Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 81: Ist Empathie erlernbar?

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 81

 

Ist Empathie erlernbar?

„Was kommen würde, war eine Welt ohne das Hand-Werk, eine künstliche Welt, letztlich ohne Körper.“
(Lutz Seiler: Stern 111)

Nun geht die Partei „Die Linke“ vollends in einen Selbstzerstörungsprozess über. Niemand muss diese Partei verfolgen oder verbieten, die nimmt ihre Zerschlagung in eigene Regie. Auch Dietmar Bartsch, der auf mich immer wie ein Fels in der Brandung und der getreue Eckart der Linkspartei wirkte, kündigte dieser Tage an, nicht mehr für den Fraktionsvorsitz zu kandidieren. Das will wirklich etwas heißen und ist ein echtes Alarmsignal. Bartsch versuchte bei der Ankündigung seines Schrittes optimistisch zu bleiben, aber es hatte dennoch etwas von einem Leichenbegängnis und einem Nekrolog. Er beherrscht die Tugend der Maskierung bei öffentlichen Auftritten und behelligt das Publikum nicht mit seinen Gefühlen. Amira Mohamed Ali hatte bereits vor Wochen ihren Entschluss kundgetan, nicht mehr als Fraktionsvorsitzende zur Verfügung zu stehen. Sie könnte allerdings eine neue Heimat in einer Wagenknecht-Partei finden, deren Gründung nun immer wahrscheinlich wird. Vielleicht kommt es aber auch zu einer unfreundlichen Übernahme der Linkspartei durch Frau Wagenknecht, was ihr den heiklen Schritt einer Neugründung ersparen würde. Sie wäre dann so etwas wie eine Insolvenzverwalterin des maroden Projekts Linkspartei. … weiter
(Hinweis: Der Link führt seit Nummer 66 auf die eigene Seite der durchhalteprosa.de )


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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 61: Das Geld ist queer

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 61

 

Das Geld ist queer

Rimbauds einst skandalöse Behauptung, ‚Ich ist ein anderer‘, gehört heute zur psychischen Grundausstattung des zeitgenössischen Subjekts, diesem Chamäleon multipel ausgelebter Existenzweisen.“
(Wolfram Schütte)

Nach dem durch Polizeigewalt herbeigeführten Tod von Mahsa Amini in Teheran kommt der Iran nicht zur Ruhe. Überall im Land wird gegen die Herrschaft der Mullahs und die religiöse Bevormundung demonstriert. Getragen werden die Proteste vor allem von jüngeren Frauen, die ihre Kopftücher ablegen und öffentlich verbrennen. Sie sind nicht länger bereit, sich in die ihnen zugedachte Position einer halbfeudalen oder feudalen Abhängigkeit zurückdrängen zu lassen.

Dem Iran und ähnlich verfassten Gesellschaften steht, wenn man so will, die Aufklärung noch bevor, die der Bevormundung durch die Religion ein Ende setzt und Macht und Herrschaft hinterfragbar macht, ohne dafür gesteinigt oder inhaftiert zu werden. Es sind überfällige Modernisierungsprozesse, die in solchen noch archaisch verfassten Gesellschaften in Gang kommen und die im Fall ihres Gelingens die betreffenden Gesellschaften auf die „Höhe der Zeit“ heben. … weiter

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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 38: Entfremdung zweiten Grades

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 38

 

Entfremdung zweiten Grades

„… wahrscheinlich war sich die Mehrzahl in einer wirklich kritischen Situation niemals der Krise bewusst …“
(Erich Fromm)

Samstag, der 25. September

Die CDU holt auf den letzten Metern auf, der Vorsprung von Olaf Scholz schmilzt laut jüngsten Umfragen dahin. Es scheint nun doch ein Kopf-an-Kopf-Rennen zu werden. Der Wahlsieger genießt das Privileg, das Gesetz des Handelns in der Hand zu haben und zu Gesprächen einladen zu dürfen. Das könnte über mögliche Koalitionen entscheiden. Ich traue es den Grünen zu, auch an einer sogenannten Jamaika-Koalition mitzuwirken.

Nun gut, morgen Abend wissen wir mehr. Hier in Gießen waren gestern über 1.000 Menschen auf den Beinen, um an einer Demonstration für aktiven und raschen Klimaschutz teilzunehmen. So viele waren es lange nicht mehr. Es war symbolisch für die Lage im Land: Auf der einen Fahrspur zog ein Demonstrationszug für eine Wende in der Klima- und Verkehrs-Politik durch die Stadt, auf der anderen fuhren hupend soundverstärkte Limousinen und SUVs. Einstweilen sind die Autofahrer noch deutlich in der Überzahl. Es gibt jede Menge Leute, die den Ernst der Lage ignorieren und so weitermachen wollen, wie bisher. Nachmittags hockten vielleicht zweihundert Klima-Aktivisten und Aktivistinnen vor dem Rathaus am Boden und lauschten einer Podiumsdiskussion, zu der Fridays for Future die Gießener Direktkandidaten für die Bundestagswahl eingeladen hatten. … weiter

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