Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 55: Ein Königreich für Landstreicher

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 55

 

Ein Königreich für Landstreicher

„Der einfache Mensch war für die russische gebildete Schicht immer eine Art Versuchskaninchen. Sprachloses Material zur Verwirklichung aller möglichen Utopien.“
(Natalja Kljutscharjowa)

Über Fronleichnam sind wir in unser Domizil am Edersee gefahren. U war von den Strapazen der letzten Wochen angeschlagen und hatte das Bedürfnis zu schlafen und sich auszuruhen. So machte ich mich am zweiten Tag unseres Aufenthalts allein zum Lindenberg auf. Offenbar hatten viele Menschen das verlängerte Wochenende zu einem Ausflug in den Kellerwald genutzt, denn es war unerwartet viel los auf den Wegen. Wo ich sonst manchmal den ganzen Tag über keinem Menschen begegne, traf ich diesmal unentwegt auf Gruppen von Wanderern. Wenn sie vorüber waren, waberte noch lang eine Deo-Wolke durch die Luft. Präpotente Männer schwadronierten laut und waren oft noch zu hören, wenn ihre Gruppe bereits hinter der nächsten Wegbiegung verschwunden war. Auf dem See waren Schüler in winzigen Kanus unterwegs und grölten mit ihren vom Stimmbruch krächzenden Stimmen. Beschimpfungen flogen hin und her: „Du fette Sau“, „Du elender Spast“, „Fick dich, du Schwuchtel“. Das Gegröle war weithin zu hören und wurde von gegenüberliegenden Ufer als Echo noch einmal verdoppelt. … weiter

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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 6: Vom Schwimmen im Fluss

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 6

Vom Schwimmen im Fluss

„Ich bin siebzehn oder achtzehn oder zwanzig Jahre und weiß,
dass der Mensch einsam ist in seinem Leben.“
(Monika Maron)

Was gibt es Schöneres als an einem warmen Sommermorgen im Fluss zu schwimmen? Die letzte Nacht habe ich schlecht und unruhig geschlafen. Wenn ich in einem Schreibprozess stecke, kann ich oft mit dem Denken nicht aufhören. Und das muss man, wenn man Schlaf finden möchte.
Und natürlich hatte ich Angst. Die ganze Zeit habe ich Angst. Ab ovo sozusagen. Deswegen verwende ich das Wort natürlich. Das soll nicht heißen, von Natur aus. Die Angst ist ein Kulturprodukt, in diesem Fall ein Familienprodukt. Das macht es aber nicht besser. Das Wissen um ihren Ursprung hat sie leider nicht zum Verschwinden gebracht. Ich habe gelernt, mich mit ihr ins Benehmen zu setzen. Auch mit der Einsamkeit, die aus ihr hervorwächst und mit ihr einhergeht. … weiter

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Steckbrief: Was versteht man unter einer Sozialphobie?

gsf – Nach Schätzungen leiden in Deutschland  bis zu 10% an sozialen Phobien. Die Sozialphobie gehört zu den Angststörungen. Menschen, die davon betroffen sind, gehen z.B. anderen Menschen aus dem Weg, um sich einer befürchteten Ablehnung zu entziehen. Man hat Angst, die Erwartungen anderer nicht zu erfüllen.

Soziale Phobien beginnen meist in der Kindheit und besonders in der Pubertät. Man geht von 5% bis 10% betroffenen Jugendlichen aus. Lehrkräfte sollten unbedingt Verhaltensauffälligkeiten von SchülerInnen sehr genau und so oft wie möglich beobachten und nicht vorschnell das Verhalten sanktionieren. Es könnte eine Sozialphobie mit im Spiel sein, gerade wenn das Verhalten in interaktiven Zusammenhängen mit MitschülerInnen und Erwachsenen bevorzugt zu bemerken ist, z.B. wenn ein/e SchülerIn häufig in der Defensive von anderen attackiert wird oder sich häufig zurückzieht, Angst vor Begegnungen mit Unbekannten hat (z.B. in Zusammenhang mit Betriebspraktika), Probleme beim Aufbau von Freundschaften u.a. mehr.

Zum Thema Sozialphobie gibt es natürlich unzählige Veröffentlichungen. Ich habe anstelle von Büchern aus mehreren Vorträgen zwei ausgewählt. Sie verschaffen in kurzer Zeit einen ersten Einblick ins Thema. Wenn ihr, liebe KollegInnen, weitere gute Vorträge per Film kennt, gebt dem GEW-AN Magazin bescheid. Wir verlinken dann an dieser Stelle weitere Vorträge. 

Im Magazin AUSWEGE gibt es übrigens noch mehr interessante Steckbriefe zu anderen psychozialen Themen: https://www.magazin-auswege.de/tag/steckbrief/

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