Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 82: Fallende Blätter, oder: Wie viel Diversität hält eine Gesellschaft aus?

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 82

 

Fallende Blätter, oder: Wie viel Diversität hält eine Gesellschaft aus?

„Ein Mensch, dem der Lebenssinn abhandenkommt, wird Selbstmord begehen. Eine menschliche Einrichtung, sei es eine Familie oder sei es ein Staat, die nur noch – und sei es bestens – funktioniert, aber die nichts darüber hinaus verbindet, die von keiner gemeinsamen Idee oder Vision oder ideellem Interesse getragen und verbunden ist, ist tot und wird verfallen.“
(Christoph Hein)

Als ich gestern Abend nach der Corona-Pause endlich mal wieder ins Kino „Traumstern“ nach Lich fahren wollte, blieb auf dem Gehweg ein kleiner Junge stehen, deutete in meine Richtung und rief laut in Richtung seines Vaters: „Guck mal Papa, der Mann schließt sein Auto mit einem Schlüssel auf!“

Während ich mich immer noch darüber wundere, dass Leute die Autotüren ihrer PKWs mit einer Fernbedienung öffnen, staunt dieser kleine Junge darüber, dass jemand die Tür seines Autos mit einem Schlüssel aufschließt. Was würde er erst für Augen machen, wenn er mitbekäme, dass es bei mir noch ein Telefon mit Wählscheibe gibt? Ich bin offenbar inzwischen ein musealer Mensch, ein Fossil aus einer untergegangenen Stufe der Gesellschaftsgeschichte. … weiter
(Hinweis: Der Link führt seit Nummer 66 auf die eigene Seite der durchhalteprosa.de )


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Alle bisherigen Texte von Götz Eisenberg im GEW-MAGAZIN

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 65: Der erste „Reichsbürger“

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 65

 

Der erste „Reichsbürger“

Über das Tagebuch. Es trifft doch immer nur eine gewisse Schicht von Vorfällen, die sich in der geistigen und physischen Sphäre vollziehen. Was uns im Innersten beschäftigt, entzieht sich der Mitteilung, ja fast der eigenen Wahrnehmung.“
(Ernst Jünger)

Neulich fand ich einen Benachrichtigungsschein der Post im Briefkasten. Man habe mich nicht angetroffen, und ich könne ab Montag eine Postsendung da und da abholen. Dieses da und da liegt ein paar Kilometer entfernt am Stadtrand. Ich rechnete mit einer Zusendung eines Berliner Verlages, der mich gefragt hatte, ob ich das Buch von Olivier Guez „Lob des Dribbelns“ noch während der laufenden Fußball-WM rezensieren könnte. Ich artikulierte Interesse, zumal ich den Autor wegen eines Buches über Josef Mengele, das ich vor Jahren gelesen habe, schätze. Ich bestieg also mein altes Hollandrad und radelte gemächlich los. Ich betrat den Supermarkt, in dem sich die Abholstation der Post befindet. … weiter

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Alle bisherigen Texte von Götz Eisenberg im Magazin Auswege

Alle aktuellen Texte von Götz Eisenberg im GewerkschaftsMagazin


Die Durchhalteprosa von Götz Eisenberg wird zukünftig im GEW-Magazin nicht mehr fortgesetzt. Das Magazin zieht sich aus logistischen Gründen auf seine Kernaufgaben zurück: Bildungspolitik, Berufsrecht, Unterricht, Pädagogik und Psychologie. 
Wir danken Götz Eisenberg herzlich für seine langjährige Arbeit für das GEW-Magazin. Natürlich stehen alle erschienenen Texte weiterhin zum Lesen und Dowloaden zur Verfügung. 

Die Durchhalteprosa wird weitergeführt. Ab Nummer 66 erscheint die DHP auf ihrer eigenen Seite: www.durchhalteprosa.de

 

„Wie aus Hass Worte und Taten werden“

Am 11.3.2022 erschien auf der Seite der Ruhr-Uni-Bochum ein Vorabdruck eines empfehlenswerten Artikels (veröffentlicht von Meike Drießen) aus dem Uni-Magazin RUBIN:

Wie aus Hass Worte und Taten werden
Wer begeht rassistische Gewalttaten und was passiert dabei?
Schubsen, Hand- und Faustschläge, Tritte, Schläge, Messerangriffe, Brandstiftungen: Hassgewalt kann viele Gesichter haben. Welche das sind, wie die Taten ablaufen und wer die Taten begeht, untersucht ein Forschungsteam der RUB. Den ganzen Bericht lesen

 

 

Autoaufkleber und Mitmenschlichkeit

Ein Kommentar von Detlef Träbert

Wie oft wohl haben schon Adresskärtchen von Gebrauchtwagenhändlern am Fenster der Fahrertür meines Autos gesteckt? Ich habe sie nicht gezählt. Ich habe sie auch nicht wirklich beachtet, sondern nur umgehend, aber sachgerecht in der Restmülltonne entsorgt. Da gehört laminierte Pappe nämlich hinein. Ich habe die Leute, die diese Karten an Autofenster stecken, auch schon bei ihrer Tätigkeit beobachtet und mich gefragt, ob sie wohl den gesetzlichen Mindestlohn erhalten. Vermutlich nicht; wahrscheinlich werden sie schwarz bezahlt und gehören zu der Gruppe der tatsächlich Armen in unserer Gesellschaft. Natürlich sind diese Kärtchen ärgerlich. Schließlich zwingen sie Menschen, die sie gar nicht haben wollen, zu einer Entsorgungsaktion. Aber was ist das für eine kleine Mühe im Vergleich zum Verteilen tausender Karten, nur um ein paar Euro zu verdienen? … weiter


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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 33: Ein Rotmilan kreist über dem Dorf

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 33

 

Ein Rotmilan kreist über dem Dorf

„Einen erstklassigen Kopf erkennt man daran, dass er in der Lage ist, zwei widersprüchliche Gedanken gleichzeitig zu denken, und trotzdem noch funktioniert. Man sollte beispielsweise in der Lage sein zu erkennen, dass die Lage hoffnungslos ist, und dennoch entschlossen sein, das zu ändern.“
(Scott Fitzgerald)

Am Dienstag bin ich unten am Zeltplatz der Sportjugend schwimmen gegangen. Eine steinerne Treppe führt ins Wasser. Ein recht großes Segelboot hatte am Geländer dieser Treppe festgemacht, und ich musste über das Tau steigen, um ins Wasser zu gelangen. Irgendwann kamen zwei alte Männer von einer Wanderung zurück und stiegen an Bord. Sie entschuldigten sich für die unbeabsichtigte Sperrung der Treppe. Sie seien Freunde seit der Uni, erzählten sie mir, und jedes Jahr gingen sie ein paar Tage gemeinsam segeln. Beneidenswert so eine beständige Freundschaft.

Nach dem Bad habe ich noch ein paar Seiten gelesen und mich dann an den Aufstieg gemacht, einen ganz steilen Weg hinauf. So gegen 17 Uhr kam ich in der Pension an, hab Spargel und Kartoffeln geschält, Kräuter geholt und kleingewiegt. Es wurde ein tolles Abendessen. … weiter

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