Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 84: Vom Pfeifen im Walde

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 84

 

Vom Pfeifen im Walde

„Das sah nicht nach Frieden aus, im Gegenteil, das war der gewöhnliche Krieg, den ich schon lange kannte.“
(Wilhelm Genazino)

Über Nacht habe ich eine Erkältung ausgebrütet. Gestern fing es mit leichten Halsschmerzen an, heute kam ein trockener Husten dazu. Jeder tiefere Atemzug mündet in einen Hustenanfall. Wenn man im Minutentakt husten muss, schmerzt das irgendwann. Nicht nur die Bronchien tun weh, sondern wegen der dauernden Erschütterungen auch der Kopf. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Erfahrungsgemäß dauert so ein Husten bei mir zwei/drei Tage und klingt dann ab. Vorhin habe ich einen Coronatest rausgekramt, scheiterte aber an seiner Anwendung. Das war mir alles zu kompliziert heute. Vielleicht hilft mir U heute Abend, die in der Schule viel Routine mit diesen Tests erworben hat und die Technik im Schlaf beherrscht, wie man so sagt. Eigentlich muss ich auch gar nicht wissen, ob ich Corona habe, aber im Sinne der Um- und Mitwelt sollte ich es in Erfahrung bringen. Auch die Mitarbeiterin der Zahnarztpraxis bat mich um eine Abklärung, bevor ich bei ihnen auftauche. … weiter
(Hinweis: Der Link führt seit Nummer 66 auf die eigene Seite der durchhalteprosa.de )


Clipart oben links von OpenClipart-Vectors auf Pixabay
Bild von Frauke Riether auf Pixabay


Alle bisherigen Texte von Götz Eisenberg im GEW-MAGAZIN

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 60: Chaos stiften und Angst verbreiten

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 60

 

Chaos stiften und Angst verbreiten

„Die Worte Kritik und Krise haben einen gemeinsamen griechischen Ursprung. Sie kommen von krino, was soviel bedeutet wie: scheiden, trennen, sichten, aber auch richterlich urteilen und entscheiden.

Wenn von einer Sache gesagt wird, sie befinde sich in der Krise, heißt das also, dass zusammengehörige Elemente, deren Verbindung als ‚natürlich‘ gilt, sich zu trennen beginnen …“
(Oskar Negt)

In Analogie zu Erkenntnissen aus der Trauma-Forschung möchte ich folgende These aufstellen: Wie ein Mensch durch eine Abfolge von lauter Teiltraumatisierungen in seiner Ich-Entwicklung häufig schwerer geschädigt wird als durch ein einzelnes zentrales Trauma, das er unter bestimmten Bedingungen einzukapseln vermag, so werden auch ganze Gesellschaften durch multiple Krisen, die sich überlagern und wechselseitig verstärken, schwerer erschüttert, als durch eine noch so schwere einzelne, zum Beispiel auf das Finanzsystem begrenzte, Krise. Diese allein könnte andere gesellschaftliche Bereiche unberührt lassen, die diese Krise unbeschadet überstehen und als stabilisierende Faktoren erhalten bleiben. Für den Typus der multiplen Krise hat Oskar Negt den Begriff „Erosionskrise“ eingeführt.
Erosionskrise meint eine die Gesamtgesellschaft erfassende und bis in ihre Poren eindringende Entmischung des vorher selbstverständlich Zusammengehörigen. Alles wird grundsätzlich in Frage gestellt: die Institutionen ebenso wie die subjektiven Einstellungen, Wertsysteme und Erziehungsmuster, die politischen Regulationsmechanismen ebenso wie die Organisationsformen von Interessen und das Parteiensystem. Die Gesamtgesellschaft gerät aus den Fugen, kaum ein Stein bleibt auf dem anderen. … weiter


Clipart oben links von OpenClipart-Vectors auf Pixabay
Bild von Peter H auf Pixabay


Alle bisherigen Texte von Götz Eisenberg im Magazin Auswege

Alle aktuellen Texte von Götz Eisenberg im GEWerkschaftsMagazin

 

Solidarität und linke Irrtümer

von Johannes Kögel

Solidarität hat in Zeiten von Corona einen unwahrscheinlichen Bedeutungswandel erfahren. Die allerersten Maßnahmen im Frühjahr 2020 wurden bereits im Namen der Solidarität verkündet. Als ehrwürdiger linker Kampfbegriff wusste Solidarität zu überzeugen.

Ein Großteil derer, die sich als links bezeichnen – von den alten Kadern bis zu den neuen Aktivist*innen –, hat sich fast unhinterfragt berufen gefühlt, auf dieses Stichwort hin ihrer Solidarpflicht nachzukommen. Dabei hätte mensch sich wundern sollen, aus wessen Munde der Ruf zur Solidarität getan und zu welchem Zweck er getätigt wurde. … weiter


Bild von kATHRYN rOZIER auf Pixabay
Der Artikel erschien zuerst auf www.links-netz.de

 

Kein Normalbetrieb an Unis, Bundesstudierendenvertretung fordert Solidarsemester

Bericht: freier zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) e.V.

Die immer weiter ansteigenden Inzidenzen und die neue Omikron-Variante verlangen weitgehende Verschärfungen der aktuell gültigen Regelungen zur Eindämmung der Coronapandemie. Dennoch gibt es keinen klaren Stufenplan wann und in welcher Form die Hochschulen ihre Hygienemaßnahmen anpassen müssen. An einzelnen Hochschulen werden jedoch vermehrt Überlegungen laut, Veranstaltungen auf hybride Formate umzustellen oder gar zu reinen Onlineangeboten zurückzukehren. Zugang zum Campus sollte, für einen sicheren Lehrbetrieb, vielerorts künftig nur noch unter 2G/2G+ Bestimmungen möglich sein. Für Studierende bedeutet dies in jedem Fall ein viertes Semester, das keineswegs wie ein „normales“ Semester stattfindet. Ein viertes Semester, in dem sie nicht so studieren können wie eigentlich geplant und oft auf sich allein gestellt sind. Weiterlesen

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 42: Weniger Fortschritt wagen!

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 42

 

Weniger Fortschritt wagen!

„… ein Strohhalm im Rad der Apokalypse.“
(Mathias Enard)

Ende November. Das Wetter passte zum Totensonntag. Es war trüb und neblig. Ab und zu nieselte es aus einem wolkenverhangenen Himmel. Wir gingen trotzdem spazieren. Ins Krankenhaus zu Us Schwester mochte ich dann aber nicht mehr mitkommen. Das war mir dann doch zu viel am Totensonntag.

Aus Gründen, die nur die Hirnantilope kennt, fiel mir eine Passage aus Camus‘ Mythos des Sisyphos ein. Sie lautet: „Wenn es jedoch schwierig ist, den genauen Zeitpunkt, den winzigen Schritt zu bestimmen, da der Geist auf den Tod gesetzt hat, so ist es leichter, aus der Tat selbst die Folgerichtigkeit zu erschließen, die sie voraussetzt.“ Ich interpretiere Camus so: Nachdem die Katastrophe eingetreten ist, scheint alles einer Logik zu folgen, die auf das Ereignis die ganze Zeit über zusteuerte. …weiter

Clipart oben links von OpenClipart-Vectors auf Pixabay
Bild von Daniel Kirsch auf Pixabay


Alle bisherigen Texte von Götz Eisenberg im Magazin Auswege

Alle aktuellen Texte von Götz Eisenberg im GEWerkschaftsMagazin

 

GEW Bayern: Situation in den Schulen ist besorgniserregend

Mit großer Sorge beobachtet die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern (GEW) die derzeitige Situation an Schulen. Der Gesundheitsschutz gegenüber Kindern und Beschäftigten muss angesichts der vierten Pandemiewelle an erster Stelle stehen.

Im Juni dieses Jahres hatte Ministerpräsident Söder angekündigt, dass es in jedem Klassenzimmer in Bayern bis zum Herbst einen Luftfilter geben werde. „Wir wollen im Herbst nicht wieder bei null anfangen“, twitterte er. Jetzt ist Spätherbst, in der Breite fehlen nach wie vor Luftfilter in den Klassenzimmern und so wütet auch dort die Pandemie erneut. Weiterlesen

Die zweite Welle: Kindern das Coronavirus erklären

Bericht: Universität Witten/Herdecke

Mit einem Comic zum selbst Zusammenbasteln möchten Forscherinnen und Forscher der Uni Witten/Herdecke zusammen mit der Hamburger Künstlerin Marambolage Kindern die Pandemie und ihre Auswirkungen verständlich machen.

Zwar sind die Schulen (noch) offen, aber Meldungen mit immer höheren Corona-Fallzahlen und der Ruf nach Verschärfungen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sind in allen Medien omnipräsent. Gerade für Kinder ist es schwierig, diese aktuelle Situation einzuordnen. Das kann dazu führen, dass sie überfordert sind, Angst haben und negativ in die Zukunft blicken. Aus diesem Grund erarbeitete Michael Galatsch, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Friede Springer Stiftungsprofessur für Globale Kindergesundheit an der Universität Witten/Herdecke (UW/H), zusammen mit der Hamburger Künstlerin Marambolage ein neues „Zine“. Weiterlesen