Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 88: Die Kohlengruben-Kanarienvogel-Theorie

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 88

 

Die Kohlengruben-Kanarienvogel-Theorie

Die Grenzen des Wachstums. Club of Rome. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Rowohlt Verlag 1973

„Ich habe keine Identität in diesem Land, wenn jüdisches Leben hier nicht geschützt ist.“
(Edgar Selge)

Wenn ich, wie gestern Abend, Bilder von der Weltklimakonferenz und – immer wieder eingeblendet – vom nahenden ökologischen Kollaps sehe, frage ich mich jedes Mal: Wie kann es sein, dass wir seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten, wissen, wie es um den Planeten und die Natur bestellt ist, und dennoch nichts oder fast nichts tun, um sie zu retten? Datieren wir unser Wissen auf das Jahr 1972, als der Club of Rome seinen Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ vorgelegt hat, hatten wir rund 50 Jahre Zeit, unseren Umgang mit der Natur zu ändern und etwas zu unternehmen.  … weiter
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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 87: Zum „Abhitlern“ ins „Teutonenhaus“

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 87

 

Zum „Abhitlern“ ins „Teutonenhaus“

„ … das Klingeln der Straßenbahn unter den Fenstern verwandelte sich im Traum in Glockengeläut, in das Geläut aller Glocken dieser Welt, die verkündeten, dass die Kriege endgültig zu Ende waren und die Erdkugel dem arbeitenden Volk gehörte.“
(Milan Kundera. Das Leben ist anderswo)

Wie lang werden wir dem Agonisieren dieser Regierung noch zuschauen müssen? Ihr Niedergang scheint unabwendbar, aber wer oder was könnte an ihre Stelle treten? Und wäre das eine echte Alternative? Was uns erwartet, ist ein längeres Siechtum, eine Variante des „Interregnums“, von dem bei Gramsci die Rede ist: Das Alte liegt im Sterben, das Neue ist noch nicht geboren. Es ist dies eine Periode, die voller Gefahren steckt. Es ist, heißt es bei Gramsci, eine Zeit der Monster und der sozialen Pathologien. Wir können von Glück sagen, dass die AfD noch nicht stark genug ist, um zum finalen Angriff auf die Macht zu blasen.
Von der Linken haben wir nichts zu erwarten, jedenfalls nicht von den beiden Varianten, die uns die sozialdemokratische und bolschewisierte Arbeiterbewegung hinterlassen hat. Hier haben wir es mit einer speziellen Variante eines Interregnums zu tun: das Alte liegt wie eine Endmoräne noch in der gegenwärtigen politischen Landschaft herum, das Neue blitzte hier und da mal auf, hatte aber noch keine Zeit, sich auszuformen und Gestalt anzunehmen und wurde bald vom Überkommenen wieder überwuchert. … weiter
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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 86: Antisemitismus: Das Gerücht über die Juden

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 86

 

Antisemitismus: Das Gerücht über die Juden

„Einmal sagte er, dass es ihm nie im Leben eingefallen wäre, sich für einen Juden zu halten, wenn es keine Antisemiten gäbe.“
(Jurek Becker über seinen Vater)

Dieser Tage erinnerte ich mich an einen Text von Jurek Becker, der „Mein Vater, die Deutschen und ich“ überschrieben ist. Er beginnt damit, dass Jurek Becker davon erzählt, dass er seinen Vater immer wieder mit der Frage behelligt habe, warum er, den die Nazis ins Ghetto und verschiedene Konzentrationslager gesperrt hatten, nach dem Krieg ausgerechnet nach Deutschland gegangen war, statt zum Beispiel nach Brooklyn, zurück nach Polen oder nach Tel Aviv. Der Vater schwieg sich aus, verdrehte die Augen und ließ ihn stehen. Erst in einem Moment der Schwäche – er lag wegen eines Magengeschwürs im Bett – ließ er sich zu einer Art Antwort herab, wenn auch zu einer ziemlich dürren. „Er sah mich unglücklich an, wie man Quälgeister ansieht, vor denen es kein Entrinnen gibt. Dann sagte er leise: ‚Das kannst du dir wirklich nicht selbst beantworten?‘ Ich schüttelte den Kopf.. … weiter
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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 85: Die Logik der Rache

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 85

 

Die Logik der Rache

„Ich denke, um das Leben aushalten zu können, muss man ein wenig zuversichtlicher sein, als es die Umstände hergeben.“
(Karen Duve)

Gestern sah ich vor einer dieser privaten Sprachschulen eine Gruppe von jungen, männlichen Migranten stehen und rauchen. Obwohl diese Schule mitten in der Fußgängerzone liegt, die für Autos gesperrt ist, fuhr gerade ein schwarzer BMW vor. Ihm entstieg ein gut gekleideter, mittelalter Mann, dem das Fahr- und Parkverbot offenbar egal war. In diesen Kreisen reicht man Strafzettel an den Anwalt weiter oder man nimmt sie als Nebenkosten, die nicht ins Gewicht fallen, billigend in Kauf. Die jungen Migranten standen bewundernd um das Auto herum und träumten ganz offensichtlich davon, dereinst auch so einen Wagen zu besitzen. … weiter
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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 84: Vom Pfeifen im Walde

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 84

 

Vom Pfeifen im Walde

„Das sah nicht nach Frieden aus, im Gegenteil, das war der gewöhnliche Krieg, den ich schon lange kannte.“
(Wilhelm Genazino)

Über Nacht habe ich eine Erkältung ausgebrütet. Gestern fing es mit leichten Halsschmerzen an, heute kam ein trockener Husten dazu. Jeder tiefere Atemzug mündet in einen Hustenanfall. Wenn man im Minutentakt husten muss, schmerzt das irgendwann. Nicht nur die Bronchien tun weh, sondern wegen der dauernden Erschütterungen auch der Kopf. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Erfahrungsgemäß dauert so ein Husten bei mir zwei/drei Tage und klingt dann ab. Vorhin habe ich einen Coronatest rausgekramt, scheiterte aber an seiner Anwendung. Das war mir alles zu kompliziert heute. Vielleicht hilft mir U heute Abend, die in der Schule viel Routine mit diesen Tests erworben hat und die Technik im Schlaf beherrscht, wie man so sagt. Eigentlich muss ich auch gar nicht wissen, ob ich Corona habe, aber im Sinne der Um- und Mitwelt sollte ich es in Erfahrung bringen. Auch die Mitarbeiterin der Zahnarztpraxis bat mich um eine Abklärung, bevor ich bei ihnen auftauche. … weiter
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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 83: Fauchende Schwäne

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 83

 

Fauchende Schwäne

„Die mächtigste Leidenschaft des 20. Jahrhunderts: die Sklaverei.“
(Albert Camus)

Mit der Verabschiedung des Sommers war ich etwas voreilig. Zum wiederholten Mal kehrte er  zurück. Heute ist zum Beispiel nochmal ein richtiger Sommertag, den ich ab Mittag an der Lahn verbringen werde. Das Wasser hat noch immer 19 Grad und lädt zum Schwimmen ein. Der Vorteil der Jahreszeit: Es ist kaum noch etwas los. Ich kann stundenlang auf dem Steg am Fluss sitzen, nach Eisvögeln Ausschau halten, meinen Gedanken nachhängen und lesen. Gestern tauchte einmal eine Studentin mit ein paar Blättern Papier in der Hand auf, setzte sich ein paar Minuten ins Gras der Uferböschung und versuchte, sich irgendetwas einzuprägen. Von einem Studium, für das man Sachen auswendig lernen muss, würde ich dringend abraten. Denken lernen und Zusammenhänge herstellen, nicht irgendwelche Zahlen und Fakten einpauken. Sie hatte offenbar keine Ruhe, stand bald wieder auf und ging. Ich stieg nun in den Fluss und schwamm eine Runde. … weiter
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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 82: Fallende Blätter, oder: Wie viel Diversität hält eine Gesellschaft aus?

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 82

 

Fallende Blätter, oder: Wie viel Diversität hält eine Gesellschaft aus?

„Ein Mensch, dem der Lebenssinn abhandenkommt, wird Selbstmord begehen. Eine menschliche Einrichtung, sei es eine Familie oder sei es ein Staat, die nur noch – und sei es bestens – funktioniert, aber die nichts darüber hinaus verbindet, die von keiner gemeinsamen Idee oder Vision oder ideellem Interesse getragen und verbunden ist, ist tot und wird verfallen.“
(Christoph Hein)

Als ich gestern Abend nach der Corona-Pause endlich mal wieder ins Kino „Traumstern“ nach Lich fahren wollte, blieb auf dem Gehweg ein kleiner Junge stehen, deutete in meine Richtung und rief laut in Richtung seines Vaters: „Guck mal Papa, der Mann schließt sein Auto mit einem Schlüssel auf!“

Während ich mich immer noch darüber wundere, dass Leute die Autotüren ihrer PKWs mit einer Fernbedienung öffnen, staunt dieser kleine Junge darüber, dass jemand die Tür seines Autos mit einem Schlüssel aufschließt. Was würde er erst für Augen machen, wenn er mitbekäme, dass es bei mir noch ein Telefon mit Wählscheibe gibt? Ich bin offenbar inzwischen ein musealer Mensch, ein Fossil aus einer untergegangenen Stufe der Gesellschaftsgeschichte. … weiter
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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 81: Ist Empathie erlernbar?

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 81

 

Ist Empathie erlernbar?

„Was kommen würde, war eine Welt ohne das Hand-Werk, eine künstliche Welt, letztlich ohne Körper.“
(Lutz Seiler: Stern 111)

Nun geht die Partei „Die Linke“ vollends in einen Selbstzerstörungsprozess über. Niemand muss diese Partei verfolgen oder verbieten, die nimmt ihre Zerschlagung in eigene Regie. Auch Dietmar Bartsch, der auf mich immer wie ein Fels in der Brandung und der getreue Eckart der Linkspartei wirkte, kündigte dieser Tage an, nicht mehr für den Fraktionsvorsitz zu kandidieren. Das will wirklich etwas heißen und ist ein echtes Alarmsignal. Bartsch versuchte bei der Ankündigung seines Schrittes optimistisch zu bleiben, aber es hatte dennoch etwas von einem Leichenbegängnis und einem Nekrolog. Er beherrscht die Tugend der Maskierung bei öffentlichen Auftritten und behelligt das Publikum nicht mit seinen Gefühlen. Amira Mohamed Ali hatte bereits vor Wochen ihren Entschluss kundgetan, nicht mehr als Fraktionsvorsitzende zur Verfügung zu stehen. Sie könnte allerdings eine neue Heimat in einer Wagenknecht-Partei finden, deren Gründung nun immer wahrscheinlich wird. Vielleicht kommt es aber auch zu einer unfreundlichen Übernahme der Linkspartei durch Frau Wagenknecht, was ihr den heiklen Schritt einer Neugründung ersparen würde. Sie wäre dann so etwas wie eine Insolvenzverwalterin des maroden Projekts Linkspartei. … weiter
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