Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 49: Wahnhafte Reformideen

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 49

 

„Wahnhafte Reformideen“

„Es kann … so nicht weitergehen … wie bisher! Diese Worte wurden eher gestöhnt als gesprochen, und die Gladiolen in ihrer Vase, die ich anstarrte, verschwammen vor meinen Augen. Es geht aber so weiter, antwortete ich, jeden Tag … jede Stunde. Menschen arbeiten, Menschen gehen nach Hause, um zu essen, die Katze zu füttern, fernzusehen, zu Bett zu gehen, Marmelade zu kochen, Radios zu reparieren, ein Bad zu nehmen, es geht alles die ganze Zeit weiter – bis jeder von uns eines Tages stirbt.“
(John Berger)

Einer der widerlichsten Aspekte am Sowjetregime war die „psychiatrische Behandlung“ politischer Dissidenten. Unbequeme, unangepasste, von der Norm abweichende, oppositionelle Menschen konnten wegen „wahnhafter Reformideen“ oder „Parasitismus“ oder anderer dubioser Indikationen in die Psychiatrie eingewiesen und zwangsbehandelt werden. Das gab es freilich nicht nur in der Sowjetunion, aber dort hatte diese Praxis eine ihrer Hochburgen. … weiter

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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 44: „Nulla dies sine linea“

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 44

 

„Nulla dies sine linea“

„Es muss eine unerhörte Zeit gewesen sein, als man sich füreinander interessierte.“
(Wilhelm Genazino)

Heute wurde bekannt, dass der Verleger Klaus Wagenbach am 17. Dezember gestorben ist. Ich bin ihm im Laufe der Jahrzehnte immer mal wieder begegnet. Einmal habe ich mit meinem Freund Lothar Baier, dessen Bücher Klaus Wagenbach verlegte, den Stand des Verlages auf der Buchmesse besucht, und wir haben eine Weile mit ihm geredet und ein Glas Rotwein getrunken. Auch Peter Brückners Bücher sind all die Jahre bei ihm erschienen. Mein in Berlin lebender Freund Claus berichtet, dass er im Radio im Laufe des heutigen Tages eine Meldung über den Tod Wagenbachs gehört habe, die mit dem Hinweis verbunden war: „Seine besondere Liebe galt Franz Kafka, bei dem er promoviert hatte.“ Das müsse, so hofft er, nicht kommentiert werden. … weiter

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Zwangsstörungen: „Der Leidensdruck wird häufig unterschätzt!“

Der Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen hat mit Oliver Sechting über seine Zwangsstörungen gesprochen und am 14.9.2020 das Gespräch als Video veröffentlicht

gsfOliver Sechting, Filmschaffender und Autor, leidet seit seiner Kindheit an Zwangsstörungen. Er selbst sagt, dass die Gedanken mit elf Jahren nach dem Tod seines Vaters das erste Mal auftraten.
Menschen mit Zwangsstörungen leiden unter immer wiederkehrenden aufdringlichen Gedanken und Vorstellungen, die Unbehagen oder Angst hervorrufen. Viele entwickeln Rituale und Ersatzordnungen, um die Impulse kontrollieren oder gar beseitigen zu können.  

Oliver Sechting schildert einzelne Stationen seiner Krankheit: die Rolle der Psychiatrie, die Bedeutung eines Aufenthaltes im Krankenhaus, das Durchlaufen mehrerer Psychotherapien und die Gestaltung seines Lebens. „Es ist eine Erkrankung, die mit viel Leidensdruck einhergeht, mit starken Einschränkungen in der Gestaltung des Berufs- und Privatlebens“, sagt er.

Das Gespräch dauert 13:47 Minuten. Die Offenheit mit der Oliver Sechting von seiner Erkrankung erzählt, ist beeindruckend. Unbedingt ansehen und anhören.

Hinweis: Beim Aufruf des Films können Daten durch Youtube erhoben werden (eingebetteter Film).
Originallink, wenn das Filmfenster nicht sichtbar sein sollte:
https://www.youtube.com/watch?v=kakzs1F93v4


Veröffentlicht hat das Gespräch der Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e.V. „Der BApK e.V. ist eine Selbsthilfeorganisation und Solidargemeinschaft von Familien mit psychisch erkrankten Menschen. Als Familien-Selbsthilfe Psychiatrie setzt sich der Bundesverband gemeinsam mit seinen Mitgliedern in Landesverbänden auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen für die Verbesserung der Situation psychisch kranker Menschen und ihrer Angehörigen und Freunden ein.“ (aus der Selbstbeschreibung des BApK)


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Thema: Selbstwertgefühl