Computertest zeigt, wie Mediennutzung und Lesen mit kindlicher Aufmerksamkeit zusammenhängen

Bericht: Universität Leipzig

Kinder, die häufiger elektronische Medien nutzen, zeigen tendenziell eine geringere Aufmerksamkeitsleistung. Selbstständiges Lesen ist hingegen mit einer besseren Konzentration verbunden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Erhebung mit mehr als 1000 Kindern im Rahmen der Life Child-Studie der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Die Studie ist kürzlich im Journal BMC Pediatrics veröffentlicht worden.

Der Gebrauch elektronischer Medien wie Fernseher, Smartphones oder Tablets geht häufig mit schnellen Aufmerksamkeitswechseln einher, da immer wieder neue Reize präsentiert werden. Lesen dagegen erfordert ein längeres Aufrechterhalten der Konzentration. Auf dieser Basis haben Wissenschaftler:innen der Medizinischen Fakultät die Hypothese geprüft, ob der Gebrauch von Bildschirmmedien mit einer geringeren, Lesen hingegen mit einer besseren Langzeitaufmerksamkeit bei Kindern einhergeht.

Bei dem computerbasierten Test mussten sich die Kinder sieben Minuten lang stark konzentrieren, ohne Pause. Quelle: Life Child-Studie Copyright: Universität Leipzig

Zur Messung der Aufmerksamkeitsleistung absolvierten die insgesamt 1057 Kinder zweier Altersgruppen, von 3 bis 6,5 Jahre und 6,5 bis 11 Jahre, einen computerbasierten Test. Dabei sollten sie nur auf ein bestimmtes Bild reagieren, indem sie eine Taste drücken, bei anderen Bildern hingegen keine Reaktion zeigen. Erfasst wurden in der Testzeit von sieben Minuten sogenannte Auslassungsfehler (Mangel an Langzeitaufmerksamkeit) und Fehlreaktionen (mangelnde Impulskontrolle). Parallel berichteten die Eltern über die tägliche Nutzungsdauer von Bildschirmmedien bei Kindern ab drei Jahren und die Häufigkeit selbständigen Lesens ab sechs Jahren.

Die wichtigsten Erkenntnisse: „Kindern beider Altersgruppen, die häufiger Bildschirmmedien nutzten, unterliefen im Test mehr Fehler als denen mit geringerer Mediennutzung. Besonders bei Vorschüler:innen zeigte sich ein Zusammenhang zwischen dem Anschauen von Filmen oder Serien und eingeschränkter Impulskontrolle. Im Grundschulalter war eine ausgedehnte Nutzung von Filmen, Serien oder Videospielen mit geringerer Langzeitaufmerksamkeit verbunden“, erklärt Dr. Tanja Poulain, Leiterin der aktuellen Studie und Wissenschaftlerin an der Medizinischen Fakultät bei Life Child.

Im Gegensatz dazu wiesen Grundschulkinder, die regelmäßig selbständig lasen, weniger Fehler im computerbasierten Test auf. Das deutet darauf hin, dass Lesen mit einer besseren Aufmerksamkeitsleistung einhergeht. Darüber hinaus zeigte sich, dass Mädchen insgesamt weniger Fehler machten als Jungen.

Die Resultate stützen frühere Befunde, wonach häufiger Mediengebrauch mit geringerer Aufmerksamkeit assoziiert ist. Anders als vergleichbare Studien, die auf Eigen- oder Elternangaben basierten, beruhen die Leipziger Daten auf standardisierten kognitiven Tests. Zudem konnte gezeigt werden, dass nicht nur die Lesefähigkeit, diese wurde in früheren Studien oft im Zusammenhang mit der Aufmerksamkeit untersucht, sondern auch die Lesehäufigkeit in einem positiven Zusammenhang mit der Konzentration steht. Die Wissenschaftler:innen der aktuellen Studie betonen, dass die Ergebnisse zwar keine Kausalität belegen, aber die Bedeutung einer moderaten Nutzung digitaler Medien und der Förderung des Lesens unterstreichen.

Die Life Child-Studie, die seit 14 Jahren an der Medizinischen Fakultät läuft, umfasst Daten von mehr als 6000 Kindern aus Leipzig und Umgebung. Sie ermöglicht detaillierte Untersuchungen zum Einfluss von Umwelt- und Lebensstilfaktoren auf die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

Originalpublikation:
Originalpublikation in BMC Pediatrics: Performance on an attention test is positively related to reading but negatively related to watching TV and playing video games in children. Doi: https://doi.org/10.1186/s12887-025-06260-w


7.11.2025
Anne Grimm
Medizinische Fakultät
Universität Leipzig
www.uni-leipzig.de
Quelle: www.idw-online.de

 

Neuer Podcast erklärt gesellschaftliche Konflikte

Bericht: Universität Bielefeld

Dr. Anna Christina Nowak moderiert die erste Episode des neuen Podcasts „Zankapfel“. Sie geht darin der Frage nach, warum wir über Konflikte sprechen sollten – © Universität Bielefeld.

Die Konfliktakademie ConflictA der Universität Bielefeld hat den Podcast „Zankapfel – Konflikte kurz erklärt“ gestartet. In kurzen Episoden unter zehn Minuten gehen ConflictA-Wissenschaftler*innen auf gesellschaftliche Konfliktthemen aus verschiedenen Perspektiven ein.

„Wir möchten Konflikte einfach erklären und vergessene Aspekte aufzeigen“, sagt Dr. Anna Christina Nowak, eine der Initiator*innen des Podcasts. „Durch die Kürze des Formats passt der Podcast gut in den Alltag – sei es auf dem Weg zur Arbeit oder beim Geschirrabwasch.“ Nowak ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der ConflictA und führt durch die erste Episode.

Unterschiedliche Konfliktwahrnehmungen

Die erste Folge thematisiert die Vielfalt von Konfliktwahrnehmungen in der Bevölkerung. Die Episode geht unter anderem auf Erkenntnisse aus dem Konfliktmonitor ein, einer Längsschnittbefragung der ConflictA aus den Jahren 2024 und 2025. Die Befragten äußerten sich zur Wichtigkeit einer Reihe von Themen: Migration, Infrastruktur, Meinungsfreiheit, soziale Ungleichheit, Gesundheitsversorgung oder auch dem Umgang mit Rechtsextremismus und der Klimakrise. Die Wahrnehmung gesellschaftlicher Konflikte unterscheidet sich zwischen Gruppen, etwa nach Parteipräferenz, Alter oder Geschlecht.
Ein weiterer Schwerpunkt der Episode: Wie steht es um die politische Beteiligung junger Menschen? Die Zahlen sind ernüchternd – und zeigen Problemlagen demokratischer Teilhabe auf. Weiterlesen

Nur noch wenige Bundesländer ohne Pflichtfach Informatik: große Unterschiede in der Oberstufe

Bericht:Gesellschaft für Informatik e.V.

Das Schulfach Informatik wird zunehmend zum festen Bestandteil der Schullaufbahn an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland. Das ist das Fazit des Informatik-Monitors 2025/26, herausgegeben von der Gesellschaft für Informatik e.V., dem Stifterverband und der Heinz Nixdorf Stiftung. Nur in Berlin, Brandenburg und Hessen wird es absehbar kein Pflichtfach Informatik geben. Große Unterschiede bestehen beim Umfang des Pflichtfachs in den Klassen 5 bis 10 und bei den Belegungsquoten in der Oberstufe.

Jedes Jahr untersucht der Informatik-Monitor, wie es um den Informatikunterricht in Deutschland steht. Wichtigstes Ergebnis: In den meisten Bundesländern werden Kindern zukünftig grundlegende informatische Kompetenzen vermittelt. Mit Beginn des Schuljahres 2025/26 erhalten Schülerinnen und Schüler auch in Hamburg verpflichtenden Informatikunterricht. Damit haben zehn Bundesländer Informatik als Pflichtfach an allen weiterführenden Schulformen eingeführt. Vor fünf Jahren waren es noch vier Bundesländer. Sachsen-Anhalt geht einen Sonderweg und führt das Pflichtfach an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen ein, aber nicht an Gymnasien. Im folgenden Schuljahr werden Bremen und ab 2028/29 Rheinland-Pfalz das Pflichtfach Informatik einführen. Damit setzt sich insgesamt ein positiver Trend fort. Bei den Schlusslichtern Berlin, Brandenburg und Hessen gibt es nach wie vor keine Planungen für die Einführung des Pflichtfachs. Weiterlesen

Auch Grundschulkinder brauchen Digitalkompetenzen

Bericht: Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Grundschulen sollen Kinder fit im Umgang mit digitalen Medien machen. An der Universität Würzburg entwickelt ein Team ein digitales Diagnoseinstrument, um die Lehrkräfte dabei zu unterstützen.

Digital Competencies in Elementary School Age oder kurz Digit.El: So lautet der Name eines Forschungsprojekts, das aktuell am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) läuft. Unter der Verantwortung von Lehrstuhlinhaberin Sanna Pohlmann-Rother arbeiten die Projektleiterin Caroline Theurer und die Projektmitarbeiterin Tina Jocham daran, „elementare Digitalkompetenzen im Grundschulalter begrifflich zu schärfen, zu operationalisieren und zu messen“, wie es auf der Projekt-Homepage heißt. … weiter

Weitere Informationen zum Projekt


Quelle:
www.idw-online.de
www.uni-wuerzburg.de

 

Forschungswissen und Praxis-Expertise vereint: Frei verfügbare InfoTEXTE für Grundschullehrkräfte

Bericht: DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation

In einem Projekt des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation arbeiten Forschende, Lehrer*innen und ein Wissenschaftskommunikator eng zusammen, um kompakte und unterstützende Informationsangebote für Grundschullehrkräfte zu erstellen. Drei dieser InfoTEXTE wurden inzwischen veröffentlicht und stehen frei zugänglich zur Verfügung – auf einem Online-Portal, einem sogenannten Clearing House. Weiterlesen

Altersgrenzen für Social Media und Einschränkung suchterzeugender Funktionen: Leopoldina-Diskussionspapier empfiehlt besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen

Bericht: Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina e. V.

Die Nutzung sozialer Medien ist für einen Großteil der Kinder und Jugendlichen in Deutschland längst alltäglich. Viele von ihnen zeigen dabei ein riskantes, manche sogar ein suchtartiges Nutzungsverhalten. Zwar kann die Nutzung sozialer Medien durchaus positive Effekte für Heranwachsende haben – bei intensiver Nutzung können jedoch negative Auswirkungen auf das psychische, emotionale und soziale Wohlbefinden auftreten, wie Depressions- und Angstsymptome, Aufmerksamkeits- oder Schlafprobleme. In einem heute veröffentlichten Diskussionspapier der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina schlagen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deshalb die Anwendung des Vorsorgeprinzips vor. In dem Papier „Soziale Medien und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“ geben sie Handlungsempfehlungen, um Kinder und Jugendliche vor negativen Folgen sozialer Medien zu schützen, beispielsweise durch altersabhängige Zugangs- und Funktionsbeschränkungen. … weiter


Quelle: www.leopoldina.org
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

 

 

Mehr KI ins Klassenzimmer

Mitteilung: Bundesschülerkonferenz

Wir erleben eine Revolution des Lernens. ChatGPT und Co. sind längst Alltag im Leben von Schüler*innen. Das lässt sich nicht ignorieren. Es ist unrealistisch zu glauben, KI-Anwendungen aus der Schule heraushalten zu können. Die Bundesschülerkonferenz fordert einen konstruktiven und zukunftsgewandten Umgang mit KI in der Schule. Die Chancen solcher Anwendungen beschreibt auch der heute veröffentlichte Trendmonitor “KI in der Bildung”. KI macht Lernprozesse besser, gerechter und individueller. Solche Disruptionen werden bislang nur im Schneckentempo in die Schulen gebracht. Weiterlesen

„Schießtraining in Schulen: Wie Europa seine Jugend auf den Krieg vorbereitet“

Roland Neuhaus hat uns auf einen Artikel in der Berliner Zeitung aufmerksam gemacht. Autor Raphael Schmeller hat am 16.9.2025 den Text „Schießtraining in Schulen: Wie Europa seine Jugend auf den Krieg vorbereitet“ veröffentlicht.

In der Unterüberschrift heißt es:
„Von Deutschland bis Polen: Immer mehr EU-Staaten setzen auf militärische Programme für Jugendliche – mit Pflichtkursen, Schießtraining und Wehrdienstplänen“

Es ist nur der erste Absatz lesbar, der ganze Artikel steckt hinter der Bezahlschranke von 2 € je Monat. 

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