SWK-Empfehlungen zum Lehrkräftemangel: Praxisfern und auf dem Rücken der Lehrkräfte

Mitteilung: GEW Thüringen

Die Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz sind Ausdruck ihrer Hilflosigkeit und zum Teil weit weg von praktischer Relevanz. Das systemische Versagen von Politik in Fragen der Lehrkräfteausbildung und das jahrelange Kleinrechnen des Lehrkräftemangels rächen sich nun in einer dramatischen Situation. Die meisten der angeblichen Lösungsmöglichkeiten verschlimmern die Probleme in den Schulen nur.

Eine der vermeintlichen Lösungen ist, dass die Lehrkräfte mehr arbeiten sollen. Das verkennt völlig, dass die Überlastung der Lehrkräfte allgegenwärtig ist, dass es eine anhaltend hohe Zahl an langzeitkranken Lehrer:innen gibt und der Übergang in den Ruhestand so früh wie möglich gewählt wird, um den auf Dauer krankmachenden Arbeitsbedingungen zu entfliehen. Bildungsminister Helmut Holter hatte  bereits im Dezember in einem Gespräch mit der GEW Thüringen und weiteren Lehrerverbänden die Empfehlungen der SWK der Kultusministerkonferenz skizziert. „Auf seine Zusage, dass es mit ihm keine Erhöhung der Pflichtstunden gibt, verlassen wir uns“, kommentiert Kathrin Vitzthum, Landesvorsitzende der GEW Thüringen, die am Freitag, den 27. Januar 2023, veröffentlichte Stellungnahme. „In Thüringen haben wir 2019 erfolgreich verhandelt, dass Teilzeitmodelle für Lehrkräfte ein Beitrag zum Gesundheitsschutz sind. Daran werden wir festhalten, denn niemand arbeitet ohne gute persönliche Gründe in Teilzeit.“

Mit Blick auf die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen müssen selbstverständlich kurzfristige Lösungen gegen den Lehrkräftemangel gefunden werden. „Dazu werden wir die Gespräche zum Personalentwicklungskonzept Schule wieder aufnehmen. Gute Schule gelingt nur mit gesunden Lehrkräften. Das ist unsere Ausgangsbasis.“, so Kathrin Vitzthum.

Thüringen hat bereits einige Maßnahmen in Gang gebracht, z.B. Modellprojekte zur Schulverwaltungsassistenzen und zunehmende Einstellung von Seiten- und Quereinsteiger:innen. Die im Dialog Schule 2030 getroffenen Vereinbarungen können zu besserer Unterrichtsversorgung und konsequenten Schulentwicklung beitragen. Auch die zügigere Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen kann einen Beitrag leisten. Am Ende kommt es aber auf das Gesamtpaket an. Nur an den kleinen Schrauben zu drehen, wird die Situation an Schulen nicht verbessern.

Wie man dem Lehrkräftemangel wirkungsvoll begegnen kann, ist lange bekannt. Zuletzt hatte die GEW ein 15-Punkte-Programm gegen den Lehrkräftemangel vorgestellt. (Download)


30.1.2023
Dr. Michael Kummer„So kommen wir dem Lehrkräftemangel nicht bei!“
GEW Thüringen
www.gew-tueringen.de


siehe dazu auch die Stellungnahme der GEW: „Politik darf eigene Fehler nicht auf dem Rücken der Lehrkräfte austragen!“

GEW Bayern: Unterrichtsversorgung und Bildungsqualität in Bayern nehmen ab

GEW Baden-Württemberg: Pädagogische Assistenzen gut qualifizieren

GEW Hessen: „So kommen wir dem Lehrkräftemangel nicht bei!“

 

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