Psychologieanteile in der Lehrkräftebildung: Ausbau statt Abbau!

Stellungnahme: Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)

Trotz wachsender Anforderungen im Schulalltag, die psychologisches Wissen und entsprechende Kompetenzen von Lehrkräften erfordern, sind die Psychologieanteile in der Lehrkräftebildung zu gering. Aufgrund aktueller Entwicklungen in der Qualifizierung von Quer- und Seiteneinsteigern und der Umstrukturierung des Lehramtsstudiums drohen sie weiter reduziert zu werden. Die DGPs setzt sich mit einer Stellungnahme dafür ein, die psychologische Qualifizierung in der Lehrkräftebildung weiter auszubauen, anstatt sie zu verringern. DGPs-Vizepräsident Prof. Dr. Jörn Sparfeldt betont: „Psychologische Kompetenz macht Schule resilient und stark – und sichert die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen.“ Weiterlesen

„Historische Chance vertan“ – GEW Bayern kritisiert Ergebnisse der Expert*innenkommission zur Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung in Bayern

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern zeigt sich enttäuscht über die Ergebnisse der Expert*innenkommission zur Lehrkräftebildung. Der sogenannte „Masterplan“ verfestigt weitgehend den Status quo und ignoriert zentrale Reformvorschläge – insbesondere das von der GEW Bayern empfohlene Modell einer schulartübergreifenden Stufenlehrer*innenbildung.

(Hinweis: „Der Masterplan“ kann am Ende der Seite als pdf-Datei heruntergeladen werden)

„Hier wurde die historische Chance verspielt, die Lehrer*innenbildung zukunftsfähig zu gestalten“, so Martina Borgendale, Landesvorsitzende der GEW in Bayern. „Das Festhalten an der schulartspezifischen Ausbildung erschwert die dringend notwendige Flexibilität in Zeiten des Lehrkräftemangels, wie wir es bereits vor Jahren in unserem eigenen ‚Konzept für eine flexible Lehrer*innenbildung‘ dargelegt und wiederholt den politischen Zuständigen präsentiert haben. Wir empfehlen die Ausbildung von Lehrkräften für bestimmte Altersstufen, nicht für Schularten.“

Zwar begrüßt die GEW die geplante Gleichwertigkeit aller Lehramtsstudiengänge mit einer einheitlichen Regelstudienzeit von 10 Semestern, doch dass bereits bei der Präsentation der Ergebnisse der Expertenkommission Wissenschaftsminister Blume (CSU) zurückrudert, zeige, dass es die Regierungsparteien mit einer echten Angleichung der Lehrämter nicht wirklich ernst meinen. Für Markus Weinberger, Mitglied im Hauptpersonalrat und Sprecher der GEW-Landesfachgruppe Grund- und Mittelschulen, treffe das auch für die vorgeschlagene Entlastung und bessere pädagogische Unterstützung der Referendar*innen im ersten Jahr ihres Vorbereitungsdienstes zu: „Das Kultusministerium will diese Reform erst angehen, wenn der Lehrkräftemangel überwunden ist. In der Mittelschule wird das nach der amtlichen Lehrerbedarfsprognose auch langfristig nicht der Fall sein.“

Florian Kohl, stellvertretender Landesvorsitzender und ebenfalls Mitglied im Hauptpersonalrat, äußert ebenso Kritik. „Deutschland hat 2009 die Behindertenrechtskonvention ratifiziert und sich damit zu einem inklusiven Bildungssystem verpflichtet. Wir erleben allerdings seit Jahren, dass der bayerische Weg zur Inklusion vor allem zulasten der Grund-, Mittel-, und Förderschulen scheitert. Diese Schularten stemmen die Inklusion mehr oder weniger im Alleingang. Vor allem Förder- und Mittelschule drohen auch aufgrund der fehlenden Lehrkräfte zu einer Art Resteschulen zu verkommen, auf die niemand mehr seine Kinder schicken will. Der Lehrkräftenachwuchs bleibt hier ebenfalls aus. Daran ändern auch sämtliche Bekenntnisse des Ministeriums und der Politik zur Gleichwertigkeit der Schularten nichts. Es muss klar sein: Ein separierendes Schulsystem konterkariert jedes Streben nach Inklusion. Es ist ärgerlich, dass gerade diese Expertenkommission hier keine klaren Worte findet und nur aus der konservativen Haltung heraus argumentiert, um an der schulartspezifischen Lehrerausbildung nicht zu kratzen. Da gab es dann wohl doch die Denkverbote, die man eigentlich ausschließen wollte.“

Link zum „Konzept der GEW Bayern für eine flexible Lehrer*innenbildung“: https://www.gew-bayern.de/lehrer-innenbildung


9.5.2025
GEW Bayern
www.gew-bayern.de


Am 7.5. veröffentlichte das KM Bayern folgende Presseerklärung zum Thema:

Bayern entwickelt Lehrerbildung weiter

Bayern will die Attraktivität der Ausbildung für Lehrkräfte erhöhen: Kultusministerin Anna Stolz und Wissenschaftsminister Markus Blume kündigen „Masterplan Lehrerbildung“ an.

Ob der sinnvolle Umgang mit digitalen Medien, die immer wichtiger werdende Einbeziehung politischer Bildung oder ganz generell der Umgang mit zunehmend heterogenen Klassen: Die Anforderungen an Schule und damit auch an die bayerischen Lehrerinnen und Lehrer verändern sich. Um junge Lehrkräfte auch weiterhin optimal auf ihre Tätigkeit vorzubereiten, hatte der Freistaat Bayern eine Expertenkommission beauftragt, Vorschläge zur Weiterentwicklung der Lehramtsausbildung zu erarbeiten. Professor Dr. Martin Huber, Sprecher der Vizepräsidenten für Lehre der bayerischen Universitäten und Vorsitzender der Kommission, präsentierte die Ergebnisse heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in München. Darin enthalten: Neben vielen innovativen Ansätzen ein Bekenntnis zur schulartspezifischen Lehrerbildung sowie zur zentralen ersten Staatsprüfung. Kultusministerin Anna Stolz und Wissenschaftsminister Markus Blume würdigten die Empfehlungen und kündigten an, auf deren Basis nun einen „Masterplan Lehrkräftebildung Bayern“ für den Freistaat zu erarbeiten.

So betont Anna Stolz: „Die jungen Menschen, die heute noch in der Schule sind, werden schon morgen wesentliche Entscheidungen in unserem Land treffen. Um sie darauf vorzubereiten, brauchen unsere Schülerinnen und Schüler exzellent ausgebildete Lehrkräfte. Deswegen werden wir die Lehrerausbildung noch attraktiver gestalten. Wesentlich dabei ist eine zielgerichtete und praxisorientierte Vorbereitung auf den späteren Beruf. Die Kommission hat uns Vorschläge und Ideen aufgezeigt, wie wir hier noch besser werden können. Ich bedanke mich daher bei allen Mitgliedern der Kommission sehr für die vertrauensvolle und erfolgreiche Arbeit.

Wir nehmen den Staffelstab nun wieder auf, prüfen die Empfehlungen und ergänzen sie um weitere Akzente im Bereich des Vorbereitungsdienstes. Das erste Dialogforum hierzu hat bereits stattgefunden. Gemeinsam wird so unser „Masterplan Lehrkräftebildung Bayern“ für den Freistaat entstehen.“

Auch Wissenschaftsminister Markus Blume unterstreicht: „Für die Zukunft der Lehrkräftebildung in Bayern gilt: Evolution, nicht Revolution. Um unsere angehenden Lehrerinnen und Lehrer bestmöglich auf den Beruf vorzubereiten, wollen wir die Ausbildung passgenau modernisieren. Dabei setzen wir auf den Rat unserer Expertinnen und Experten. Sie formulieren Professionsbezug und stringente Wissenschaftsorientierung als klare Leitplanken für die künftige Ausbildung. Damit ist klar: Wir führen die bewährte, leistungsstarke und hochkarätige Lehrkräfteausbildung durch unsere bayerischen Universitäten fort und entwickeln sie klug weiter. Mit einem ‚Masterplan Lehrkräftebildung Bayern‘ setzen wir Empfehlungen in konkrete Maßnahmen um. Herzlichen Dank an die Kommissionsmitglieder für die erfolgreiche Arbeit.“

Auch Prof. Dr. Martin Huber, Vorsitzender der Expertenkommission betont: „Lehramtsstudium und der Lehrberuf sind nur dann für junge Menschen attraktiv, wenn sie sich umfassend und hinreichend auf die wachsenden Herausforderungen des Berufs vorbereitet sehen und sie die Sicherheit haben, im Berufsalltag professionell agieren zu können. Die Kommission empfiehlt deshalb eine Lehrkräftebildung, die vom ersten Semester im Studium über den Vorbereitungsdienst hinaus nach einem Modell des konsequent wachsenden Kompetenzaufbaus strukturiert ist. Bayern kann hier Maßstäbe setzen und ein Lehramtsstudium etablieren, in dem der Erwerb von Fachwissen gekoppelt mit reflektierten Praxiserfahrungen in unterschiedlich komplexer Form von Beginn an ins Studium integriert ist.“

Pankraz Männlein, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Lehrerverbände, ergänzt: „Mit der Umsetzung der Empfehlungen des Gutachtens würde ein bedeutender Schritt nach vorne getan. Die Lehrkräftebildung in Bayern wird praxisbezogener und damit besser den Herausforderungen an die Schule der Zukunft und gleichzeitig den Erwartungen der jungen Menschen gerecht, also den Schülerinnen und Schülern wie auch den angehenden Lehramtsstudierenden.“

Die Empfehlungen der Kommission beziehen sich unter anderem auf diese Faktoren:

  • mehr Praxisorientierung im Studium (u.a. durch Erprobung von „Core Practices“ im Sinne einer gestärkten Berufsfeldorientierung)
  • Weiterentwicklung der Schulpraktika
  • erhöhte Aufmerksamkeit für Inklusion
  • engere Verzahnung von Studium, Referendariat und Fortbildungen

Die Kommission spricht sich in ihrem Gutachten zugleich klar gegen eine generelle Strukturreform aus und bekennt sich explizit zu den zentralen Pfeilern der bayerischen Lehrkräftebildung. Hierzu zählen

  • die Beibehaltung einer zentralen Ersten Staatsprüfung,
  • die schulartspezifische Ausgestaltung der Lehrkräftebildung,
  • eine fundierte Ausbildung auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse bei weiterhin hohen Qualitätsstandards.

Hintergrund:
Der bayerische Ministerrat hatte die Einrichtung einer Expertenkommission zur Weiterentwicklung der Lehrerausbildung auf den Weg gebracht. Der Expertenkommission gehörten Vertreterinnen und Vertreter der Lehrerverbände, in der Lehrerbildung tätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der bayerischen Universitäten sowie ein Vertreter der bayerischen Landesstudierendenvertretung an.

Download: Gutachten zur Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung in Bayern (pdf-Datei)


7.5.2025
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus
www.km.bayern.de

 

 

Lehrkräftebildung muss dringend reformiert werden

Gesamtkonzept der GEW mit einem Berufseinstiegsjahr bei voller Bezahlung als Ersatz für Referendariat liegt vor

Gerade hat der Landessstudierendenrat in Bayern rund 3.000 Lehramtsstudent*innen zu ihrem Studium und zum Referendariat befragt. Die überdeutlichen Aussagen zur derzeitigen, überkommenen Lehrkräftebildung sind für Martina Borgendale, Vorsitzende der GEW Bayern, „eine ganz klare Aufforderung an die Staatsregierung zu einer zeitnahen und grundlegenden Reform“. So überlegen 40 Prozent der Lehramtsstudierenden, ihr Studium in Bayern abzubrechen und in einem anderen Bundesland fortzusetzen. Die bayerischen Lehramtsstudierenden fordern umfassende Reformen bei der Ausbildung von Lehrkräften. Weiterlesen

GEW: „Weckruf für Bund und Länder“

Bildungsgewerkschaft GEW zum Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz zur Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat das neue Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung begrüßt und Bund und Länder aufgefordert, rasch die Weichen für die Stärkung und Reform der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern zu stellen. „Unsere Schulen sind mit einem massiven Fachkräftemangel konfrontiert, der die Unterrichtsversorgung gefährdet und die Lehrkräfte zusätzlich belastet. Dazu tragen nicht nur die bereits starke Belastung und miserablen Arbeitsbedingungen der Lehrerinnen und Lehrer bei, sondern auch die Defizite in der Lehrkräftebildung. Das SWK-Gutachten ist ein Weckruf für Bund und Länder“, sagte Andreas Keller, stellvertretender Vorsitzender und Hochschulexperte der GEW aus Anlass der Präsentation des Gutachtens „Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung für einen hochwertigen Unterricht“ heute in Berlin. Weiterlesen

Gute Lehrkräftebildung auch in Zeiten von Lehrkräftemangel sichern

Bericht: Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland e.V.

Der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO e. V.) appelliert an alle Entscheidungsträger in Politik, Verwaltung, Bildung und Weiterbildung an den gemeinsam vereinbarten Standards der Lehrkräftebildung auch in Anbetracht des aktuellen Lehrkräftemangels festzuhalten. Zugleich empfiehlt der Biologenverband ein aufeinander abgestimmtes Maßnahmenpaket, das dazu beitragen wird, die Qualität der Lehrkräftebildung nachhaltig zu sichern. Erforderlich sind insbesondere qualifizierende Begleitprogramme für den Quer- und Seiteneinstieg, die Förderung polyvalenter Studiengänge sowie attraktive und passgenaue Fort- und Weiterbildungen. … weiter


Quelle:
www.idw-online.de
www.vbio.de

 

Fit fürs Lehramt: Neues Beratungsangebot für Studieninteressierte gestartet

Online Self Assessment testet die Eignung für den Beruf als Lehrkraft

Mitteilung: Justus-Liebig-Universität Gießen

Ist ein Lehramtsstudium das richtige für mich? Wer mit dem Gedanken spielt, Lehrkraft zu werden, kann mit einem neuen Online-Tool der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) überprüfen, ob die eigenen Interessen, Fähigkeiten und Erwartungen mit den Anforderungen eines Lehramtsstudiums und dem späteren Beruf als Lehrkraft übereinstimmen. „Mit unserem kostenlosen Online Self-Assessment ‚Fit fürs Lehramt‘ möchten wir Schulabgängerinnen und Schulabgänger aber auch Quereinsteigende bei der Berufswahl unterstützen“, sagt Prof. Dr. Ludwig Stecher von der Gießener Offensive Lehrerbildung (GOL), in deren Rahmen das Tool entwickelt wurde. Weiterlesen