Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 27: Der Mann, der den Eiffelturm verkaufte

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 27

 

Der Mann, der den Eiffelturm verkaufte

„Der Jugend wird oft der Vorwurf gemacht, sie glaube immer, dass die Welt mir ihr erst anfange. Wahr. Aber das Alter glaubt noch öfter, dass mit ihm die Welt aufhöre. Was ist schlimmer?“
(Friedrich Hebbel)

Armin Laschet hat in seiner Bewerbungsrede für die Kanzlerkandidatur seinen Traum von Deutschland offenbart. Jeder, der eine Aufbruchsstimmung erzeugen will, macht Anleihen bei Martin Luther King und hat plötzlich „einen Traum“. Selbst ein Langweiler wie Laschet. Er träumt von einer Republik, die entbürokratisiert ist; von einem Land, das gestaltet und nicht in Verordnungen verharrt; das Menschen einfach machen lässt und ihnen keine Hürden in den Weg stellt; das sich verändert, digital ist, sozial, spätestens 2050 klimaneutral, Bildung für alle bietet, auch den Schwachen den Aufstieg ermöglicht. Ein „Land der Macherinnen und Macher“ soll es sein. Das ist das neue Deutschland, „die Republik, von der ich träume.“

Das ist kein Traum, das ist ein neoliberaler Albtraum, ein Schreckens-Szenario. … weiter

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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 26: Die Verabredung in Samarra

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 26

 

Die Verabredung in Samarra

„Abservieren, sagst du, leicht gesagt, so wie ein Kampfpilot vom Schleudersitz springt, wenn sein Flugzeug trudelt oder brennt. Doch wie springst du aus einem Flugzeug ab, das lang schon abgestürzt ist und am Grund des Meeres vor sich hinrostet?“
(Amos Oz)

Gestern bin ich mit dem Auto, das, um eine Entladung der Batterie zu vermeiden, nach Wochen mal wieder bewegt werden musste, rausgefahren und in meiner Lieblingsgegend stundenlang umhergegangen. Ich hatte ein Buch dabei und setzte mich in der Frühlingssonne auf eine Bank, um zu lesen und nachzudenken. Ich holte mir das Stück eines Baumstamms, um meine Füße daraufzustellen und es mir richtig bequem zu machen. Lesen und Nachdenken geht natürlich nicht gleichzeitig, und so las ich eine Weile, dachte dann eine ebensolche Weile nach und las dann weiter.
Die Sonne schien aus einem tiefblauen Frühlingshimmel und wärmte schon recht ordentlich. Ich cremte mir den Nasenrücken und die Ohrläppchen ein, die ich mir bei solchen Gelegenheiten oft verbrannt habe. Ein Hippie-Pärchen ging vorüber und grüßte freundlich. Unsere Generation erkennt sich immer noch an gewissen geheimen Zeichen. … weiter

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Hype oder Kairos? Thesen zum Höhenflug der Grünen

von Götz Eisenberg

„Es genügt nicht, dass der Gedanke zur Verwirklichung drängt, die Wirklichkeit muss sich selbst zum Gedanken drängen“, heißt es beim frühen Marx. Dieses Zitat aus der Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie fiel mir ein, als ich über den rätselhaften Höhenflug nachdachte, den die Partei Die Grünen derzeit erlebt.

Über diesen wird viel spekuliert und phantasiert. Die meisten Kommentatoren neigen dazu, ihn für einen Hype zu halten, ein typisches Phänomen des Medien- und Internetzeitalters. Auf ihrer ständigen Suche nach Sensationen bemächtigen sich die Medien eines Themas und verschaffen diesem auf diese Weise eine große Aufmerksamkeit, die so lange währt, bis sie sich auf das nächste Thema stürzen.

Einiges spricht dafür, dass der Höhenflug der Grünen mehr ist als das. Er wird von objektiven Tendenzen gespeist, die sich hinter dem Rücken der Akteure durchsetzen und ihnen selbst nicht einmal bewusst sein müssen. Ich will versuchen zu ergründen, welche Wirklichkeit sich zum grünen Gedanken drängt. … weiter


Hinweis: Bei dem Text handelt es sich um eine überarbeitete und erweiterte Fassung eines Artikels, der am 5. November 2018 auf den Nachdenkseiten erschienen ist.


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