Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 94: Fieberkranke Identitäten
Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 94
Fieberkranke Identitäten
„Die Leiche der Sowjetunion ist zum Leben erwacht und erschreckt als Zombie die Russen und die ganze Welt.“
(Wladimir Sorokin)
Für heute war mit großem Aplomb auch hier in Gießen eine gemeinsame Aktion von Fridays for Future und der Gewerkschaft Verdi für einen besser ausgestatteten Öffentlichen Nahverkehr und Umwelt- und Klimaschutz angekündigt. Wer gehofft hatte, die Mobilisierung von der großen Demonstration gegen Rechts von Ende Januar würde sich wiederholen, sah sich bitter enttäuscht. Das Großereignis war offenbar einmalig und ist nicht nicht wiederholbar. Es stahlt nicht auf andere Politikfelder ab und das punktuelle Engagement lässt sich nicht auf Dauer stellen. Als ich um 16 Uhr vor den Rathaus eintraf, wo die heutige Demo ihren Ausgang nehmen sollte, verloren sich vielleicht hundertfünfzig oder zweihundert Leute auf dem weiten Platz. Die Organisatoren kämpften noch mit der Technik. Als diese funktionierte, erklang laute Bumsmusik, ohne die nichts mehr zu gehen scheint. Es waren die versammelt, die immer dabei sind: die unvermeidlichen „Omas gegen Rechts“, die stadtbekannten Klima- und Verkehrswende-Aktivisten und ein paar junge Leute aus dem Umfeld von Fridays for Future. Zusätzlich einige altlinke Rentner wie ich, die etwas verloren herumstanden und darauf warteten, dass es endlich losgehen würde. Ich ersparte mir die Warterei, bestieg mein Rad und fuhr nach Hause. Mein lebensgeschichtliches Soll an Demonstrationen habe ich längst erfüllt. … weiter
(Hinweis: Der Link führt seit Nummer 66 auf die eigene Seite der durchhalteprosa.de )
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