Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 76: Nachmittag mit Graureiher

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 76

 

Nachmittag mit Graureiher

„Mein Körper ist siech. Und ich kann seinen Verfall nicht mehr aufhalten. Wie ein Tier, das den Tod nahen fühlt, spüre ich, wie der meine sich in meinem Leben einnistet, mit solcher Macht, dass ich nicht dagegen anzugehen vermag.“
(Frida Kahlo)

Auf dem Kirchenplatz findet heute Morgen an Fronleichnam ein Freiluftgottesdienst statt. Er ist erstaunlich gut besucht. Wusste gar nicht, dass es in Gießen noch so viele Katholiken gibt. Ein paar Meter weiter hockt eine junge Frau am Boden und wischt über ihr Smartphone. Sie war ganz offensichtlich noch nicht im Bett und ist auf dem Heimweg von einem nächtlichen Event. Von der türkischen Bäckerei zieht der Duft frisch gebackenen Brotes herüber. Es ist noch kaum Verkehr und man kann die Kreuzungen auch ohne das grüne Licht der Ampeln gefahrlos überqueren. So sollte es immer sein. Hundebesitzer führen ihre Tiere aus, die an den Leinen zerren. Einsame Ausländer brüllen an ihre Handys hin. Die Lahn glitzert in der Morgensonne, ein Klangteppich aus Vogelgezwitscher liegt über allem. Ich schwimme ein paar Züge, setze mich danach zum Nachdenken auf den Steg und lasse die Beine ins Wasser baumeln. Ein früher Paddler zieht still vorüber und verschwindet hinter der nächsten Flussbiegung. Der Stammreiher von gegenüber stakst durchs flache Wasser und bezieht dann seine Lauerstellung. Manchmal möchte ich die Fische warnen, aber der Reiher will ja auch leben. Ich warte darauf, eine Eisvogel zu hören und dann auch zu sehen, habe aber an diesem Morgen kein Glück.  … weiter
(Hinweis: Der Link führt seit Nummer 66 auf die eigene Seite der durchhalteprosa.de )

Clipart oben links von OpenClipart-Vectors auf Pixabay
Bild von Armin Forster auf Pixabay


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„Dieses Urteil ist fundamental“

Staats- und Verfassungsrechtler Hubertus Gersdorf über das Urteil zur Sterbehilfe

Mitteilung: Universität Leipzig

Das Bundesverfassungsgericht hat am 26. Februar 2020 zwei Sterbehilfe-Fälle bestätigt und von Dritten begleitetes Sterben unter bestimmten Bedingungen ermöglicht. Die Karlsruher Richter erklärten damit das im Paragrafen 217 des Strafgesetzbuches festgelegte Verbot der Sterbehilfe in Deutschland für verfassungswidrig. Staats- und Verwaltungsrechtsexperte Prof. Dr. Hubertus Gersdorf von der Universität Leipzig begrüßt das Urteil und erwartet weitreichendere Konsequenzen. Weiterlesen