Hessen: Wenig Licht viel Schatten
Ein Blick ins Nachbarbundesland Hessen bringt auch dort einen eklatanten Personalmangel an Kitas, Schulen und Hochschulen zutage. Die GEW Hessen stellt im nachfolgenden Text der schwarz-grünen Bildungspolitik ein schlechtes Zeugnis aus.
Nach Einschätzung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hat die Landesregierung in den vergangenen Jahren kaum etwas unternommen, um die bestehenden Probleme im Bildungsbereich zu lösen. Ganz im Gegenteil, so das Urteil des GEW-Vorsitzenden Thilo Hartmann, wurden wichtige Weichenstellungen verschlafen: „Alle Bildungsbereiche zeichnen sich durch einen Fachkräftemangel und schlechte Personalschlüssel aus. Das fängt bei den Erzieherinnen und Erziehern in den Kitas an. Diese werden auch zur Umsetzung des Rechtsanspruchs auf einen Ganztagsplatz in steigender Zahl gebraucht, der ab dem Jahr 2026 in den Grundschulen umgesetzt werden muss. Zur Umsetzung dieses Rechtsanspruchs aber hat die Landesregierung bis heute keine Bedarfsberechnungen und kein Konzept vorgelegt.“
Für den Ganztag werden zudem, so Hartmann weiter, auch zusätzliche Lehrkräfte gebraucht. Zwar habe die Landesregierung mit der Bezahlung der Grundschullehrkräfte nach A13 einen längst überfälligen Schritt getan – dies sei aber nicht ausreichend. So werde die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den kommenden Jahren in allen Schularten steigen und so den Lehrkräftebedarf erhöhen. Wie unter diesen Bedingungen eine ausreichende Lehrkräfteversorgung sichergestellt werden könne, dazu mache die Landesregierung keine Angaben: „Schon jetzt sind viele Lehrkräfte überlastet. Um einem verschärften Lehrkräftemangel vorzubeugen, müssen die Arbeitsbedingungen an den Schulen unbedingt verbessert werden, sonst werden zukünftig immer weniger junge Menschen den Beruf der Lehrkraft ergreifen. Hier hat Schwarz-Grün nichts Substanzielles vorzuweisen.“
Neben den Kitas und Schulen fehlt nach Einschätzung der GEW auch an den Hochschulen ausreichend entfristetes Personal für gute Lehre und Forschung. Ernüchternd sei hier, dass mehr als 80 Prozent der Beschäftigten nach wie vor auf befristeten Stellen arbeiteten.
Besonders ärgerlich ist aus Sicht der GEW die nicht erfolgte Umsetzung des angekündigten Investitionsprogramms zur Sanierung der Schulen – Thilo Hartmann: „Wer so etwas im Koalitionsvertrag ankündigt, muss auch liefern. Viele Schulen sind marode, und die Landesregierung gibt leere Versprechen zur Instandsetzung ab. In Hessen hängt es vom Geburtsort ab, ob ein Kind in einem ordentlichen Schulgebäude unterrichtet wird – oder in einer Bruchbude. Es bleibt zu hoffen, dass die kommende Landesregierung das verfassungsrechtliche Gebot der Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse ernst nimmt.“
8.5.2023
GEW Hessen
www.gew-hessen.de