„Das Wohlbefinden von Kindern hat in unserer Gesellschaft nicht die höchste Priorität“

Susanne Viernickel, Expertin für Pädagogik der frühen Kindheit, im Interview

Interview: Universität Leipzig

Mikro

Ausgrenzung und Mobbing in Kita, Schule oder den sozialen Medien, Spannungen oder gar Gewalt in der Familie, überfordertes pädagogisches Personal – Kinder werden in unserer modernen Gesellschaft mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Diese stellen eine Gefahr für ihr gesundes Aufwachsen dar. Wie der Gefahr begegnet werden kann, diskutieren Expert:innen verschiedener Fachbereiche neben anderen Themen bei der Jahrestagung der Kommission Pädagogik der frühen Kindheit in der deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft vom 9. bis 11. März an der Universität Leipzig. Prof. Dr. Susanne Viernickel, Expertin der Universität Leipzig für den Bereich Pädagogik der frühen Kindheit, gehört zu den Organisator:innen der Tagung. Im Interview berichtet sie über die noch immer spürbaren Auswirkungen der Pandemie, den Fachkräftemangel in den Kitas und den großen Einfluss der Elternhäuser auf die kindliche Entwicklung. … weiter


Quelle: www.uni-leipzig.de

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 48: Brüder der romantischen Verlierer

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 48

 

Brüder der romantischen Verlierer

„Aus der verdammten Tüchtigkeit entstehen Mordgedanken, weil der Mensch was anderes möchte als tüchtig sein, nämlich nichts als seinen Kopf in die Luft zu halten. So entsprach wenigstens ich diesem allgemeinen Wunsch“.

(Herbert Achternbusch)

In einer Geschichtsdokumentation über Burgen sah ich gestern eine gespielte Szene. Ein Diener betritt die Gemächer von Friedrich Wilhelm I. von Preußen und zeigt ihm seinen neugeborenen Sohn. Der sogenannte Soldatenkönig schenkt dem Ereignis keine besondere Aufmerksamkeit, sondern sagt lediglich: „Er soll Friedrich heißen. Bring er ihn wieder, wenn er exerzieren kann.“ Exerzieren musste ein preußischer Prinz früh lernen. In dieser kleinen Szene ist eigentlich bereits alles Weitere enthalten.

Der kleine Fritz wurde zum Opfer von Erziehungspraktiken, für die Katharina Rutschky den Begriff „schwarze Pädagogik“ geprägt hat. Der Vater wird irgendwann gewahr, dass sich der Sohn in eine Richtung entwickelt, die seinen Entwürfen für ihn zuwiderläuft: … weiter

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Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 30: Das Lebendige und das Tote

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 30

 

Das Lebendige und das Tote

Ich bin auf die Realitätsangebote des Lebens weitestgehend nicht eingegangen.“
(Udo Lindenberg)

Russland schließt nun auch in puncto Kriminalität zum Westen auf. Seit 2014 kommt es in immer kürzeren Abständen zu sogenannten School-Shootings. Nachdem bereits im Jahr 2018 auf der Krim ein Amoklauf an einer Schule mit 20 Toten stattgefunden hat, hat nun ein 19-jähriger ehemaliger Schüler in Kasan, der Hauptstadt der Republik Tatarstan, seine alte Schule überfallen. Er tötete neun Menschen, darunter sieben Schülerinnen und Schüler, eine Lehrerin und eine weitere Frau. 20 Menschen wurden verletzt.

Die Bilder, die gezeigt wurden, erinnerten stark an die aus Littleton/Colorado aus dem Jahr 1999. In Panik sprangen Schüler aus den Fenstern, Schüler flohen über der Rasen vor den Gebäuden, Rauch stieg auf. Littelton liefert bis auf den heutigen Tag die Blaupause für Schoolshootings. Wer tatgestimmt ist, kann sich hier eine Anleitung holen, wie man es machen kann. … weiter

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Die Utopie eines nicht-faschistischen Bürgers

Götz Eisenberg schrieb diesen Aufsatz für das österreichische Magazin „Streifzüge“ und versuchte, auf die Frage „Was könnte das sein, ein nicht-faschistischer Bürger?“ Antworten zu geben. Der Text wurde am 5. Januar 2021 veröffentlicht. Eine Leseempfehlung:

Die Utopie eines nicht-faschistischen Bürgers

„Äußeres weist innen auf Verschüttetes.“
(Reto Hänny
)

von Götz Eisenberg

Im Jahr 1977 führten ein paar Freunde und ich ein langes Gespräch mit Peter Brückner. Wir waren mit einem VW-Käfer nach Hannover gefahren und saßen nun in der geräumigen Altbauwohnung um einen Teetisch. Ein Tonband lief, und Peter Brückner erzählte uns seine Lebensgeschichte. Den ganzen Text lesen

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 13: Vom Schlafen im Kanonenrohr und der Normalisierung des Grauens

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 13

Vom Schlafen im Kanonenrohr und der Normalisierung des Grauens

„Zu der Bettlerin, die zudringlich wurde,
sagt die Besitzerin des Restaurants, und
sie zeigt dabei auf die Langusten essenden Gäste:
‚Versetzen Sie sich doch in die Lage dieser Herrschaften.‘“
(Albert Camus)

In Hamburg hat am 4. Oktober, also fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Anschlag von Halle, ein 29-jähriger Mann vor einer Synagoge mit einem Klappspaten auf einen jüdischen Studenten eingeschlagen. Das Opfer erlitt erhebliche Kopfverletzungen. Der Täter ist ein sogenannter Deutschrusse, trug eine Bundeswehruniform und führte in der Hosentasche ein selbst gemaltes Hakenkreuz mit sich. Ich vermute, dass der Mann nicht nur den Klappspaten und die Uniform, sondern auch seine politische Prägung von der Bundeswehr bezogen hat.

Wieder wurde der Mann flugs zum Einzeltäter erklärt, nach seiner psychischen Störung wird noch gefahndet. Insgesamt schien mir das mediale Echo gering. Es muss offenbar jemand zu Tode kommen, damit die Empörungsmaschinerie anspringt. Die von Herbert Marcuse zu Zeiten des Vietnamkriegs beobachtete „Normalisierung des Grauens“ ist auch im Feld des Antisemitismus zu beobachten. Wir gewöhnen uns daran, dass in unserem Land wieder Juden attackiert werden. … weiter

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Götz Eisenbergs Corona-Tagebuch 17: Gelistete Ostereier

TagebuchGötz Eisenbergs Corona-Tagebuch 17

Gelistete Ostereier

Als ich gestern auf einer Wanderung ein hart gekochtes Ei aufschlug und aß, musste ich daran denken, wie Ostern in meinem Elternhaus begangen wurde. Wir lebten in einem Einfamilienhaus in einem Kasseler Vorort. Das Haus lag inmitten eines großen Gartens, der geteilt war in ein Gemüse- und einen Obstgarten. Während meine Stiefmutter den Gottesdienst ihrer Freikirche besuchte und meine Brüder und ich in den Kindergottesdienst der örtlichen Kirchengemeinde geschickt wurden, versteckte mein atheistischer Vater die in der Woche zuvor gefärbten Eier.

Nach dem gemeinsamen Frühstück wurde die Suche eröffnet. Wir Kinder schwärmten aus und wurden auch bald fündig. Die entdeckten Eier mussten bei den Eltern abgeliefert werden und wurden in einem Korb gesammelt. Jedem Kind stand eine bestimmten Anzahl zu, unabhängig davon, wie viele Eier jeder von uns gefunden hatte. Mein Vater war ein solcher Meister im Verstecken, dass es jedes Mal eine gewisse Quote von Eiern gab, die nicht gefunden wurden. Oder erst im Laufe des Jahres, bei der Erdbeerernte oder beim Umgraben. … weiter

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Götz Eisenbergs Corona-Tagebuch 16: Ostern ohne Familienfeste

Tagebuch

 

Götz Eisenbergs Corona-Tagebuch 16

Ostern ohne Familienfeste

Das Wort Familienbande hat
einen Beigeschmack von Wahrheit“
(Karl Kraus)

In einem Commerzsender im Radio höre ich Klagen darüber, dass man keine Biergärten und Clubs aufsuchen und nicht die üblichen Flugreisen unternehmen dürfe. Mal eben so übers Wochenende nach Barcelona oder Athen oder London fliegen. „Spaß zu haben“ scheint für eine gewisse Szene der Inbegriff von Freiheit zu sein. Der Freiheitsbegriff erschöpft sich im Ausleben privater Vergnügungen. Insgesamt bekommt man den Eindruck, dass die Leute sich nach ihren üblichen „Zerstreuungen“ im Sinne Pascals (siehe Teil 4) sehnen und in den „Normalmodus“ zurückkehren möchten. Wie hieß es in einem Song der Gruppe Fehlfarben aus den frühen 1980er Jahren: „Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, es geht voran!“ Immer weiter so, mit Spaß und Konsum und Mobilität – gut gelaunt und leicht bedröhnt auf den Abgrund zu. … weiter

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