Gute digitale Schule braucht mehr Unterstützung für Schulleitungen

Mitteilung: GEW Baden-Württemberg

Die GEW fordert mehr Unterstützung für die Schulleiter*innen. Die Rahmenbedingungen seien trotz erster Entlastungsschritte schlechter geworden und die Bewerbungen auf freie Stellen nähmen weiter ab, sagt GEW-Landesvorsitzende Monika Stein. Die Bildungsgewerkschaft GEW erwartet in Folge der Studie zu Schulleitungen vom Kultusministerium als ersten Schritt mehr Unterstützung für die Schulleitungen. Weiterlesen

»Videos, Fotos und Emoticons lösen Texte ab«

Mikro Micro

Das Magazin Overton hat sich mit Tim Engartner, Professor für Sozialwissenschaften an der Uni Köln, unterhalten. Im Gespräch wurde u.a. der Frage nachgegangen, ob Bildung heute noch ein Wert an sich ist oder bloß eine Art „Vorbereitungskurs für das Berufsleben“, z.B. zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Nur noch eine Startrampe zum Erreichen von  Bildungsabschlüssen?
Realität ist jedenfalls, dass die Lesekompetenz von SchülerInnen große Lücken hat. Kann Digitalisierung in der Bildungswelt etwas verbessern? Tim Engartner meint dazu: “ … der blinde Glaube daran, dass der desaströsen Schreib- und Lesekompetenz  mit der flächendeckenden Ausgabe von Tablets, der Einspeisung digitaler Lernmaterialien in den Deutschunterricht und der Verfügbarmachung von Online-Tools für den Fremdsprachenerwerb begegnet werden könnte, ist absurd.“

Ein sehr aufschlussreiches Interview:

zum Gespräch: »Videos, Fotos und Emoticons lösen Texte ab« (28.6.2023)

 

WZB-Quartalsheft für Sozialforschung 2/23: Digitalisierung

Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hat das neue Quartalsheft für Sozialforschung, Nr. 2/23,  herausgegeben.

Es trägt den Titel „Digitalsierung“. Unter anderem geht es um die Bedeutung von Robotern, um geopolitische Verschiebungen in der Digitalwirtschaft, um Veränderungen in der Arbeitswelt, um Desinformation, Zensur und Zivilgesellschaft, um die Frage, wo die KI nicht hinkommt und auch um ChatGPT.

Außerdem wird der Streit um die Care-Arbeit untersucht und darum, wie Social Media dem Handwerk aus der Klemme helfen könnte – kurz gesagt um Veränderungen, Entlastungen und Belastungen durch Digitalisierung.
Aus dem Inhaltsverzeichnis lassen sich einzelne Artikel gezielt aufrufen. Ein spannendes Heft, mit Inhalten, die in der weit verbreiteten, leider allzu oft unkritischen Verherrlichung zu kurz kommen.

zum Inhaltsverzeichnis mit der Möglichkeit, einzelne Texte als pdf-Datei downzuloaden

Download des Heftes als pdf-Datei

 

 

„Schweden unterbricht «Experiment mit Kleinkindgehirnen»“

Am 21.6.2023 veröffentlichte Pascal Sigg im Magazin Infosperber aus der Schweiz den oben genannten sehr informativen Artikel über die Aussetzung der schwedischen Digitalstrategie für Ein- bis etwa Sechsjährige (Beginn 1. Schuljahr) durch die neue Schulministerin. ForscherInnen hatten Alarm geschlagen:

zum Artikel: Schweden unterbricht «Experiment mit Kleinkindgehirnen»“.

 

Gewerkschaften fordern bei Digitalisierung mehr Mitsprache und mehr Personal

Studie „Digitalisierung in Bildungsberufen“

Mitteilung: GEW

Die Digitalisierung in Bildungsberufen nimmt stetig zu, während die Beschäftigten zugleich über fehlende technische Unterstützung klagen. Viel zu oft werden sie nicht einbezogen, wenn neue technische Arbeitsmittel eingeführt werden. Etwa die Hälfte der befragten Erzieher*innen, Lehrer*innen und Hochschullehrer*innen sieht digitale Arbeitsmittel inzwischen als Zusatzbelastung an. Dies sind zentrale Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, die DGB, GEW und ver.di anlässlich der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz am Freitag vorlegen.

Demnach beschreiben für das Jahr 2022 insgesamt 97 Prozent der Hochschullehrer*innen und 83 Prozent der Lehrer*innen ihre Arbeit als in hohem oder sehr hohem Maß digitalisiert. Bei den Erzieher*innen ist dieser Anteil mit 41 Prozent geringer. Doch auch im Erziehungsbereich zeigt sich ein deutlicher Anstieg gegenüber 2016 (30 Prozent).

Die Verwendung digitaler Arbeitsmittel wird in allen drei Berufsgruppen von etwa der Hälfte der Befragten als zusätzliche Belastung wahrgenommen. Bei den Lehrer*innen stieg der Anteil mit digital bedingter Mehrbelastung von 35 Prozent im Jahr 2016 auf 57 Prozent im Jahr 2022. Lediglich neun Prozent gaben an, dass ihre Arbeitsbelastung durch die Digitalisierung geringer geworden ist.

Häufig fehlt den Beschäftigten betriebliche Unterstützung, obwohl technische Probleme im Rahmen der Digitalisierung weit verbreitet sind: 37 Prozent der Hochschullehrer*innen, 34 Prozent der Lehrer*innen und 28 Prozent der Erzieher*innen geben an, keine oder nur geringe Unterstützung zu erhalten.

Die Mehrheit der digitalisiert Arbeitenden in den drei Berufsgruppen kann keinen größeren Einfluss auf die Veränderung ihrer Arbeit im Kontext der Digitalisierung nehmen. Tendenz steigend.

Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende:
„Das Bildungssystem droht die Chancen der Digitalisierung zu verstolpern. Arbeitserleichternde Potenziale der Digitalisierung bleiben offensichtlich weitgehend ungenutzt. Statt die Kompetenzen der Beschäftigten bei der Einführung neuer digitaler Arbeitsweisen zu nutzen, bleiben sie vielfach außen vor. Auch beim betrieblichen Support hapert es gewaltig. Es zeigt sich wieder einmal, dass Entscheidungen von oben herab nicht zielführend sind. Deshalb führt an mehr Personal, an mehr Beteiligung und auch an guter Qualifizierung und Weiterbildung kein Weg vorbei. Die Ende 2023 auslaufende Qualitätsoffensive Lehrerbildung, muss unbedingt weitergeführt werden.“

Maike Finnern, GEW-Vorsitzende:
„Die Sonderauswertung des DGB-Index‘ ‚Gute Arbeit‘ zur ‚Digitalisierung in Bildungsberufen‘ bestätigt eine steigende Arbeitsbelastung der Lehrkräfte durch die Digitalisierung. Auch die Entgrenzung in Lehrberufen hat in den vergangenen Jahren durch die Digitalisierung weiter zugenommen. Für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist klar: Wir brauchen mehr zeitliche, personelle und finanzielle Ressourcen im Bildungsbereich. Ein 100-Milliarden-Programm für Bildung, die Verstetigung des Digitalpakts und ein ausgebauter IT-Support in Bildungseinrichtungen sind nicht ‚nice-to-have‘, sondern eine zentrale Zukunftsfrage. Besorgt nehmen wir zur Kenntnis, dass Beschäftigte in Bildungsberufen wenig Einfluss auf die Digitalisierung haben. Hier brauchen wir eine Kehrtwende: Die Beschäftigten müssen die digitale Transformation mitgestalten können.“

Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand:
„Es gibt dringenden Handlungsbedarf, damit die fortschreitende Digitalisierung im Bildungsbereich die Beschäftigten nicht zusätzlich belastet, sondern ihnen die Arbeit erleichtert. Nur dann trägt sie dazu bei, dass bedeutende und großartige Berufsfeld Bildung attraktiver zu machen. Das ist eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe, denn schon jetzt fehlen von der Kita bis zur Hochschule hunderttausende Fachkräfte.

Erzieher*innen und Lehrende an Schulen und Hochschulen sollen sich auf die Bildungsprozesse und die Lernenden konzentrieren können und nicht darauf, ob die Technik funktioniert. Dafür braucht es professionelle Unterstützung und eine gute Ausstattung, wie zum Beispiel flächendeckend schnelles Internet auch in Kitas. Damit es bei der Digitalisierung künftig in die richtige Richtung geht, ist es ebenso wichtig, dass die Beschäftigten – die Bildungsexpert*innen – bei der digitalen Weiterentwicklung im Betrieb in Entscheidungen einbezogen werden.“


30.6.2023
Ulf Rödde
GEW-Hauptvorstand
www.gew.de

 

„Digitalisierung“ – Fluch oder Segen? Eine Empfehlung für alle Gewerkschafter

Rezension von Frank Bernhardt

Das Top-Thema „Digitalisierung“ – vielfach auch bewundernd dargeboten als die „vierte industrielle Revolution“ – ist vorerst durch den Ukrainekrieg und den Wirtschaftskrieg gegen Russland von den Titelseiten verschwunden. Dabei sollte der Gegenstand für Gewerkschaftsmitglieder bedeutsam sein, da er deren vitale Interessen tangiert. Denn es dürfte sicher sein, dass mit dem Euphemismus, den „digitalen Wandel [zu] gestalten“ (bmwk.de, 9.12.22), da er „Chancen“, allerdings auch „Risiken“ böte (bertelsmannstiftung.de, 2015), die Interessengegensätze eher verschleiert als offengelegt werden.

Peter Schadt, Sozialwissenschaftler, Gewerkschaftssekretär beim DGB Nord-Württemberg und Mitveranstalter des Podcast „Arbeitsweltradio“ (arbeitsweltradio.podigee.io), das Themen (z. B. „Warum unsere Arbeit Reichtum schafft, aber andere reich werden lässt?“) aus der Arbeitswelt unter verschiedenen Blickwinkeln kritisch hinterfragt, hat im Oktober 2022 seine kleine Einführungsschrift über „Digitalisierung“ veröffentlicht. … weiter

 

„Medienkompetenz heißt auch, abschalten zu können“ – SID23

Bildungsgewerkschaft GEW zum Safer Internet Day „#OnlineAmLimit – dein Netz. dein Leben. deine Grenzen.“

Mitteilung: GEW

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) setzt sich dafür ein, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene vor den Folgen eines zu hohen Medienkonsums besser geschützt werden. Dabei seien generelle Verbote oder ein möglichst langes Fernhalten von den digitalen Medien jedoch nicht die Lösung.

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Schulbücher oder digitale Medien?

von Detlef Träbert

Das Saarland ist das kleinste Flächenland der 16 deutschen Bundesländer. Aber sein Kultusministerium ist stolz darauf, Vorreiter in Sachen Digitalisierung zu sein. Im laufenden Schuljahr sollen alle saarländischen Schülerinnen und Schüler ab Klassenstufe 3 wie auch deren Lehrkräfte mit Tablets und den nötigen Lernprogrammen ausgestattet werden. Damit will Kultusministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) die Konsequenzen aus den Erfahrungen mit der Corona-Pandemie ziehen, als zeitweise nicht alle Kinder und Jugendlichen durch ihre Lehrer erreicht werden konnten. „Mit dem neuen System wollen wir Schritt für Schritt die bestehende Schulbuchausleihe ablösen“, zitiert der Kölner Stadt-Anzeiger vom 23.12.2022 die Ministerin. … weiter


Bild von Dorothe auf Pixabay

 

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