95861-775-9

kostenloser Download des Buches als pdf-Datei