Die Aufarbeitung der Corona-Vergangenheit und ihre Tabus

Ein Essay von Bernd Schoepe

Die Aufarbeitung der Pandemiemaßnahmen stößt auf wenig Gegenliebe in der Politik, obwohl sie gesetzlich vorgegeben ist – Es drohen eine anhaltende Traumatisierung der Gesellschaft und ein weiterer Verlust an humaner und demokratischer Substanz

„Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen.“
William Faulkner

„Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit?“*, fragte der Philosoph Theodor W. Adorno 1959. Als „Schlagwort“ gebraucht, bemängelt Adorno, bedeute „Aufarbeitung der Vergangenheit nicht (…), dass man das Vergangene im Ernst verarbeite, um seinen Bann zu brechen durch helles Bewusstsein.“ Es gelte: „Im Hause des Henkers soll man nicht vom Strick reden.“ Adornos Kommentar zur Haltung der den braunen Muff ja konservierenden Adenauerzeit, es müsse ein Schlußstrich unter die Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit gesetzt werden:
„Der Gestus, es solle alles vergessen und vergeben sein, der demjenigen anstünde, dem Unrecht widerfuhr, wird von den Parteigängern derer praktiziert, die es begingen.“
* Theodor W. Adorno, Erziehung zur Mündigkeit, Frankfurt/M. 1971

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Bild von Gerd Altmann auf Pixabay


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7 Kommentare

  • Michael Voß

    Danke!

  • Joachim Bettermann

    Oh, danke!!!!
    Endlich kommt von Euch etwas!!
    Ich musste Anfang dieses Jahres meinen Lehrerberuf aufgeben nach 25 Jahren, weil ich das Schweigen und den blinden Gehorsam nicht ertragen habe.
    Und die aus meiner Sicht Kindeswohlgefährdung.
    Hier mein Vodeo dazu:
    youtu.be/2Mq-u8mh0Gs
    Nehmt gerne Kontakt mit mir auf, falls ihr mehr über meine Geschichte hören wollt.

    Anm. d. Red.: Wir verlinken aus Datenschutzgründen nicht direkt zu Youtube!

  • Steini

    Kritische Stimmen aus der GEW? Was ist denn hier passiert?!

    Die angesprochenen Themen waren allesamt vor zwei Jahren schon absehbar.

    Ist das hier ein peinlicher Versuch der Reinwaschung?
    Die GEW ist linientreu. Bleibt einfach dabei.
    Wir Menschen brauchen euch eh nicht mehr 👎

    Denn jetzt haben mal wieder 95% mitgemacht und am Ende wird es keiner gewesen sein wollen.
    „Ich habe nur Befehle befolgt“ – wird der häufigste Satz aus Lehrermund in Bälde sein.

  • Ralf Giesecke

    So ein guter kritischer Text von der GEW? Sicher gibt es ein Nord-Süd-Gefälle in Deutschland – je südlicher desto linientreuer. In BW wäre so ein Text undenkbar- ansonsten könnte ich ja wieder eintreten in die GEW.

  • Leider teilen die GEW-Mitglieder in meinem persönlichen Umfeld die hier vertretene Meinung nicht. Umso mehr freue ich mich, dass sie hier zum Ausdruck kommt. Dass GEW-Mitglieder meine ähnlich argumentierende Kritik, anknüpfend an Gegenständen der Nürnberger Ärzteprozesse, nicht einmal eines Gegenarguments für würdig hielten und jegliche Debatte zu Seuchenfragen ablehnten, hat mich im vergangenen Jahr ziemlich überrascht. So auf Kurs kannte ich „meine GEW“ nicht, in der ich zeitweilig auch Funktionen innehatte.

  • Mi

    Das ist der erste kritische Artikel, den ich von GEW Seite lese. Der kommt allerdings viel zu spät und ändert nichts daran, dass ich nach über 20 Jahren ausgetreten bin. Nie hätte ich gedacht, dass die GEW so obrigkeitshörig ist.
    Auch dem staatlichen Schuldienst habe ich den Rücken gekehrt, denn in einer solchen Schule hatte ich nichts mehr verloren.

  • Rainer Wein

    Sehr guter Essay. Der erste kritische Artikel auf der GEW Seite. Das wichtigste der letzten zwei Jahre ist hier zusammengefasst. Was wir und vor allem unsere Kinder ertragen mussten, das ist für mich immer noch unfassbar. Die Kinder hatten keine Lobby, nicht einmal ihre Eltern!
    Allerdings kommt das leider zu spät, inzwischen bin ich aus der GEW ausgetreten.

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