Deutlicher Anstieg der Suizidraten in Deutschland

Experten sensibilisieren für politisches und gesellschaftliches Problem

Interview: Universität Leipzig

Mikro Micro

Die starke Belastung der Bevölkerung durch die Krisen der vergangenen Jahre spiegelt sich in einer aktuellen Analyse von Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Leipzig wider. Waren die Suizidraten vor den Jahren der Pandemie in Deutschland noch im Abwärtstrend, sind sie im Jahr 2022 deutlich gestiegen (Anstieg um 9,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Vor allem in der Altersgruppe ab 60 Jahren. Das Bundesland Sachsen verzeichnet dabei die höchste Suizidrate. Die Studienautoren PD Dr. Daniel Radeloff und Professor Dr. Jon Genuneit ordnen die Zahlen in ihrer aktuellen Forschungspublikation ein. … weiter


Quelle: www.uni-leipzig.de

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 63: Kollateralschäden

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 63

 

Kollateralschäden

Wahrscheinlich sind Menschen, die einmal im Krieg waren, lebenslang im Krieg, und die einmal fliehen mussten, sind für immer wurzellos.“
(Ralf Rothmann)

Meine Verbindung zur Welt trocknet aus. An manchen Tagen ist U der einzige Mensch, zu dem ich Kontakt habe und mit dem ich spreche. Daran hat die Pandemie ganz sicher ihren Anteil, aber sie erklärt es nicht zur Gänze. Meine Einbindung in die Welt war immer schon instabil und brüchig. Mit dem frühen Tod meiner Mutter entstand ein Riss, der sich nie richtig schloss. Und eine namenlose Angst, die immer blieb und in zahlreichen Gewändern und Gestalten auftauchte.

Sicher gab es glückliche Perioden, meist vermittel über die Liebe zu einer Frau. Der Verlust einer Frau hatte den Riss erzeugt, das glückliche Zusammensein mit Frauen vermochte ihn vorübergehend zu kitten. Aber mein Lebensgrundgefühl blieb Angst und ein tiefes Misstrauen gegenüber dem Glück, dessen nahendes Ende ich immer schon vorhersah. Angst bindet an die Vergangenheit und macht unfrei. … weiter

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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 44: „Nulla dies sine linea“

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 44

 

„Nulla dies sine linea“

„Es muss eine unerhörte Zeit gewesen sein, als man sich füreinander interessierte.“
(Wilhelm Genazino)

Heute wurde bekannt, dass der Verleger Klaus Wagenbach am 17. Dezember gestorben ist. Ich bin ihm im Laufe der Jahrzehnte immer mal wieder begegnet. Einmal habe ich mit meinem Freund Lothar Baier, dessen Bücher Klaus Wagenbach verlegte, den Stand des Verlages auf der Buchmesse besucht, und wir haben eine Weile mit ihm geredet und ein Glas Rotwein getrunken. Auch Peter Brückners Bücher sind all die Jahre bei ihm erschienen. Mein in Berlin lebender Freund Claus berichtet, dass er im Radio im Laufe des heutigen Tages eine Meldung über den Tod Wagenbachs gehört habe, die mit dem Hinweis verbunden war: „Seine besondere Liebe galt Franz Kafka, bei dem er promoviert hatte.“ Das müsse, so hofft er, nicht kommentiert werden. … weiter

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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 42: Weniger Fortschritt wagen!

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 42

 

Weniger Fortschritt wagen!

„… ein Strohhalm im Rad der Apokalypse.“
(Mathias Enard)

Ende November. Das Wetter passte zum Totensonntag. Es war trüb und neblig. Ab und zu nieselte es aus einem wolkenverhangenen Himmel. Wir gingen trotzdem spazieren. Ins Krankenhaus zu Us Schwester mochte ich dann aber nicht mehr mitkommen. Das war mir dann doch zu viel am Totensonntag.

Aus Gründen, die nur die Hirnantilope kennt, fiel mir eine Passage aus Camus‘ Mythos des Sisyphos ein. Sie lautet: „Wenn es jedoch schwierig ist, den genauen Zeitpunkt, den winzigen Schritt zu bestimmen, da der Geist auf den Tod gesetzt hat, so ist es leichter, aus der Tat selbst die Folgerichtigkeit zu erschließen, die sie voraussetzt.“ Ich interpretiere Camus so: Nachdem die Katastrophe eingetreten ist, scheint alles einer Logik zu folgen, die auf das Ereignis die ganze Zeit über zusteuerte. …weiter

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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 39: Verlust der Kohärenz

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 39

 

Verlust der Kohärenz

Die Welt des Glücklichen ist eine andere als die des Unglücklichen.“
(Ludwig Wittgenstein)

Am Samstag, dem 9. Oktober, bin ich bei sonnigem Herbstwetter nochmal in die Lahn gestiegen, wenn auch nur für Sekunden. Bei 13 Grad Wassertemperatur war nicht mehr drin als ein paar hastige Schwimmzüge. Aber es war toll, nachher das Kribbeln des kalten Wassers am ganzen Körper zu spüren. Als Zugabe sah ich einen Eisvogel zwei Mal im Tiefflug über die Lahn flattern. Ich setzte mich nach dem kurzen Bad auf die Treppe am Steg und las in Camus‘ Der Mythos des Sisyphos. Über den Begriff des Unkontrollierbaren, der gleich eingangs des Buches eine gewisse Rolle spielt, muss ich bei Gelegenheit intensiver nachdenken. Ich bin ihm schon einmal in einem Text von John Berger begegnet, der Ein Apfelgarten heißt und als offener Brief an den Bürgermeister von Lyon entstanden ist. In der Stadt sollte ein altes Gefängnis, das die Leute Der Hexenkessel nannten, abgerissen werden. John Berger schlug vor, an der Stelle, wo das Gefängnis stand, statt eines Supermarktes einen Apfelgarten anzulegen. „Die Blüten im Frühling, die Früchte im späten Oktober wären ein Andenken an alle Träume, die hier einst geträumt wurden. Hier, dieses Wort, Monsieur, möchte ich betonen, hier.“ … weiter

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2. Lockdown verschlechtert Krankheitsverlauf und Versorgung von psychisch Erkrankten massiv

Bericht: Stiftung Deutsche Depressionshilfe

Bei fast der Hälfte der Patienten verschlechtert sich Depression bis hin zu Suizidversuchen – mehr als jeder fünfte Patient bekommt keinen Behandlungstermin – auch Allgemeinbevölkerung so belastet wie nie zuvor in der Pandemie

Die Corona-Maßnahmen führen zu massiven Einschnitten in der Versorgung psychisch erkrankter Menschen und zu einer wegbrechenden Alltagsstruktur, die für diese Patienten besonders wichtig ist. Aktuell berichten deshalb 44% der Menschen mit diagnostizierter Depression von einer Verschlechterung ihres Krankheitsverlaufs in den letzten 6 Monaten bis hin zu Suizidversuchen. Auch für die Allgemeinbevölkerung ohne psychische Erkrankung ist die Situation aktuell deutlich belastender als im 1. Lockdown. … weiter


Quelle: www.deutsche-depressionshilfe.de
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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 22: Frierende Stachelschweine

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 22

 

Frierende Stachelschweine

Diese Unglücksmenschen kommen aus ihrem Unglück
niemals heraus, sagte ich mir und meinte mich.“
(Thomas Bernhard)

Bei einem schweren Autounfall am späten Dienstagabend in Berlin sind zwei junge Männer am Ende einer Raserei ums Leben gekommen. Eine Person starb noch an der Unfallstelle, eine weitere in der Nacht zu Mittwoch im Krankenhaus. Ein dritter Insasse des Wagens liegt mir schweren Verletzungen im Krankenhaus. Der vierte Insasse erlitt nach bisherigen Informationen keine schwere Verletzungen. Nach Ermittlungen der Polizei handelt es sich um den Fahrer des Audi-Sportwagens. Alle vier Männer waren zwischen 19 und 21 Jahren alt und stammen laut Berliner Morgenpost aus dem Libanon. Der Unfall ereignete sich in einem Tempo-30-Bereich. Durch die Wucht des Unfalls und den Aufprall auf einen Baucontainer wurde das Auto in zwei Teile gerissen, die Insassen wurden auf den Gehweg geschleudert, Trümmer flogen 100 Meter weit. Die Fahrzeughälften brannten aus. In der nächsten Ausgabe des in Wien erscheinenden Magazins Streifzüge werde ich mich unter dem Titel Lackierte Kampfhunde nochmal ausführlicher und grundsätzlicher zum Thema Automobil, Raserei und Männlichkeit äußern. … weiter

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Deutsche haben höheres Suizidrisiko als Migranten

Suizidraten des Herkunftslands, sozioökonomischer Status und Klima korrelieren mit Suizidrisiko

Bericht: Universität Leipzig

Das Suizidrisiko in der Bevölkerung ist unterschiedlich verteilt: Männer suizidieren sich etwa dreimal häufiger als Frauen in westlichen Industriestaaten. Zugleich haben Deutsche im Vergleich zu hier lebenden Migranten ein deutlich höheres Risiko.

Das fand eine aktuelle Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Leipziger Universitätsmedizin heraus. Die Daten zeigen, dass das Suizidrisiko unter den größten Migrantengruppen in Deutschland von der Suizidrate des Herkunftslandes und dem aktuellen sozioökonomischen Status beeinflusst wird. Die Ergebnisse sind kürzlich im „Journal of Affective Disorders“ erschienen. … weiter


Quelle: www.uni-leipzig.de