Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 36: Lob der Höflichkeit

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 36

 

Lob der Höflichkeit

Im Jahre 1937 starb John D. Rockefeller, der König des Erdöls, Gründer der Standard Oil Company. Fast ein Jahrhundert lang hatte er gelebt. Bei seiner Autopsie fand man keinen einzigen Skrupel.“
(Eduardo Galeano)

In seinen Erinnerungen erzählt Art Garfunkel von einem Erlebnis auf einer seiner zahllosen Tourneen. Er sollte in einem Theater auftreten, und man bat ihn, mit dem Beginn auf die Ankunft einer lokalen Berühmtheit zu warten. Irgendwann taten ihm die Zuschauer leid und er begann mit seinem Programm. Irgendwann erschien auch der berühmte Mann, um dessentwillen sie den Beginn hinausgezögert hatten. Der Mann nahte mit seiner Aufmerksamkeit garantierenden Verspätung durch den Mittelgang und nahm auf seinem reservierten Platz in der ersten Reihe Platz.

„Der Mann, für den wir den Konzertbeginn hinausgezögert haben, ist ein moderner Mann. Er sitzt drei Meter vor mir. Und während des zweiten Songs beginnt er zu simsen! Die Regeln von heute bringen mich aus der Fassung: Glauben die Handytelefonierer, sie seien von einem Vorhang umgeben? Soll ich in der Kulisse des simsenden Lebens verschwinden? … weiter

Clipart oben links von OpenClipart-Vectors auf Pixabay
Bildrechts oben von Reimund Bertrams auf Pixabay


Alle bisherigen Texte von Götz Eisenberg im Magazin Auswege

Alle aktuellen Texte von Götz Eisenberg im GEWerkschaftsMagazin

 

„Im Dschungel wird gewählt“

gsf – So heißt das erste Buch der neuen Schriftenreihe für Kinder, die von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) herausgegeben werden. „Im Dschungel wird gewählt“ erzählt, wie eine Gruppe Tiere im Dschungel den Löwen als ihren König nicht mehr duldet und eine demokratische Wahl organisiert.

In allen Büchern der Reihe dreht es sich um Grundfragen des demokratischen Zusammenlebens. So handelt  das Buch „Ein mittelschönes Leben“ handelt von einem Mann, der nach und nach die Kontrolle über sein bis dahin normales, glückliches Leben verliert und auf der Straße landet. Wie Max im Westen und seine Cousine Maja im Osten den Alltag zur Zeit der deutschen Teilung erleben, steht im Mittelpunkt von „Hübendrüben“. Weiterlesen

Siebzig Meter Angst

von Monika Strajtmann

Teil 1

am Stechlinsee bei Neuglobsow, Brandenburg – Ost-Berlin – West-Berlin; 1960 – 1962

Wir schreiben das Jahr 1960. Die Stadt Berlin ist leider immer noch nicht zusammengewachsen. In ihrem Westteil pulsiert das Leben, und das Wirtschaftswunder ist überall zu spüren. Im Ostteil, im Arbeiter- und Bauernstaat, wird wohl der sogenannte Wohlstand noch länger auf sich warten lassen. Die Menschen müssen nach wie vor nach Obst und Gemüse anstehen. Auch andere Lebensmittel werden immer knapper und teurer; von Luxusgütern, die auch zu einem neuen Lebensgefühl gehören, ganz zu schweigen. Die guten und begehrten Artikel werden getestet, dann für Devisen in den Westen geliefert und verschwinden so wieder ganz schnell vom Markt im Osten.

Dafür holen sich die Ost-Berliner die verschiedenen Dinge des alltäglichen Bedarfs aus dem Westteil der Stadt. Beileibe nicht oft oder gar täglich, denn die Umtauschkurse sind hoch und die Preise demzufolge für die Leute aus dem sowjetischen Sektor entsprechend teuer. Illegal ist das sowieso. Die Kontrollen an den Grenzen werden immer strenger. Die Zeitungen können fast täglich von überführten Grenzgängern berichten. … weiter


Wir danken dem Zeitgut-Verlag für die Abdruckerlaubnis des Textes. 
Aus:
– Mauerzeit, Als fliehen tödlich sein konnte. 1961-1989, Reihe Zeitgut Band 25
– Siebzig Meter Angst, Fluchtgeschichten aus der DDR. 1961-1989, Reihe Zeitgut Auswahl


Bild von Photoholiday auf Pixabay


Tipp der Redaktion:

„Wir Kinder der Mauer“. Der Dokufilm erzählt die Geschichte von Heranwachsenden zwischen 1961 und 1989. In der Mediathek der ARD.
Sehr empfehlenswert. 

Verfügbar bis zum 7.8.2022

zum Film

 

Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki

Mitteilung: IPPNW

Am 6. und 9. August jähren sich die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki zum 76. Mal. Die ärztliche Friedensorganisation Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) ruft die Bundesregierung in Gedenken an die Opfer von Atomwaffeneinsätzen sowie Atombombentests dazu auf, sich klar für die Entschädigung der Leidtragenden zu positionieren. Weiterlesen

Eingewanderte bauen zögerlich Bindungen an Parteien in Deutschland auf

Bericht: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW)

Parteibindungen unter Menschen mit Einwanderungsgeschichte seltener als in der restlichen Bevölkerung – Eingewanderte aus Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion neigen häufiger der CDU/CSU zu, Eingewanderten aus Südeuropa und der Türkei der SPD – Aktivere Ansprache und stärkere Vertretung von Interessen nötig, um Parteibindungen unter Eingewanderten zu stärken … weiter


Quelle: www.diw.de

 

Autoaufkleber und Mitmenschlichkeit

Ein Kommentar von Detlef Träbert

Wie oft wohl haben schon Adresskärtchen von Gebrauchtwagenhändlern am Fenster der Fahrertür meines Autos gesteckt? Ich habe sie nicht gezählt. Ich habe sie auch nicht wirklich beachtet, sondern nur umgehend, aber sachgerecht in der Restmülltonne entsorgt. Da gehört laminierte Pappe nämlich hinein. Ich habe die Leute, die diese Karten an Autofenster stecken, auch schon bei ihrer Tätigkeit beobachtet und mich gefragt, ob sie wohl den gesetzlichen Mindestlohn erhalten. Vermutlich nicht; wahrscheinlich werden sie schwarz bezahlt und gehören zu der Gruppe der tatsächlich Armen in unserer Gesellschaft. Natürlich sind diese Kärtchen ärgerlich. Schließlich zwingen sie Menschen, die sie gar nicht haben wollen, zu einer Entsorgungsaktion. Aber was ist das für eine kleine Mühe im Vergleich zum Verteilen tausender Karten, nur um ein paar Euro zu verdienen? … weiter


Bild von José Manuel de Laá auf Pixabay 

 

Aussöhnung und gute Nachbarschaft mit Russland

80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion

Mitteilung: IPPNW

Anlässlich des 80. Jahrestages des Überfalls Nazi-Deutschlands fordert die ärztliche Friedensorganisation IPPNW die Bundesregierung auf, zu einer Politik des friedlichen Ausgleichs und der guten Nachbarschaft zurückzukehren, wie sie Willy Brandt erfolgreich betrieben hat. Der Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion kostete etwa 27 Millionen sowjetischen Bürger*innen das Leben und verwüstete weite Teile des Landes. Die IPPNW Deutschland beteiligt sich an Gedenkveranstaltungen für dieses Menschheitsverbrechen, fördert Begegnungen mit russischen Bürger*innen und setzt sich für ein Ende der neuen militärischen Konfrontation ein. Dazu gehört auch eine Entspannung des Konflikts in der Ukraine durch Lösungen, die die legitimen Interessen der Betroffenen berücksichtigen. Weiterlesen

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 32: Lost Generation?

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 32

 

Lost Generation?

Wenn ich heute einen Essay schreibe, habe ich immer das Gefühl, der Leser steht neben mir, wir machen uns gemeinsam auf den Weg und plaudern ein wenig.“
(Helen Macdonald)

Das Haus, auf das ich durch mein Küchenfenster schaue, ist besteht aus Betonplatten und hat vier Etagen. Die Wohnung im ersten Stock scheint lediglich ein Spekulationsobjekt zu sein, denn dort sieht man nur gelegentlich mal einen Mann auf dem Balkon eine Zigarette rauchen. Die übrige Zeit scheint dort niemand zu wohnen. Im zweiten Stock wohnt eine mittelalte Frau, die auf dem Balkon raucht und permanent mit einer unangenehm-durchdringenden Stimme telefoniert; ganz unten und ganz oben wohnen Typen, die die vollkommenen Smartphone-Wischer sind. Weder den Typ im Erdgeschoss, noch den im Penthouse habe ich jemals ohne Gerät gesehen. Auch sie rauchen, aber nie einfach so, sondern immer nebenher. Sie sind buchstäblich mit ihren Geräten verwachsen oder diese mit ihnen. … weiter

Clipart oben links von OpenClipart-Vectors auf Pixabay
Bild von SplitShire auf Pixabay 


Alle bisherigen Texte von Götz Eisenberg im Magazin Auswege

Alle aktuellen Texte von Götz Eisenberg im GEWerkschaftsMagazin

 

1 31 32 33 34 35 59