Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 46: Krieg liegt in der Luft

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 46

 

Krieg liegt in der Luft

„Das Mysterium, das wir für einen kurzen Moment auf diese Erde gesetzt und dann wieder ersetzt werden, treibt mich an. Im Grunde habe ich nie über etwas anderes geschrieben.“
(Paul Auster)

Victor Serge kommt 1919 in die junge Sowjetunion und schließt sich den Bolschewiki an, obwohl er politisch eher dem Anarchosyndikalismus zuneigt, den er in Barcelona und in Frankreich kennengelernt hatte. Wenig später trifft er Sinowjew, den Präsidenten des Petrograder Sowjets. Dieser fragt Serge nach dem Bewusstseinsstand der Massen in den westlichen Ländern. Die gerade gegründete Dritte Internationale hatte zu diesem Zeitpunkt noch ein virulentes Interesse an der Ausdehnung der Revolution auf die Zentren des Kapitalismus in Westeuropa, ohne deren Erfolg das Experiment, den Sozialismus in einem industriell kaum entwickelten Land aufzubauen, keine Chance haben würde.

Serge antwortet, „dass ungeheure Ereignisse heranreiften, aber allmählich, inmitten von Unfähigkeit und Unwissenheit, und dass, besonders in Frankreich, in absehbarer Zeit keine revolutionäre Erhebung zu erwarten sei. Sinowjew lächelte mit einer Miene wohlwollender Überlegenheit: ‚Man sieht, Sie sind kein Marxist. Der Gang der Geschichte ist unaufhaltsam.‘ “… weiter

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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 45: Wer ist schuld an mir?

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 45

 

Wer ist schuld an mir?

Die Götter sind verschwunden, wir sind der Natur völlig egal und wir sind allein im Kosmos. Und doch haben wir eine moralische Verpflichtung, uns umeinander zu kümmern und in der menschlichen Solidarität Bedeutung zu finden.“
(Paul Auster)

Gestern Abend sah ich eine Wissenschaftssendung, in der auf die Bedeutung von Seegraswiesen für die Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts hingewiesen wurde. Sie bänden jede Menge Kohlenstoff und wären ein wichtiger Faktor im Kampf gegen den Klimawandel. Der Naturbezug, der in dieser Argumentation zutage tritt, ist genauso instrumentell wie jener, der in einer alten Eiche nur Festmeter Holz für die Möbelindustrie erblickt. Die Seegraswiese hätte ihr Recht, auch wenn sie zu nichts nutze und einfach nur da wäre. Die Natur besitzt ihre eigene Würde, die zerstört, wer sie zum Mittel für fremde Zwecke macht – selbst wenn es der Zweck wäre, den Planeten zu retten. … weiter

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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 12: In den Wald gehen

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 12

In den Wald gehen

„Wir leben in einer Gesellschaft,
in der das Privateigentum vor dem Menschen
sehr stark, der Mensch vorm Privateigentum
aber nur sehr schwach geschützt ist.“
(Peter Brückner)

Am vorletzten Tag der Hitzewelle saß ich mit Jürgen in seinem Garten an der Lahn. Wir hockten an einem kleinen Tisch unter einem Pflaumenbaum und aßen Nuss- und Mandelecken, die ich aus meiner Lieblingsbäckerei mitgebracht hatte. Eichhörnchen wuselten durchs Geäst. Jürgen lebt in einem ausgedienten Zirkuswagen und einer kleinen Holzhütte, die er sich im Laufe der Jahre aus Abfällen gebaut hat. Er ist ein Fahrrad-Freak, setzt alte Räder instand und weiß und kann einfach alles rund ums Fahrrad. Gerade ist er dabei, ein aus dem 19. Jahrhundert stammendes Hochrad instand zu setzen. Mit meinem Hollandrad stimmt einiges nicht, und Jürgen hatte versprochen, es sich mal anzusehen.  … weiter

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